Die beiden Bewerber für die Bürgermeisterwahl stellten sich und ihre Ziele bei einer öffentlichen Kandidatenvorstellung in der Sommertalhalle interessierten Bürgern vor. Bürgermeisterstellvertreter Sebastian Schmäh führte durch die Veranstaltung und erklärte die Regularien, während Hauptamtsleiter Maximilian Fetzer mit der Stoppuhr die Einhaltung der Rede- und Fragezeiten überwachte. Dem Eingang der Bewerbungsunterlagen nach begann der amtierende Bürgermeister Robert Scherer mit seiner Rede.

Der stellvertretende Bürgermeister Sebastian Schmäh und Hauptamtsleiter Maximilian Fetzer (von links) führten durch die ...
Der stellvertretende Bürgermeister Sebastian Schmäh und Hauptamtsleiter Maximilian Fetzer (von links) führten durch die Kandidatenvorstellung und achteten auf die Einhaltung der Zeitlimits. | Bild: Lorna Komm (lko)

Scherers Rede: Meilensteine in Vergangenheit und Zukunft

Obwohl er in seiner Amtszeit bestimmt mehr als 100 Reden gehalten habe, sei er dennoch aufgeregt, bekannte Scherer locker plaudernd. Schnell zog er danach den Bogen zu den erreichten Dingen in seiner Amtszeit. Aus den vielen umgesetzten Projekten sprach er über „die vier Meilensteine Pandemie, Nachhaltigkeit, Infrastrukturen und Bildung.“ Auch den Blick in die Zukunft „wir stehen weiterhin vor der Aufgabe, Meersburg noch lebenswerter und noch zukunftsfähiger zu gestalten“, wie er sagte, teilte er in drei Meilensteine ein.

Dazu führte er als Erstes die zukunftsfähige Stadtentwicklung an, wo er sich weiterhin für den Ausbau von bezahlbarem Wohnraum und die Erschließung neuer Gewerbeflächen einsetzen werde. Weiterhin wolle er den Bürgerbeteiligungsprozess Meersburg 2030 fortführen und drittens die Lebensqualität steigern. Dafür unter anderem, den öffentlichen Nahverkehr weiter zu verbessern und das Fahrradwegnetz auszubauen. „Ich könnte noch mehr berichten“, sagte er, doch dafür sei die Redezeit zu kurz. Direkt im Anschluss an die zehnminütige Redezeit hatten die Bürger die Gelegenheit dem Amtsinhaber Fragen zu stellen.

Pflügers Rede: Von Familie bis Weinwirtschaft

Mitbewerber Theodor Artiles Pflüger begann gleichermaßen locker plaudernd, lobte das „angenehm, sympathische Lebensgefühl“, in der Stadt, in der er seit 2011 lebe. Auf Erreichtes könne er nicht zurückblicken, doch in den letzten 20 Tagen sei ihm seitens der Bürgerschaft vieles zugetragen worden, worüber er nun reden wolle. Dazu führte er Kindergartengebühren, den Erhalt des historisch romantischen Stadtbilds, Personalprobleme in der Gastronomie mangels Unterkünften oder den Individualverkehr in der Unterstadtstraße auf. Auch die Anliegerstraßen, welche sportliche Fahrer als Abkürzung nähmen, wolle er besser überwachen lassen.

Das könnte Sie auch interessieren

Sein Schwerpunkt gelte der Abteilung Familie, Bildung und Soziales, aber er wolle auch den Obstanbau und die Weinwirtschaft erhalten. Dazu würde er gerne Informationen aus erster Quelle von der Winzergenossenschaft erhalten „Ich werde intakte Strukturen ausbauen und verschlepptes in Angriff nehmen“, versprach Artiles Pflüger am Ende seiner Redezeit, bevor auch er sich den Fragen des Publikums stellen musste.

Das fragten die Meersburger Scherer

Den Amtsinhaber Robert Scherer wurden unter anderen Fragen zur Haushaltssperre und Kreditaufnahme gestellt. Scherer erklärte die Gründe die zur etwa achtwöchigen Haushaltssperre geführt hätten, lagen hauptsächlich an den zu dem Zeitpunkt noch nicht eingegangen Zuschüssen. Nach deren Eingang sei die Sperre aufgehoben worden. Die Kommune habe beschlossen auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten zu investieren, um den wirtschaftlichen Motor weiterlaufen zu lassen. Die Kämmerin habe den Bedarf von 3,1 Millionen Kredit errechnet, die Einzelheiten zur Verwendung könnten im öffentlich einsehbaren Haushalt nachgelesen werden. Eine Frage zur Einführung des Einwegpfands beantworte Scherer, dass dieses für to-Go-Produkte gedacht sei, also Eisbecher oder Pizzakartons. Die Höhe des Pfandes werde dann vom Gemeinderat beschlossen und werde sich an anderen Kommunen orientieren. „Das Thema wird angegangen, wenn der Oberste Gerichtshof die Lage geklärt hat“, sagte Scherer, damit Rechtssicherheit bestehe.

Die Bürger hatten im Anschluss an die jeweilige Vorstellung die Gelegenheit den Bewerbern Fragen zu stellen.
Die Bürger hatten im Anschluss an die jeweilige Vorstellung die Gelegenheit den Bewerbern Fragen zu stellen. | Bild: Lorna Komm (lko)

Auf die Frage zur wenig ansprechenden Attraktivität des Skaterplatzes, stellte der Amtsinhaber lächelnd die Gegenfrage, ob der Fragesteller in den letzten drei Wochen dort gewesen sei, denn inzwischen seien zwei alte Baubürocontainer als Unterstellmöglichkeit aufgestellt worden. Im Rahmen der Jugendbeteiligung sollen die Jugendlichen diese selber streichen und gestalten. Weiterhin komme noch eine Lichtanlage für abends.

Das fragten die Bürger Pflüger

Mitbewerber Theodor Artiles Pflüger wurde in vielen Fragen gebeten, sich zu konkretisieren. „Sie haben oft den Konjunktiv verwendet, das ist mir zu schwammig“, sagte ein Bürger und fragte nach dem Programm für die ersten 100 Tage. Der Herausforderer wiederholte, dass ihm Bildung und Familienpolitik wichtig sei und dass er mit der Abteilung und auch dem Ordnungsamt Kontakt aufnehmen wolle. Auf zur Frage, nach Ideen Meersburg aus dem Winterschlaf zu holen, antwortete er, die Stadt lebe von der Sommersaison. „Viele Meersburger verreisen im Winter für einen längeren Zeitraum“, sagte er, was im Saal zu Gemurmel führte.

Das könnte Sie auch interessieren

Auf die Frage zur Umsetzung der kommenden Ganztagesbetreuung von Schülern und konkreten Zielen zur Ferienbetreuung, erklärte Artiles Pflüger, wenn keine Konzepte vorlägen, müssten welche erarbeitet werden. „Ich brauche die ersten 100 Tage, um mich einzulesen“, verwies er auf die vorhergegangene Frage. Auch für die Bebauung des Sommertalparkplatzes blieb er vage. Er begrüße den Parkplatz aber auch Wohnungen seien wichtig. „Mir fehlen noch Informationen wo Ausgleichsflächen hinsollen“, sagte er. Er kenne auch den aktuellen Planungsstand nicht, wenn noch was möglich wäre, würde er dies mit dem Stadtrat diskutieren.

Stimmen über den Abend

Susanne Banz war zufrieden mit der Veranstaltung. Ihre Fragen seien zumindest ausreichend beantwortet worden. „Es hat meinen Entscheidungsprozess vorangetrieben“, sagte sie. Jakob Böttcher erklärte: „Man hat jetzt ein klareres Bild über die Qualitäten der beiden Kandidaten.“ Natürlich habe der Amtsinhaber immer einen Vorteil, weil er in der Thematik drinsteckt, meinte er weiterhin. „Aber die Möglichkeit, sich einzulesen hat jeder Kandidat“, erklärte Böttcher. Auch Matthias Kullik erzählte, dass die Veranstaltung seine Meinung gefestigt habe. Er befand aber, der Mitbewerber hätte sich in den letzten drei Wochen mehr Mühe machen können. „Inkompetenz glänzt“, sagte Kullik und fügte an: „Das können Sie ruhig schreiben.“