„Was für ein Wetter!“ Mit diesen Worten begrüßte Roland Kaiser seine Fans am Freitagabend beim ausverkauften Salem Open Air. Kurz vor Konzertbeginn war an diesem wechselhaften Tag noch einmal ein heftiger Gewitterschauer runtergegangen. Umso ausgelassener war die Stimmung, als klar wurde, dass der Abend trocken bleiben würde.
Zweieinhalb Stunden auf der Bühne
Rund 5000 Besucher zwischen gefühlt 20 und gut 70 Jahren tanzten ausgelassen zu „Santa Maria“, „Dich zu lieben“, „Viva l‘amor“ und all den anderen Hits, die der heute 71-jährige Berliner über die vergangenen fast 50 Jahre in die Charts gebracht hat – und in zweieinhalb Stunden unter dem Salemer Himmel zum Besten gab.
Wenn man einen Schlagersänger Altrocker nennen dürfte, dann wäre Roland Kaiser vielleicht der Mick Jagger der Schlagerszene – der Großmeister seines Genre. Nicht kleinzukriegen, sorgt er nach wie vor für ausverkaufte Konzerte. Legendär die „Kaisermania“ in Dresden, die sich in 20 Jahren zur Großveranstaltung entwickelt hat. Die aktuelle „Alles ok“-Tour führt noch bis September durch insgesamt 28 Auftritte. Am Samstag ging es gleich weiter nach Fulda.

Roland Kaiser „ist einer von uns“
Doch was macht Roland Kaiser für seine Fans so besonders? „Er ist einer von uns“, sagte Michael Ilg, Ortsvorsteher von Mauenheim, einem 500-Einwohner-Örtchen bei Immendingen. „Keine Spur abgehoben.“ Und „er bringt die Generationen zusammen“. Ilg war gemeinsam mit einer 20-köpfigen bunten Freundestruppe mit acht Wohnmobilen angereist. Sie campten vor dem Schloss und gönnten sich vorab noch einen Aperol Spritz. Seine Tochter, höchstens 25, war auch dabei – ein echtes Familien-Event. „Wenn er in die Gegend kommt, fahren wir hin“, sagte Ilg, „das ist gesetzt“. Wie vergangenes Jahr auf dem Balinger Marktplatz – ein Konzert, das alle in bester Erinnerung haben.

So auch eine junge Fangruppe aus Salem, die mit ihren T-Shirts „Ich brauche keine Therapie, ich muss nur zu Roland Kaiser“ auffiel – die es „natürlich nicht im offiziellen Fanshop gab“. Für sie kommt der Kaiser klar vor dem Weildorfer Musikverein und gleich hinter „Wolle“ – Wolfgang Petry, „der aber leider keine Konzerte mehr gibt“.

Unterdessen war eine Roland-Kaiser-Pappmaske in den Reihen auszumachen. „Die habe ich von meiner Schwester“, sagte ihr Träger, „die hat ihn im Juni in Bruchsal gesehen“. Eine Besucherin schwärmte von den schönen Texten: „Ich mag dieses Gefühl von heiler Welt.“

Ein Pappschild fragte: „Roland, wann trinken wir sieben Fässer Wein?“ Es spielte auf seinen ersten Erfolg von 1976 an, den es aber noch nie auf Konzerten zu hören gab. Der Stimmungshit sei für ihn wie ein Fremdkörper, sagte Kaiser einmal. Dafür gab es Songs von Udo Jürgens – „die beiden waren best buddies“, beste Freunde also, weiß ein Besucher – und Marius Müller-Westernhagen. Überhaupt hat Kaiser seine Live-Songs mit einer starken Band kräftig gepimpt. Mal blitzen Jazz, Soul oder harte Gitarrenriffs durch die kräftigen Beats.
Das meistgesungene Wort an diesem Abend: Liebe. Und das meistgetragene T-Shirt: „Warum hast Du nicht nein gesagt“ – ein Song, den Kaiser 2014 mit Maite Kelly aufgenommen hat. Das gefühlte Durchschnittsalter: klar unter 50 Jahren. Wenn es nach den Fans ginge, könnte die Roland-Kaiser-Schlagerparty wohl noch ewig weitergehen.