Meersburg will künftig auf Seewärme zur Wärmeversorgung setzen. Die Weichen dafür hatte der Gemeinderat bereits 2023 gestellt. Bei einer ersten Informationsveranstaltung im Vineum stellten die Projektverantwortlichen Technik und Zeitplan vor – und gaben Raum für Fragen. Die rund 120 Besucher nutzten die Gelegenheit ausgiebig. Sie fragten beispielsweise nach Auswirkungen des Nahwärmeprojekts auf die Wassertemperatur im Bodensee, den Umgang mit der Quagga-Muschel oder einen möglichen Anschlusszwang.

Rede und Antwort standen Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer sowie vonseiten des Stadtwerks am See Marius Wöhler, Bereichsleiter Energiesysteme, und Mark Kreuscher, Leiter Geschäftsbereich Netze.

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Wie Marius Wöhler erklärte, werde Seewasser angesaugt, um die Seewärme zu nutzen. Per Wärmetauscher werde dem Wasser Wärme entzogen, dieses werde schließlich leicht abgekühlt wieder in den See zurückgeleitet. Ob das Wasser unterirdisch oder überirdisch zurückgeleitet werde, müsse noch geprüft werden.

Marius Wöhler, Leiter Energiesysteme beim Stadtwerk am See, gab technische Informationen rund um das geplante Seewärmeprojekt.
Marius Wöhler, Leiter Energiesysteme beim Stadtwerk am See, gab technische Informationen rund um das geplante Seewärmeprojekt. | Bild: Martina Wolters

Rückgeleitetes Wasser drei bis vier Grad kälter

Carin Walther fragte nach, wie stark das Wasser abgekühlt werde. Wöhler erläuterte, er gehe beim Rückfluss von einer drei bis vier Grad niedrigeren Wassertemperatur aus: „Es kommen keine Eiswürfel raus“, setzte er scherzend hinzu. Die Auswirkungen auf die Seewassertemperatur seien nicht spürbar. Selbst wenn sich alle Seegemeinden am Nahwärmeprojekt beteiligen würden, könnte die Rückleitung des kühleren Wassers in den See, auf 20 Jahre gesehen, nicht einmal erwartete Temperaturerhöhungen durch den Klimawandel komplett ausgleichen.

Die frühere Gemeinderätin Heidrun Funke (Grüne) erkundigte sich nach dem Umgang mit der Quagga-Muschel, die sich im See ausbreitet und sich auch in den Anlagen festsetzen könnte. “Es ist mittlerweile möglich, die Muschel technisch in den Griff zu bekommen“, lautete die Antwort. Die Anlagen würden entsprechend geplant, auch was zum Beispiel das Ausfiltern der Muschellarven angehe, erklärte Wöhler.

Viele Fragen zum Seewärme-Projekt kamen aus dem Publikum, hier von Altbürgermeister Rudolf Landwehr (Fünfter von rechts).
Viele Fragen zum Seewärme-Projekt kamen aus dem Publikum, hier von Altbürgermeister Rudolf Landwehr (Fünfter von rechts). | Bild: Martina Wolters

Hauptbauzeit im Herbst und Winter

Altbürgermeister Rudolf Landwehr fragte nach Synergien beispielsweise bei aktuellen Straßensanierungen, um Straßen nicht zweimal aufreißen zu müssen. Leerrohre mitzuverlegen, sei aufgrund deren Größe nicht möglich, entgegnete Mark Kreuscher. Allerdings werde hier eng mit dem Bauamt zusammengearbeitet. Die Hauptbauzeit werde in den weniger touristischen Herbst- und Wintermonaten stattfinden.

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Edeltraud Landwehr wollte wissen, wie lange das Gasnetz in der Stadt noch betrieben werde. Mark Kreuscher bestätigte Landwehrs Annahme, dass das Gasnetz langfristig vom Netz genommen werde. In der Regel gebe es für solche Außerbetriebnahmen zehn Jahre Vorlauf und entsprechende alternative Angebote.

Hotel am Hämmerle-Areal fest eingeplant

CDU-Stadtrat Peter Köstlinger sprach den auf dem Hämmerle-Areal angedachten Hotelbau an. Der sei fest in die Planung einbezogen, hieß es vonseiten des Stadtwerks. Sollte der Bau vor der ersten Wärmelieferung im Jahr 2028 fertig sein, werde es eine Übergangslösung geben, erklärte Wöhler.

Bürgermeister Robert Scherer warb zusammen mit Mark Kreuscher von Stadtwerk am See dafür, sich als potenzieller Kunde registrieren zu ...
Bürgermeister Robert Scherer warb zusammen mit Mark Kreuscher von Stadtwerk am See dafür, sich als potenzieller Kunde registrieren zu lassen. | Bild: Martina Wolters

Wie Wöhler versicherte, werde es keinen Anschlusszwang an das Seewärmenetz geben. Nachfragen zu Kosten und Preisen gesamt könne er aktuell noch nicht detailliert beantworten. Die Nahwärmepreise richteten sich unter anderem nach der Zahl der tatsächlichen Anschlüsse. Fest stehe, dass ein Einzelkunde einen einmaligen Finanzierungsbeitrag und einen jährlichen Grundpreis leisten müsse. Hinzu komme der verbrauchsabhängige Arbeitspreis.

Ab Mitte 2025 Preise und Beratung

Preise könne man voraussichtlich ab Mitte 2025 nennen, auch Vor-Ort-Termine bei möglichen Kunden seien dann möglich. Insgesamt bewege sich das Projekt im Bereich von rund 20 Millionen Euro, man rechne mit einer Förderrate von 40 Prozent. Wie Bürgermeister Robert Scherer betonte, seien Bundesmittel zugesichert. Vonseiten des Landes gebe es bislang nur Beratungsangebote. “Wir bleiben dran“, signalisierte Scherer die Entschlossenheit, sich in der Verwaltung für Landesmittel einzusetzen.

Der Frage aus dem Publikum, was passiere, wenn sich kein Meersburger für die Nahwärme entscheide, begegneten Robert Scherer und Mark Kreuscher entspannt. Man habe durch Gebäude der Stadt und des Landes bereits eine Basis für eine Auslastung. Der Bürgermeister appellierte an die Bürger jedoch, die „einmalige Chance“, wie er sie nannte, zu nutzen.

Das Projekt im Fernsehen

Bürgermeister Robert Scherer wies auf mediale Aufmerksamkeit für das Projekt „Seewärme Meersburg“ hin. Am Montag, 14. Oktober um 19 Uhr strahle das Bayerische Fernsehen das Umweltmagazin „Unkraut“ aus. Die Folge befasse sich mit dem Seewärme-Projekt, es komme unter anderem Fischerin Elke Dilger zu Wort.