Weihnachtsbaum-Plantagen sind definitiv keine Selbstgänger. Sie benötigen eine Ganzjahrespflege. Das gilt nicht nur für den Untergrund, sondern vor allem auch für jeden einzelnen Baum. „Der Wunsch nach einem absolut perfekten Weihnachtsbaum ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden“, berichtet Georg Dreher aus dem Meersburger Vorort Riedetsweiler. Und er muss wissen, was er sagt, denn er hat mehrere Weihnachtsbaumplantagen und verkauft die Bäume im Advent direkt an seinem Hof.

Das ist auch der Grund, warum er mit seinem Team im Sommer immer mehr Zeit in seinen Plantagen verbringt. „Wir müssen den Unterwuchs ein kleines bisschen entfernen und dann die Bäume in Form schneiden“, erklärt der 65-Jährige. „Das ist so, wie wenn der Friseur zu den Weihnachtsbäumen kommt.“ Mit dieser Arbeit könne man mittlerweile sehr viel beeinflussen. „Da fällt die Entscheidung, ob der Baum eher schlank oder als Pyramide wächst“, so Georg Dreher. „Man kann sogar den Abstand der einzelnen Äste und die Baumspitzen regulieren.“

An diesem Baum wird sogar die Spitze bearbeitet, damit er gut ein oder zwei Jahre später als Christbaum dienen kann.
An diesem Baum wird sogar die Spitze bearbeitet, damit er gut ein oder zwei Jahre später als Christbaum dienen kann. | Bild: Reiner Jäckle

Bäume werden symmetrischer

Dann macht sich der Weihnachtsbaumzüchter an die Arbeit. Er holt seine elektrische Baumschere und sucht sich einen Baum heraus. Dieser sieht sehr natürlich, aber eben auch sehr unförmig aus. Auf der einen Seite hat er ausladende Äste, auf der anderen Seite eher kurze. Georg Dreher beginnt damit, einzelne Zweige zu kürzen. Immer wieder schaut er den Baum von mehreren Seiten an. Nach gut zehn Minuten hat er eine deutlich symmetrischere Form als vorher.

So sieht ein frischer Baumschnitt aus. Dieser sollte bis zur Ernte verwachsen, aber nicht neu ausgetrieben sein.
So sieht ein frischer Baumschnitt aus. Dieser sollte bis zur Ernte verwachsen, aber nicht neu ausgetrieben sein. | Bild: Reiner Jäckle

Danach geht er zum nächsten Baum und erklärt: „Diesen Schnitt sollte man etwa eineinhalb oder zweieinhalb Jahre vor der Ernte machen.“ Damit meint er, bevor der Baum letztlich in einem Wohnzimmer oder auf einem Balkon landet und geschmückt wird. Der Grund liegt auf der Hand, denn dieser Schnitt hinterlässt an jedem Ast eine helle Stelle, die unschön aussieht. „Ziel ist es, dass diese Stelle verwächst, ohne aber neue Triebe zu bilden“, sagt der Christbaum-Experte. „Diese würden nämlich in einer Gabel wachsen und auch wieder unschön aussehen.“

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Wer einmal an einer Weihnachtsbaum-Plantage vorbeigefahren ist und weiß, wie viele Bäume da stehen, kann sich ausrechnen, wie lang allein dieser Formschnitt dauert, wenn man bei jedem Baum zwischen fünf und zehn Minuten einkalkulieren muss. Für Georg Dreher und sein Team ist die Pflege der Plantagen allerdings noch intensiver. „Wir benutzen keine Herbizide oder sonstige Zusatzstoffe“, betont er. „Deshalb ist der Bewuchs unter den Bäumen natürlich sehr viel größer, den wir immer wieder kürzen müssen.“ Allerdings biete das auch den Vorteil, dass, wenn das Wetter bei der Ernte im Spätherbst sehr feucht ist, man den Baum keineswegs durch Matsch ziehen müsse. Um einen Formschnitt bei den Weihnachtsbäumen kommt aber keiner drumherum.

Dieser Baum auf der Plantage wurde bereits im Juli markiert, dass er am 10. Dezember abgeholt wird.
Dieser Baum auf der Plantage wurde bereits im Juli markiert, dass er am 10. Dezember abgeholt wird. | Bild: Reiner Jäckle

Georg Dreher ist aber auch im Sommer nicht immer nur allein mit seinem Team auf einer der Plantagen im Einsatz, da er seinen Kunden das Angebot macht, sich schon sehr früh den passenden Baum für Weihnachten zu reservieren. „Wir hatten den ersten Kunden bereits im Juli, der seinen Baum für Dezember markiert hat“, berichtet der Züchter. „Und er ist nicht der Einzige geblieben.“ Wenn man also vor Riedetsweiler an der Weihnachtsbaum-Plantage von Georg Dreher vorbeifährt und Bäume mit einem rot-weißen Flatterband mit Datum versehen sind, dann ist klar, dass diese Bäume bereits für Weihnachten reserviert sind.