Vier Jahreszahlen rund um ihre Dorffasnet sind für die Rickenbacher Hennen Anlass für eine Jubiläumsgala gewesen. Sie blickten sie auf ihre 220-jährige Fasnetstradition zurück, belegt durch ein im Überlinger Stadtarchiv befindliches Dokument, auf das 55-jährige Bestehen ihres Narrenvereins, auf die 45-jährige Existenz der Hennen-Maskengruppe sowie auf die 40-jährige Geschichte der Schalmeiengruppe. Und da man schon am Jubilieren war, wurde auch noch die 55-jährige Narrenfreundschaft mit den Diesedorfer Katzedopeschliefer gefeiert. Angesichts solcher Massierung von großen, von runden und halbrunden Jubiläen und Schnapszahlen hatte Narrenpräsident Patrick Saile bei der Begrüßung der Gäste im Dorfgemeinschaftshaus allen Grund zur Freude.
"220 Jahre Fasnet in Rickenbach, das ist schon was", verwies Patrick Saile auf das Dokument im Überlinger Stadtarchiv, in dem 1796 ein Fastnachtsball genehmigt wurde. "Vielleicht kann sich der eine oder andere ja noch an jene Aufführung unter dem Motto Kirche, Könige, Knechte erinnern", blickte Saile schmunzelnd über die Köpfe der Gäste hinweg, unter denen sich auch seine drei Amtsvorgänger befanden: Alfred Gruber, Wolfgang Köhler und Norbert Drost. Ihnen und all den vielen Altvorderen dankte er, dass sie die Rickenbacher Fasnet hochgehalten haben.
"Was ihr da macht, ist großartig", sagte Michael Walser, der Landvogt der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Der Narrenverein halte nicht nur die Pflege närrischen Brauchtums hoch, sondern leiste auch einen großen Beitrag zum Dorfleben. Mit Vorschusslorbeeren bedachte er die Rickenbacher Hennen für die Ausrichtung des Gesamt-Salemer Umzugs am Fastnachtssonntag, 26. Februar. Es sei schon beeindruckend, wenn sich ein Dörfchen mit 260 Einwohnern der Invasion von um die 1000 Hästräger und Musikanten und vielleicht noch einmal so vielen Zuschauern stelle. "Ich hoffe nur, dass bis dahin die Vogelgrippe verflogen und die Geflügel-Stallpflicht aufgehoben ist", wünschte Michael Walser den Rickenbacher Hennen ein gutes Gelingen. Dem schloss sich Horst Schmid an, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der zwölf Salemer Narrenvereine. Er überbrachte den Hennen die Glückwünsche der übrigen Narrenvereine. Auch Roland Kretzer, der Präsident der Diesedorfer Katzedopeschliefer, machte seine Aufwartung.
Alfred Gruber, der den Narrenverein Rickenbach mitgegründet und 40 Jahre lang geleitet hatte, wünschte sich, dass sich diese innige Narrenfreundschaft noch lange erhalten möge. Als lebendiges Geschichtsbuch des Rickenbacher Narrenvereins skizzierte er, garniert mit etlichen Anekdoten, dessen 55-jährigen Werdegang, der am 11.11.1961 mit der Gründungsversammlung begann. Am selben Abend wurden er zum Narrenpräsidenten, Emmi Grünbacher zur Vize-Präsidentin gewählt. Mit einer Geburtstagsüberraschung wartete sein Nachfolger Wolfgang Köhler auf. Er überreichte eine von Goldschmied Uli Schubert 1985 schmuckvoll aufbereitete Chronik für die Ausstellungsvitrine des Vereins.
Das Rickenbacher Zunfthäs geht der Überlieferung nach auf eine wahre Begebenheit zurück, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg zutrug. Damals waren französische Besatzungstruppen im Dorf stationiert. Sie sollen es vor allem auf Hühnerfleisch abgesehen und mit dem Federvieh im Dorf ihren Speiseplan bereichert haben, bis auch das letzte Gegacker verstummt war. Doch ein einziges Huhn hatte sich vor dem drohenden Schicksal in einer Obstwiese verkrochen, bis die Luft wieder rein war. Nach Abzug der Truppen wackelte es wieder ins Dorf, zur großen Überraschung der Rickenbacher mit einer Schar Küken im Gefolge. Und so erholte sich der Hennenbestand allmählich wieder. 1971 eroberte er dann auch das Fastnachtsgeschehen.