Vielen hat sich der Samstagabend, 14. Juni, buchstäblich ins Gedächtnis eingebrannt: Ein verheerendes Großfeuer fraß sich durch die Villinger Goldgrubengasse in die Gerberstraße. Fünf Häuser waren betroffen, zerstört oder unbewohnbar. Darunter befand sich auch Marga Grießhabers Teeladen TeeMa. Für sie endet die Tragödie jetzt mit einem Happy End. In der Rietstraße 21 eröffnet sie ihren neuen Teeladen.

Neustart in der Rietstraße

Nach knapp zwei Monaten der Anspannung, der Arbeiten fällt ihr nun eine Riesenlast von der Seele. Seit Freitag, 8. August, kann sie in der Villinger Innenstadt noch einmal beginnen. Sie strahlt an diesem Tag übers ganze Gesicht, begrüßt die meisten ihrer Kunden mit Namen. Möglich gemacht hat den Neustart ein Förderprogramm für Pop-up-Geschäfte.

Keine Rückkehr vorgesehen

Für zwei Monate zahlt die Stadt dank der Bundesmittel die Miete, Marga Grießhaber die Nebenkosten. Die Hoffnung: Danach soll sich der Laden selbst tragen. Für Marga Grießhaber ein realistisches Ziel: „Eine Rückkehr in die Gerberstraße wird es nicht geben.“ Sie wünscht sich, mit ihren Mitarbeiterinnen bleiben zu können.

Stammkunde Rainer Hipp benötigt dringend neuen Tee. Der Neustart von TeeMa kommt rechtzeitig.
Stammkunde Rainer Hipp benötigt dringend neuen Tee. Der Neustart von TeeMa kommt rechtzeitig. | Bild: Hauser, Gerhard

Sicher sei das bislang nicht – „wir warten jetzt ab, wie es sich entwickelt“-, aber die vielen Kunden am Eröffnungstag machen ihr Mut. Glückwünsche gibt es zuhauf, Blumen und natürlich Teebestellungen.

So wie die von Rainer Hipp, dem früheren Hauptgeschäftsführer des Landessportverbandes, der jetzt in Villingen-Schwenningen lebt. Rechtzeitig habe TeeMa wieder geöffnet. Die Teevorräte seien zur Neige gegangen, meint Hipp, der Kräutertees mit Ingwer mag, lachend.

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Marga Grießhaber selbst ist froh, wieder im Laden stehen zu können. Sie wird nie vergessen, wie sie zum ersten Mal nach dem Brand den verrauchten, verrußten und von Löschwasser durchtränkten alten Laden in der Gerberstraße aufsuchte. Mitnehmen konnte sie nicht viel, einige verpackte und unbeschädigte Deko-Artikel. Sonst ist alles neu: Riechgläser und Teedosen, alles, was mit Lebensmitteln in Berührung kommt, und die Tees natürlich.

Neuanfang um 3.30 Uhr

Vor 19 Jahren war das Geschäft in der Rietstraße schon einmal ihr Traumladen, mit dem sie geliebäugelt hat. Dass es nun erst nach einer Tragödie geklappt hat, macht sie etwas traurig. Aber lange Trübsal blasen will sie nicht. Dazu ist der Neuanfang zu aufregend, bis 3.30 Uhr konnte sie an diesem Mittwoch nur schlafen.

Fünfter Pop-up-Store in VS

Dass alles so schnell in die Wege geleitet wurde, hat sie auch der Förderung zu verdanken. Es handelt sich um den fünften Pop-up-Store in Villingen-Schwenningen, berichtet Citymanager Thomas Herr. Alle vier Geschäfte würden weitergenutzt, wenn auch nicht mehr von den ursprünglichen Mietern. Herr hält das Konzept dennoch für einen Erfolg, weil so die Innenstädte belebt würden.

Marga Grießhaber, TeeMa-Inhaberin, erhält von der kleinen Emma eine Rose zum Neustart in der Villinger Rietstraße.
Marga Grießhaber, TeeMa-Inhaberin, erhält von der kleinen Emma eine Rose zum Neustart in der Villinger Rietstraße. | Bild: Hauser, Gerhard

Aufseiten der Stadtverwaltung hat Oberbürgermeister Jürgen Roth am Eröffnungstag den Mietvertrag unterschrieben. Den Großbrand im Hinterkopf nennt er die Neueröffnung „Glück im Unglück“. Er ist froh, dass es so schnell ging, nicht nur, weil er ein Fan von den kleinen Schoko-Leckereien namens Tartufo ist, die Marga Grießhaber im Angebot hat.

Das Haus ganz rechts, wo bis zum Feuer der Teeladen TeeMa untergebracht war, wird bereits saniert. Wie es mit den anderen, teils ...
Das Haus ganz rechts, wo bis zum Feuer der Teeladen TeeMa untergebracht war, wird bereits saniert. Wie es mit den anderen, teils zerstörten Häusern weitergeht, ist noch offen. | Bild: Hauser, Gerhard

Wie zügig wiederum Aufbau und Sanierung in der Gerberstraße vonstattengehen, ist noch unklar. Die Eigentümer müssen sich zunächst mit den Versicherungen einigen, berichtet Roth. Doch der Wille zum Wiederaufbau sei da. Eine Immobilie solle auf Wunsch des Landesdenkmalamts erhalten bleiben, der Rest müsse abgerissen werden.

Selbst das Fernsehen kommt

Derweil lässt Marga Grießhaber das Kapitel Gerberstraße hinter sich. Sie hofft in der Rietstraße natürlich auf mehr Laufkundschaft, die den Weg in den Teeladen finden.

Eines ist jedenfalls sicher: Aufregend war nicht nur die Eröffnung, sondern die nächsten Tage werden es bleiben. Schon jetzt hat sich das SWR-Fernsehen bei ihr angekündigt, um den Neustart zu begleiten.