Der Sommer ist nach einem verregneten Juli endlich auch wieder auf die Höhen der zugigen Baar zurückgekehrt: Pünktlich zum Beginn des 35. Innenhof-Festivals zeigte sich der Himmel über dem Hof des Villinger Jugendhauses in strahlendem Blau, was den Menschen sprichwörtlich Beine gemacht hatte.

Meze für die Besucher
Schon eine Stunde vor dem eigentlichen Konzert mit der Gruppe „Rumba de Bodas“ fanden sich daher zahlreiche Gäste ein, um an den Tischen eine Mahlzeit einzunehmen. Zwar ohne die all die früheren Jahre so beliebte Theke mit den verschiedensten türkischen Vorspeisen, dafür mit einem vorbereiteten, gut gefüllten Teller mit unterschiedlichen Leckereien, auf türkisch auch einfach Meze genannt.

Das extra für diesen Zweck einbestellte Team der ehrenamtlichen Helfer in der Küche hatte jedenfalls reichlich zu tun, und schon bald hieß es, zumindest, was den Vorspeiseteller anbelangte, ausverkauft, die Spülmaschine lief auf Hochtouren und der Grill lief weiterhin heiß.
Der Konzertabend war nicht ganz ausverkauft, aber mit über 250 zahlenden Gästen erwiesen sich die Reihen als gut gefüllt. Pünktlich um 20 Uhr begann die aus Italien angereiste Band zu spielen. Dabei boten die sechs Musiker ein spannende Mischung aus Ska, Funk und afrikanischen sowie südamerikanischen Rhythmen, die durchgehend tanzbar war. Zwar mied das Innenhofpublikum die mögliche Aktivität anfangs und blieb den Bänken und Stühlen verhaftet, je dunkler der Abend jedoch wurde, desto tanzfreudiger die Gäste. Am Lagerfeuer klang dieser erste Abend schließlich aus.

Langer Abend mit Musik und Film
Auch der Samstag zeigte sich wettermäßig von seiner besten Seite. Vor allem warm, was gut war, denn es sollte ein langer Abend werden. Die schon am Vortag aus Paris angereiste vierköpfige Band Collectif Medz Bazar war auf Einladung des Kulturvereins Caba ein Programmpunkt, der eher das Gegenteil des Vorabends bot.

Traditionelle Musik der armenischen, türkischen, kurdischen und arabischen Kultur, dargeboten mit Trommeln, Saxophon, Klarinette und Bassgitarre sowie mehrstimmigem Gesang war zu Beginn recht zurückhaltend, mit der Zeit dann immer verspielter und kraftvoller. Einflüsse des Jazz und Rap kamen zur Geltung, die Rhythmen zogen immer wieder Gruppen von Kreistänzern auf die freie Fläche vor der Bühne, und nach gut 90 Minuten wurden die drei Frauen und ein Mann nur nach mehreren frenetisch gefeierten Zugaben von der Bühne gelassen.
Erinnerungen an Keith Jarrett
Im Anschluss dann durften sich die rund 200 Gäste im Innenhof umdrehen. In Richtung Scheuer war eine riesige Leinwand aufgezogen, worauf der Film „Köln 75“ gezeigt wurde, eine Hommage an Vera Brandes, die Frau, die einst den Jazz-Pianisten Keith Jarrett zu seinem legendären Konzert nach Köln gelotst hatte. Erst um Mitternacht endete diese schöne und warme Filmnacht unter freiem Himmel. So darf es weitergehen, das Innenhof-Festival.