Meersburg-Baitenhausen Es ist morgens 8 Uhr. Josef Staiger aus Oberuhldingen möchte pünktlich sein – und er ist es! Er kommt mit seinem Fahrrad zum Volksradfahren des Radfahrvereins Wanderlust Schiggendorf-Baitenhausen. Bei der Anmeldung sitzen Sandra Oßwald und Lisa Bock und erwarten ihn bereits, auch wenn es offiziell erst um 8.30 Uhr losgeht. „Ich habe gelesen, dass es um 8 Uhr losgeht und ich wollte rechtzeitig da sein“, erzählt der 81-Jährige. „Früher bin ich mit meinem Kameraden vom Kegelclub Mittelstenweiler schon öfter dabei gewesen. Jetzt bin ich nach einer längeren Pause mal wieder am Start.“ Josef Staiger ist auch in seinem hohen Alter passionierter Radfahrer. „Ich bin eigentlich jeden Tag mit dem Rad unterwegs“, sagt er. „Es kann schon sein, dass ich mal mehr als 100 Kilometer bis nach Stein am Rhein und zurück an einem Tag fahre.“

Der Oberuhldinger hat sich bereits angemeldet und wartet auf seinen Start. Da berichtet er von seinen Plänen: „Ich plane, wenn das Wetter nicht mehr ganz so heiß ist, mal um den Obersee zu fahren.“ Und dann erlebt auch er eine Überraschung: Sein ehemaliger Nachbar Alfons Schlenker, der mittlerweile in Mühlhofen wohnt, ist ebenfalls gekommen. Beide begrüßen sich herzlich und bilden spontan eine Fahrgemeinschaft. Der 79-jährige Schlenker ist wie Staiger regelmäßig mit dem Rad unterwegs, aber zum ersten Mal beim Volksradfahren dabei. „Ich habe in der Zeitung darüber gelesen“, sagt er. „Da habe ich gedacht, dass ich da mal vorbeigehen muss.“

Und dann starten die beiden in Richtung Grasbeuren auf die etwa 20 Kilometer lange Runde. „Wir haben ja jedes Jahr eine etwas veränderte Tour, damit es nicht langweilig wird“, betont Artur Herz, der Vorsitzende des Radfahrvereins Wanderlust Schiggendorf-Baitenhausen. „Leider spielte bei unserer 38. Auflage das Wetter nicht ganz mit, deshalb sind es nicht ganz 100 Teilnehmer geworden.“ Eigentlich kommen auch zahlreiche Freunde von anderen Radfahrvereinen. Aus Singen kam die Nachricht, dass sie wegen des Wetters nicht gestartet sind.

Seit dem frühen Morgen sind mehr als 20 Vereinsmitglieder damit beschäftigt, alles für den Tag vorzubereiten. Die Grillhütte und die Getränkeausgabe werden bestückt. Immer mehr Salate werden vorbeigebracht. Dann werden unter den Bäumen Biertischgarnituren aufgebaut. Auch im Dorfgemeinschaftshaus werden Tische aufgestellt, falls es regnet – und das zeigt sich als optimal, denn zwischen 11 und 12 Uhr zieht ein Schauer über Baitenhausen. Einer, der seit Jahren dabei ist, ist der Landtagsabgeordnete Klaus Hoher. Er war schon vor seiner Stuttgarter Zeit am Start und sorgte immer wieder mit dafür, dass der Narrenverein Grasbeuren den Wanderpokal als größte Gruppe verliehen bekommt. „Es ist für mich ganz klar eine Tradition, kein Pflichttermin“, betont er. „Es ist mir eine Ehre, seit Jahren bei der Siegerehrung die Pokale übergeben zu dürfen.“

Der Landtagsabgeordnete der FDP lässt sich auch von dem Regenschauer nicht abhalten. Als er ins Ziel fährt, ist sein Hemd richtig nass, wobei er schmunzelnd betont: „Da ist auch Schweiß dabei, keine Sorge!“ Er kam mit dem Rad, absolvierte die etwa 20 Kilometer lange Runde und fuhr dann wieder mit dem Rad nach Hause. Dabei ging es ihm um mehr als nur dabei sein: „Ich habe meinen Anteil dazu beigetragen, dass wir mit dem Narrenverein Grasbeuren einmal mehr die größte Gruppe gestellt haben.“ Die Teilnehmer können sich am Dorfgemeinschaftshaus Baitenhausen nach der absolvierten Runde wieder stärken. Sandra Oßwald und Lisa Bock zeigen besondere Ausdauer, denn sie sitzen von der ersten Registrierung von Josef Staiger am frühen Morgen bis zur letzten Abgabe einer Tourkarte an der Anmeldung.