Salem Paula Uhlmann ist die neue Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Salem-Heiligenberg. Es oblag Regine Klusmann, Dekanin des Kirchenbezirks Überlingen-Stockach, die neue Pfarrerin der Kirchengemeinde im vergangenen Sonntagsgottesdienst vorzustellen. Nach den Worten „ermutigt von Gottes Wort und von seiner fantasievollen Gegenwart sende ich dich in den Dienst als Pfarrerin im Probedienst in die Kirchengemeinde Salem-Heiligenberg“ legte die Dekanin ihre Hände auf das Haupt von Uhlmann und segnete sie. Die Kirchengemeinde bat sie, „die Arbeit von Paula Uhlmann mit Neugierde und Wohlwollen zu begleiten“.

Erst eine Woche zuvor wurde Uhlmann in Markdorf zur Pfarrerin ordiniert. Dass sie im Kirchenbezirk bleibt, freute die Dekanin. „Salem und der Kooperationsraum Regio Mitte bekommen eine Pfarrerin, die äußerst engagiert und gut strukturiert ist, einfühlsam, musikalisch und der Wortkunst mächtig“, lobte Klusmann. Sie fügte hinzu „ein Glücksfall für uns alle“.

In ihrer Predigt ging die neue Pfarrerin auf ihre neue Rolle und Aufgabe ein. Dabei bekamen die Gottesdienstbesucher einen Einblick darüber, was die Dekanin mit „Wortkunst“ ausgedrückt hat. Uhlmann zitierte aus dem Jeremia-Buch der Bibel, wonach Gott dem Jungen Jeremia erschien und ihn als seinen Propheten bestimmte. Der Junge predigt Gottes Wort und erntet „Hohn, Spott und Lästerei“. Uhlmann schlug zu dieser 2600 Jahre alten biblischen Geschichte einen Bogen in die Gegenwart. „Diesen Schmerz teilt Jeremia mit einer der berühmtesten Musikerinnen der Gegenwart – Billie Eilish“. Die Künstlerin kämpfe gegen Vorurteile und Klischees. Sie werde dafür hochgelobt. Aber andererseits verhallen ihre Anliegen. Auch Uhlmann kenne diesen Schmerz, „das Gefühl, man hört mir nicht zu. Man versteht mich nicht. Man lästert über mich“. Uhlmann plädiert für Gelassenheit. „Das Sich-Genieren sein lassen. Sie reden lassen.“ Denn auch Gott habe Jeremia versprochen: „Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten.“

Die Gemeindemitglieder bekamen so einen Einblick, wie ihre neue Pfarrerin ihre Aufgaben umsetzen möchte. Ein weiteres Detail ließ aufhorchen. Zum Abschluss des Gottesdienstes gab Uhlmann den Aaronitischen Segen. Dabei verwendete sie wie selbstverständlich für Gott abwechselnd die Pronomen „sie“ und „er“. Niemand nahm Anstoß daran, nicht die Gemeindemitglieder und nicht die Dekanin. Die moderne Pfarrerin scheint schon jetzt in ihrer neuen Gemeinde angekommen zu sein. Im SÜDKURIER-Gespräch sagte sie, dass sie „eine Pfarrerin mit offenem Ohr für die Gemeinde“ sein wolle. Sie möchte nicht die Gemeinde nach ihren Vorstellungen formen. Stattdessen möchte sie für die Gemeinde da sein.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde eine Gemeindeversammlung abgehalten, bei der Paula Uhlmann sich als Person und ihren Werdegang zur Pfarrerin vorstellte. Nach der Predigt zeigte sie auch in der Vorstellung ihrer Person, dass sie Gleichnisse einzusetzen weiß. Ihren Pfarrberuf verglich sie dabei mit ihrem Talar. Die vielen Falten standen dabei für die Vielfältigkeit des Pfarrberufs und seiner Herausforderungen. Als mittelalterliches Gelehrtengewand, scheine es aus der Zeit gefallen zu sein, aber er erinnere „an die theologische Verantwortung der Pfarrpersonen“. Diese seien „ausgebildete Wissenschaftler*innen, also Gelehrte“. Das Beffchen am Kragen zeige das christliche Bekenntnis. Sie stehe „mit ihrem Tun für den christlichen Glauben ein und manchmal auch gerade“.

„Talare werden von Talarschneidern angefertigt.“ Entsprechend hätten sie ihren Preis. „Das Pfarramt ist wertvoll.“ Als hoch qualifiziertes Fachpersonal seien sie „rund um die Uhr für die Menschen da“. Das sei ein Privileg, und es sei ein Privileg, „diesen wunderschönen Beruf auszuüben“. Talare seien maßangefertigt. Ihr Talar sei wie andere Talare, aber „er ist mir auf den Leib geschneidert und somit einzigartig.“ Dieser Beruf fordere „in besonderer Weise dazu heraus, ihn sich persönlich anzueignen“. So müsse jede Pfarrperson „sich das Pfarramt, auf den eigenen Leib und eigene Seele schneidern“.

Zur Person und zum Werdegang

  • Paula Uhlmann wurde 1996 in der schweizerischen Bodenseegemeinde Bottighofen geboren. In ihrer Kindheit und Jugend war sie in der Reformierten Landeskirche beheimatet. Mit ihrer Schwester war sie darüber hinaus in anderen Kirchen unterwegs. Sie nahm an Freizeiten, Gruppen und Kreisen teil. In diesem Rahmen erfuhr sie christliche Gemeinschaft und entwickelte ihren Glauben an Gott. Die Antworten auf ihre kritischen Fragen zu Gott in der Welt stellten sie nicht zufrieden. Sie entschied sich für das Theologiestudium. 2015 schrieb sie sich in Freiburg zunächst in die katholische Theologie ein, lernte parallel Latein und Alt-Griechisch. 2016 wechselte sie nach Tübingen, dort studierte sie evangelische Theologie.
  • Nach einem Gemeindepraktikum entschied sie sich 2018 Pfarrerin zu werden. 2020 wechselte sie nach Heidelberg, beendete dort im Dezember 2020 ihr Studium mit dem Ersten Theologischen Examen. Den praktischen Teil ihrer Berufsausbildung, das Vikariat, absolvierte sie in der Markdorfer Kirchengemeinde. Im Januar diesen Jahres legte sie das Zweite Theologische Examen ab und beendete ihr Vikariat. Seit 1. März steht sie als Pfarrerin in Probezeit der evangelischen Kirchengemeinde Salem-Heiligenberg vor.
  • Die evangelische Kirchengemeinde Salem-Heiligenberg erstreckt sich über Salem, Frickingen und Heiligenberg sowie die Überlinger Ortschaften Lippertsreute und Ernatsreute. Die Kirchenräume befinden sich in Salem-Stefansfeld (Gemeindehaus und Pfarramt), im Schloss Salem (Betsaal) und in Heiligenberg (Johanneskirche). Seit 2024 gibt es die „Regio Mitte“, in der mit den Gemeinden Überlingen, Uhldingen und Owingen zusammengearbeitet wird. Informationen im Internet: https://ev-kirche-salem.de