Es gibt einen Weg: Wer derzeit von Meersburg nach Hagnau mit dem Fahrrad fährt, muss eine Umleitung nehmen. Die Betonung liegt auf Muss! Der Weg führt ab der Therme Meersburg hoch zur Bundesstraße und dort über einen Fahrradweg bis nach Hagnau. Umleitungsschild und Absperrung hindern einige Fahrradfahrer nicht daran, trotzdem über die gesperrte Strecke zu fahren, um sich dann zu beschweren, wenn sie an einer unpassierbaren Baustelle stranden.

Die Gemeinden Meersburg, Hagnau und Stetten haben davon die Nase voll. Sie engagieren einen Sicherheitsdienst, um Fahrradfahrer auf das Selbstverständlichste hinzuweisen, nämlich, dass Verkehrsschilder ihre Gültigkeit haben. Auch für sie. Stettens Bürgermeister Daniel Heß berichtet von „Familienvätern, die mit ihren Kindern die Absperrbaken zur Seite schieben und durchfahren“. Wenn sie dann an der Baustelle ankommen, beschweren sie sich noch bei den Bauarbeitern, dass sie nicht durchkämen. Ein für die Bauarbeiter „unerträglicher Zustand“, wie Heß findet. „Die Ignoranz mancher Fahrradfahrer nimmt eine Form an, wo du sagst, das geht ja gar nicht mehr.“

Marcus Wagner arbeitet als Polier bei der Straßenbaufirma Storz, die vom Gemeindeverwaltungsverband mit der Erneuerung der Straße beauftragt wurde. Gerade ist er damit beschäftigt, heißen Asphalt glattzuziehen. Er sagt, dass er froh über den Sicherheitsdienst ist, der Fahrradfahrer davon abhält, ihm durchs frische Beet zu trampeln. „Sie hätten sonst alles wieder kaputtgemacht.“ Nach seiner Beobachtung wirkt die Maßnahme, sie hätten Luft zum Schaffen und müssten sich nicht ignoranter Fahrradfahrer erwehren.
Jörg Große-Herrenthei ist Rennradfahrer. Der Mann aus Freiburg kam für einen Ausflug an den Bodensee. Er radelte von Schnetzenhausen bis Seefelden, nahm dort ein Mittagessen ein, und kehrt nun zurück zu seinem Ausgangspunkt. Für ihn sei es selbstverständlich, sich an die Regeln zu halten und Verkehrsschilder nicht zu ignorieren. Vielmehr ärgert es ihn, wenn Sicherheitsdienste für das Selbstverständlichste engagiert werden müssen. „Das zahlen wir mit unseren Steuergeldern.“
Bodensee soll für Radler sicherer werden
Der Bodenseeradweg zählt zu den touristischen Höhepunkten in der Region. Verkehrsminister Winfried Hermann sagte bei einer Radtour im Spätsommer 2023: „Der Bodenseeradweg ist einer der schönsten Radwege, die wir im Land haben. Es gibt aber einige Engstellen, auch gefährliche Stellen.“ Er sei an seine Kapazitätsgrenze gekommen. Nun sei es Zeit dafür, ihn sicherer zu machen. Anwohnergemeinden, Radlerinitiativen und Touristiker sollten sich zusammensetzen und gemeindeübergreifend Verbesserungsvorschläge machen.
Gemeindeübergreifend gehen die drei Anliegergemeinden Meersburg, Stetten und Hagnau hier mit gutem Beispiel voran. Zum einen haben sie den Verbindungsweg parallel zur Bundesstraße zu einer Fahrradstraße ausgebaut. Und die drei Gemeinden nehmen Geld in die Hand für einen breiteren und damit sicheren Radweg parallel zum Bodenseeufer. Die Gemeinde Stetten verfügt hier über einen 1,1 Kilometer langen Uferstreifen.
Bürgermeister Heß berichtete davon, dass es zu Verzögerungen bei den Bauarbeiten kam, weil der Unterbau an verschiedenen Stellen nicht so stabil wie gedacht gewesen sei. Eigentlich wollte man vor Einbruch des Winters fertig sein, musste die Baustelle in den letzten Monaten dann aber ruhen lassen. Die Strecke sei provisorisch so hergestellt worden, dass Fahrradfahrer sie nutzen konnten. Aktuell finden wieder Belagsarbeiten statt und Heß ist zuversichtlich, dass die Freigabe bis Ostern erfolgt.

Als Heß selbst „angeblökt“ wurde
Aus eigener Erfahrung berichtete Heß darüber, wie manche Fahrradfahrer unterwegs sind. Auf Stettener Gemarkung war ein Baum umgefallen und blockierte den Weg. Der Meersburger Bauhof sei noch in der selben Stunde angerückt und zersägte den Baum. Bis es so weit war, stellte sich Heß mit Unterstützung seiner Tochter an die Gefahrenstelle und warnte die Fahrradfahrer.
„Was wir angeblökt worden sind von Fahrradfahrern, weil ein Baum auf der Straße lag. Dafür konnte ja niemand etwas. Brutal, was du dir da anhören musst.“ Für Daniel Heß ist dies übrigens kein neues Phänomen, vielmehr kennt er es auch aus seiner Rolle als Feuerwehrmann. „Wenn du eine Straße sperrst, zur Sicherheit der Kameraden und Verkehrsteilnehmer, werden die Feuerwehrleute stellenweise richtig blöd angemacht.“

Nun blickt Heß positiv auf die Wiedereröffnung. Ihm sei bewusst, dass es sich auch für Pendler um eine wichtige Verbindung handelt. Den Umweg über den Höhenrücken hält er für machbar. „Man muss den Buckel hochfahren, das ist ein gewisser Aufwand, aber es hat ja fast jeder ein Pedelec, gerade die Pendler.“