Es soll ein Schlusspunkt des Gesamtprojektes Neue Mitte Salem sein: Die letzten vier Grundstücke am Westrand entlang des Stefansfelder Kanals stehen kurz vor dem Verkauf. Bauamtsleiter Marc Dürrhammer erläuterte in der jüngsten Gemeinderatssitzung, dass die Gemeinde in ihrer Vergabe frei sei, da es sich um keinen öffentlichen Bauauftrag, sondern um ein reines Grundstücksverkaufsgeschäft handle. Damit stehe nicht ein möglichst hoher Kaufpreis, sondern vielmehr die Qualität der künftigen Bebauung im Vordergrund.

Vier von sechs Angeboten „nicht weiterführend“

Dürrhammer führte aus, dass von sieben Interessenten sechs ein Angebot abgegeben hätten. Die beratende Jury aus Gemeinderäten, Verwaltungsmitarbeitern und externen Fachleuten habe vier Planungen als nicht weiterführend gewertet. Auf Rang eins wurde das Vorhaben von Wohnbau Lachmann aus Salem gesetzt, auf Rang zwei folgte der Entwurf von Brutschin Wohnbau aus Waiblingen. Jörg Aldinger betonte als Vorsitzender des Beurteilungsgremiums, dass die Arbeiten anonym eingereicht worden seien.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Entwurf von Brutschin sah an der Schlossseeallee ein kombiniertes Gebäude mit Arztpraxen vor und weiter nördlich zwei Mehrfamilienhäuser sowie ein Reihenhaus mit fünf Wohneinheiten. Somit hätte man einen gelungenen Mix aus Wohnungen in Holzhybridbauweise, wie Aldinger lobte, jedoch sei das Ärztehaus eher als Option erschienen: „Wir waren etwas kritisch gestimmt, weil es so aussieht, dass dort gewohnt wird.“ Außerdem seien die Reihenhäuser nicht an die Tiefgarage angeschlossen, bemängelte er.

Jury gab einstimmige Empfehlung

Wohnbau Lachmann hatte laut des Jury-Vorsitzenden mit drei identischen Wohngebäuden und einem Sonderbaukörper an der Schlossseeallee geplant, in dem Arztpraxen samt Kurzzeitparkplätzen unterkommen sollten. Die Tiefgarage verbinde alles miteinander, nur müsse die Einfahrt hinsichtlich der Statik noch überprüft werden. Obgleich die schräg gestellten Westfassaden hinterfragt und fehlende Vier-Zimmer-Wohnungen moniert wurden, sei die Entscheidung für das Lachmann-Angebot eindeutig gewesen: „Wir in der Beurteilungskommission haben einstimmig die Empfehlung gegeben“, so Aldinger.

Blick vom Schlosssee in Richtung Schlossseeallee: Im Vordergrund sollen drei Mehrfamilienhäuser entstehen und ein Ärztehaus soll die ...
Blick vom Schlosssee in Richtung Schlossseeallee: Im Vordergrund sollen drei Mehrfamilienhäuser entstehen und ein Ärztehaus soll die Reihe an der Straße abschließen. | Bild: Miriam Altmann

August Gustke, Geschäftsführer des Planungsbüros StadtLandPlan, hob Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Entwürfe hervor: Beides seien Bauträgerprojekte, die 24 Wohnungen vorsähen. Während Brutschin alles verkaufen wolle, plane Lachmann, das Ärztehaus im Anlagevermögen zu behalten. Der vorgegebene Quadratmeterpreis liege bei 350 Euro, wobei Lachmann etwa fünf Wohnungen zehn Jahre lang zehn Prozent unter dem Marktwert vermieten wolle, Brutschin etwa sechs Wohnungen 25 Jahre lang 30 Prozent unter dem Marktwert.

Petra Herter (CDU) wollte den Gemeinderat bei Änderungen oder nicht erfüllten Vorgaben einbezogen wissen: „Nicht, dass wir nachher dort kein Ärztehaus haben – das haben wir schon mal erlebt in der Neuen Mitte.“ Ihr Fraktionskollege Peter Frick sorgte sich angesichts der jüngsten Hochwasserereignisse um die Tiefgarageneinfahrt in der Nähe des Kanals und schlug eine Drehung vor. Bürgermeister Manfred Härle sah an der Stelle keine Problematik, da wasserdicht betoniert werde. „Uns war es lieber, dass die Zufahrt vorn ist und der Verkehr nicht groß ins Wohngebiet kommt.“

Zahl mietpreisgebundener Wohnungen noch offen

Leopold Prinz von Baden (FWV) wünschte sich mehr mietpreisgebundenen Wohnraum: „Können Sie da noch verhandeln?“, fragte er mit dem Verweis auf Förderprogramme. Härle hielt das angesichts der ausgeschriebenen Leitplanken für schwierig, außerdem habe man dem Ärztehaus die höhere Priorität eingeräumt. Henriette Fiedler (FWV) berichtete als Jurymitglied, dass man in diesem Bereich Nachbesserungen gewollt habe: „So richtig gut finden wir nicht, was uns präsentiert wurde.“ Dem schloss sich Ralf Gagliardi (GoL) an, der seine Enthaltung ankündigte.

Gustke beschwichtigte, dass man die Zahl der Wohnungen und die Prozentwerte noch besprechen werde. Aldinger fügte hinzu, das Landesprogramm zur Wohnbauförderung sei in der aktuellen Situation so interessant, dass sich die Anbieter damit vermutlich freiwillig auseinandersetzen würden: „Ich wäre da optimistisch, dass es mehr sozialen Wohnungsbau gibt.“ Bei zwei Enthaltungen stimmte der Gemeinderat dafür, in Verhandlung mit Wohnbau Lachmann zu gehen.