Vielfältige Herausforderungen hatte die freiwillige Feuerwehr bei ihrer Jahreshauptübung in der Unterstadtstraße zu bewältigen. Zum einen die Anfahrt, weil die großen Fahrzeuge wie die Drehleiter nur bedingt, durch das Unterstadttor fahren können, zum anderen die engen Aufstellmöglichkeiten in der Straße, in der der Begegnungsverkehr für Autos schon manchmal zur Herausforderung werden kann und dann noch ein historisches Haus mit schmalen, gewendelten Treppen und viel Brandlast durch Holzaufbau.
Szenario orientiert sich echten Ereignissen
Einsatzleiter Markus Künstler hatte das Szenario ausgearbeitet und hatte dabei immer den realen Brand in der Unterstadt im April 1992 ein paar Häuser weiter entfernt im Hinterkopf. Damals breitete sich das Feuer über drei Häuser aus, weil die Dachböden offen waren und nicht durch Brandschutzmauern getrennt gewesen waren. „Das war die reinste Kaminwirkung“, sagte Künstler. Nach diesen Erfahrungen wurden Brandschutzmauern eingezogen, trotzdem ist die Situation dort eng und wegen der historischen Bauten mit viel Holz gefährlich.
Angenommen wurde für die Übung ein Kurzschluss im Treppenhaus zwischen ersten und zweiten Stockwerk. Für die sieben Bewohner des dreistöckigen Hauses, sei dadurch eine Flucht nach draußen unmöglich geworden. Nach dem Eintreffen der ersten Feuerwehrfahrzeuge wurde das Alarmierungsstichwort erhöht, um weitere Fahrzeuge aus Daisendorf und eine zweite Drehleiter aus Immenstaad anzufordern.

Finja und ihr Herrchen werden gerettet
Moderatorin und Feuerwehrfrau Sabrina Junker erklärte den zahlreichen Zuschauern detailliert alle Abläufe. Mittels angelegter Leitern und der beiden Drehleitern wurden die angenommen eingeschlossenen Personen gerettet. Zum ersten Mal bei einer Übung wurde mit Finja auch ein Hund mit der Drehleiter aus dem Haus gebracht. Der Eigentümer des Gebäudes, Bernd Blumstein-Federer, der einen Verletzten mimte, meinte: „Sie ist schließlich das Wichtigste.“ Derweil wurde anschaulich für die Zuschauer eine Puppe in den in der Ankergasse aufgebauten Sprungretter geworfen. Diese im Szenario verletzte Person wäre die einzige gewesen, die die Einsatzkräfte ins Krankenhaus gebracht hätten müssen. Dies erklärte Johannes Bleiel, Einsatzleiter der Schnellen Einsatzgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Die insgesamt neun Sanitäter kümmerten sich um die mutmaßlichen Verletzten, kontrollierten Puls, Kreislauf sowie Gesamtzustand. Sie fragten auch, ob sie im Ernstfall irgendwo anders eine Unterkunft finden würden.

Erst Menschenrettung, dann Brandbekämpfung
Bei der anschließenden Manöverkritik, dem traditionellen Sturmwachtrunk, erklärte Einsatzleiter Künstler nochmals den genauen Ablauf. Das gesamte Gebiet sei in drei Abschnitte aufgeteilt worden. Neben den beiden Abschnitten in der Unterstadtstraße gehörte die Sicherstellung der Wasserversorgung über den Bismarkplatz vor dem Unterstadttor dazu.
Die Aufgabenstellung sei klar geregelt gewesen, erst Menschenrettung, dann Brandbekämpfung und dann Riegelstellung, um die benachbarten Gebäude zu schützen. Mit einer der größten Schwierigkeiten sei die richtige Reihenfolge der Einfahrt der Fahrzeuge, den in der engen Straße könne nicht rangiert werden.
Lob von Dagobert Heß für die Übung
Der stellvertretende Kreisbrandmeister Dagobert Heß war voll des Lobes für die Übungsannahme und Ausführung. Er bezeichnete das einsatztaktische Vorgehen als sehr gut, lobte die souveräne und ruhige Vorgehensweise von Einsatz- und Abschnittsleitern und das handwerkliche Können, jedes einzelnen aus der Mannschaft. Positiv hob er die interkommunale Zusammenarbeit mit anderen Wehren vor und äußerte sich anerkennend über das „eingespielte Team“ mit dem DRK.
Heß dankte auch der Jugendfeuerwehr, die unter der 16-jährigen Einsatzleiterin Lena Hainmüller aus drei Rohren ein stark rauchendes Holzhäuschen gelöscht haben. Zudem verlieh Heß das Ehrenzeichen in Bronze an Rene Martin für 15 Jahre im aktiven Dienst. Jan Junker der Kommandant der Wehr, der in seinem Grußwort die Gäste begrüßte, erhielt stellvertretend Gastgeschenke der französischen Feuerwehr aus der Partnerstadt Louveciennes und einen humorvollen Rüffel, dass er immer noch kein Wort Französisch spräche. Christian Gorber vom Kreisfeuerwehrverband hob in seinem Grußwort die vorbildlichen Informationen der Stadt auf ihrer Internetseite zum Bevölkerungs- und Katastrophenschutz hervor. „Da könnten Sie ein Vorbild für andere Gemeinden sein“, sagte er.

Bürgermeister dankt der Wehr für den Einsatz
Bürgermeister Robert Scherer, meinte, da sei die Verwaltung auch ein wenig stolz drauf. Er schilderte seine Eindrücke aus der Sicht des Laien und nahm die während der Übung kursierende Frage auf, „Was, wenn es im August, der Hochsaison, dort wirklich brennt?“ Zumal eine englische Autofahrerin versucht habe, im Slalom, um die Feuerwehrfahrzeuge zu fahren und erst kurz vor den Drehleitern am Unterstadttor, alles wieder rückwärts fuhr. Im Namen der Gemeinderäte und der Stadt, dankte Scherer der Wehr und sprach die traditionellen Worte aus, auf die alle Wehrleute gewartet haben: „Weißherbst marsch“, welche Bürgermeister Karl Moll vor 97 Jahren ins Leben gerufen hat.