Salem Joseph Anton Feuchtmayer war ein bedeutender Holzschnitzer, Steinbildhauer, Stuckateur und Altarbauer. Als eines seiner berühmtesten Werke gilt die Rokoko-Ausstattung der Klosterkirche Birnau mit dem Putto des Honigschleckers. Im Feuchtmayer-Museum in Mimmenhausen hingegen sind nur wenige Exponate seines Schaffens ausgestellt, stattdessen gewährt das in den 1990ern von der Gemeinde Salem umfänglich renovierte Haus Einblicke in das Leben und Werk Feuchtmayers. Nun wurde das 25-jährige Bestehen des liebevoll gestalteten Museums mit einem Festakt gefeiert.
„Mit der Restaurierung des Gebäudes haben wir in unserer Gemeinde ein Kleinod geschaffen“, verkündete Bürgermeister Manfred Härle stolz und lenkte das Augenmerk auf die Frau, die die permanente Ausstellung mit großem Engagement ausrichtete und den historischen Räumen frisches Leben einhauchte – auf die Überlinger Kunsthistorikerin Marion Merkelbach. Sie las, wie sie wenig später verriet, am 24. Januar 1998 im SÜDKURIER folgende Zeile: „Förderverein Feuchtmayerhaus – jetzt Konzept gefordert“. „Diese Aufforderung“, glaubt Merkelbach, „galt eindeutig mir. Jener Auftrag zur Ausgestaltung eines Künstlerhauses, so schien es mir, hatte auf mich gewartet.“ Sie suchte ihre Unterlagen zusammen und bot sowohl dem frisch gegründeten Verein als auch dem damaligen Bürgermeister Peter Allgaier und damit der Gemeinde ihre Unterstützung an.
Was daraus folgte, war eine höchst inspirierende und fruchtbare Zusammenarbeit. Während der Ausarbeitung des Museumskonzepts beschäftigte sie sich hauptsächlich mit Fragen wie: Woher nahm der Meister seine Inspirationen? Wie entstanden diese außergewöhnlichen Stuckarbeiten? Anlässlich des Jubiläums machte sich die promovierte Kunsthistorikerin Gedanken über den Kosmos des Weiblichen bei Feuchtmayer. Ein Weg, den bislang kaum jemand beschritten hat. Feuchtmayers Figuren, so Merkelbach, wirken nicht starr, sie sind lebendig und voller Bewegung. Sie erinnern daran, dass Frauen zu allen Zeiten Trägerinnen von Wissen, Deutung, Tiefe und Zukunftsblick waren und sind.
In der Werkstatt im Untergeschoss demonstrierte der stellvertretende Vorsitzende und Gründungsmitglied des Fördervereins, Stuckateurmeister Wilfried Gommeringer, eine historische Technik zur Herstellung von Stuckmarmor, der im Barock häufig anstelle von echtem Marmor eingesetzt wurde. Hierzu rührte er Alabastergips mit Knochenleim und Wasser an, was die Abbindung des Gipses verzögert, und färbte die Masse anschließend mit schwarzen und weißen Farbpigmenten ein. Für die Farbabstufung setzte Gommeringer einen weiteren weißen Gips an, dann modellierte er das Gemisch aus freier Hand auf eine Musterplatte, wie sie bei Profilierungen an Altären verwendet wurde. Die Struktur erarbeitete er, indem er den Gips in Teile zerbrach, aufeinanderschichtete und Scheiben herunterschnitt. Im heutigen Stuckhandwerk ist diese Technik kaum noch geläufig.
Beim Rundgang durchs Museum erweckte der Vorsitzende des Fördervereins und ebenfalls Gründungsmitglied, Hans Jürgen Jung, in der traditionellen Kleidung jener Zeit Joseph Anton Feuchtmayer zum Leben. Der übernahm im Alter von 22 Jahren die Werkstatt seines Vaters Franz Joseph Feuchtmayer in Mimmenhausen. Auch der Vater prägte mit seinen Werken den Bodenseeraum. So fertigte Feuchtmayer senior die reiche Stuckausstattung des Kaisersaals des Klosters Salem. 1721 ließ sich Joseph Anton Feuchtmayer auf dem Killenberg bei Salem nieder und heiratete ein Jahr später Maria Theresia Hollstein. Die beiden bekamen sieben Kinder, die Feuchtmayer allesamt überlebte. 1730 erwarb er das Steuerhaus der Abtei Salem, in dem er seine Werkstatt und Kammern für die neun Gesellen, die er inzwischen beschäftigte, einrichtete. Hauptwohnsitz der Familie blieb weiterhin das eine halbe Wegstunde entfernte Gut auf dem Killenberg.