Dass im Bodensee längst nicht nur heimische Tierarten wie Felchen, Hechte oder Forellen leben, ist bekannt. Im Mantelhafen in Überlingen hat sich zum Beispiel eine Gelbwangen-Schmuckschildkröte breitgemacht, die eigentlich in Nordamerika und nicht in Deutschland vorkommt, sich hier allerdings sehr wohlzufühlen scheint, weil die klimatischen Bedingungen ähnlich derer ihres Ursprungslandes sind (der SÜDKURIER berichtete).

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Doch nicht nur Schmuckschildkröten sind als sogenannte Neozoen, also eingewanderte Tierarten, im Bodensee zu finden. Wir haben sechs der ausländischen Arten für Sie aufgelistet, die sich in der Region wohlfühlen und für den Mensch und die heimischen Tiere zu Problemen führen können.

Quagga-Muschel

  • Beschreibung:
    Die Quagga-Muschel ist die Schwesternart der seit Mitte der 1960er-Jahre im Bodensee beheimateten Zebramuschel. Sie kann dunkel- bis hellbraun oder sogar noch heller gefärbt sein. Ihre Form erinnert an ein abgerundetes Dreieck. Die Quagga-Muschel hält sich sowohl im Flachwasser als auch – im Gegensatz zur gemeinen Dreikantmuschel – in größeren Tiefen auf.
  • Herkunft:
    Die Quagga-Muschel stammt ursprünglich aus dem Schwarzmeergebiet. Durch Schiffe wurde sie schließlich auch nach Mitteleuropa gebracht.
  • Im Bodensee seit:
    2016
  • Problematik:
    Sowohl die Quagga- als auch die Zebramuschel konkurrieren mit heimischen Tieren um Lebensraum. Zudem kann sich diese Weichtierart in Trink- und Abwasserrohren am Bodensee ansiedeln und diese dadurch verstopfen.
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Bild 1: Bedrohliche Eindringlinge im Bodensee: Wo die Quagga-Muschel und andere Neozoen herkommen und was sie anrichten können
Bild: Silke Oldorff, dpa

Großer Höckerflohkrebs

  • Beschreibung:
    Der große Höckerflohkrebs wird bis über zwei Zentimeter groß und ist gelblich-braun gestreift. Zwei Höcker auf seinem Rücken haben ihm seinen Namen verliehen. Oftmals werden große Höckerflohkrebse unter Steinen oder in Ritzen angetroffen.
  • Herkunft:
    Ursprünglich im Schwarzmeergebiet heimisch breitete sich der große Höckerflohkrebs über die Schifffahrt und aktive Wanderung bis in die Donau und über den Main-Donau-Kanal in den Rhein aus. In den Bodensee gelangte er wahrscheinlich als blinder Passagier mit Wanderbooten oder in der Ausrüstung von Tauchern.
  • Im Bodensee seit:
    2002
  • Problematik:
    Der große Höckerflohkrebs ist ein räuberischer Flohkrebs, der andere Flohkrebs-Arten und kleinere Tiere, mit denen er um den Lebensraum konkurriert, verdrängt oder frisst.
Bild 2: Bedrohliche Eindringlinge im Bodensee: Wo die Quagga-Muschel und andere Neozoen herkommen und was sie anrichten können
Bild: Felix Kästle, dpa

Kamber­krebs

  • Beschreibung:
    Kamberkrebse sind Flusskrebse, die in ihrem Aussehen Hummern ähneln und selten länger als zehn Zentimeter werden. Sie variieren in der Farbe von grau über olivfarben bis braun. Auf jedem Panzerteil des Schwanzes haben sie zwei rote Flecken. Die Scheren sind oft behaart, die Spitzen der Scheren orange.
  • Herkunft:
    Diese Art wurde aus Nordamerika nach Europa gebracht und Ende des 19. Jahrhunderts absichtlich bei uns in Deutschland ausgesetzt. Mit der Zeit breitete sich der Kamberkrebs in den großen deutschen Flüssen aus und gelangte auch in den Bodensee.
  • Im Bodensee seit:
    1985
  • Problematik: Kamberkrebse fressen junge Fische und andere wirbellose Tiere. Außerdem sind sie dem Hydra-Institut zufolge Träger der Krebspest, einer gefährlichen Pilz-Erkrankung, die für Krebse oft tödlich verläuft.
Bild 3: Bedrohliche Eindringlinge im Bodensee: Wo die Quagga-Muschel und andere Neozoen herkommen und was sie anrichten können
Bild: Hydra-Institut

Signalkrebs

  • Beschreibung:
    Signalkrebse sind mit einer Länge von bis zu 16 Zentimetern größer als Kamberkrebse. Sie sind dunkelbraun gefärbt, die Unterseite ihrer Scheren ist rot und dient beim Heben der Schere als Warnung. Zudem haben sie einen türkisfarbenen oder weißen Fleck an den Gelenken der Scheren, der mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt ist.
  • Herkunft:
    Diese Krebsart stammt ebenso wie der Kamberkrebs ursprünglich aus Nordamerika. Sie wurde absichtlich nach Europa eingeführt, um die Krebsfischerei zu fördern.
  • Im Bodensee seit:
    In einigen Zuflüssen des Bodensees seit den 1990er-Jahren, selten im Bodensee selbst, dort seit 2012 anzutreffen. Dies gibt das Hydra-Institut an.
  • Problematik: Auch Signalkrebse stellen eine Gefahr für junge Fische und wirbellose Tiere dar, zudem sind sie Überträger der Krebspest.
Bild 4: Bedrohliche Eindringlinge im Bodensee: Wo die Quagga-Muschel und andere Neozoen herkommen und was sie anrichten können
Bild: Marcus Führer, dpa

Chinesische Wollhandkrabbe

  • Beschreibung:
    Der Panzer dieser Tiere wird bis zu acht Zentimeter breit, ihre Beine sind rund doppelt so lang wie der Körper. Sie sind olivgrün bis braun gefärbt, ihre Scheren dicht behaart.
  • Herkunft:
    Wie der Name dieser Krabben sagt, war diese Art ursprünglich in China beheimatet. Durch die Schifffahrt wurde sie nach Europa gebracht. Im Süßwasser können Wollhandkrabben sich nicht vermehren, dafür jedoch Wanderstrecken von über 1000 Kilometer flussaufwärts zurücklegen. Die selten im Bodensee auftauchenden Tiere sind laut Hydra-Institut entweder ausgesetzt worden oder den Rhein hinaufgewandert.
  • Im Bodensee seit:
    1983
  • Problematik: Wollhandkrabben graben am Ufer Höhlen und können Dämme brüchig machen. Zudem fressen sie heimische Tierarten und sind Überträger der Krebspest.
Bild 5: Bedrohliche Eindringlinge im Bodensee: Wo die Quagga-Muschel und andere Neozoen herkommen und was sie anrichten können
Bild: Bernd Settnik, dpa

Donau-Schwebegarnele

  • Beschreibung:
    Die kleinen Krebstiere ähneln vom Aussehen her Garnelen – nur, dass sie kleiner sind. Sie erreichen gerade einmal eine Länge von knapp zwei Zentimetern. Ihre Körper sind weißlich-transparent.
  • Herkunft:
    Die Donau-Schwebegarnele stammt laut Hydra-Institut aus dem Schwarzmeergebiet und wurde wie viele andere Neozoen durch die Schifffahrt zu uns nach Deutschland gebracht. Im Bodensee hat sie sich mittlerweile stark ausgebreitet und kommt in riesigen Schwärmen mit mehreren Millionen Tieren im gesamten See vor.
  • Im Bodensee seit:
    2006
  • Problematik:
    Die Donau-Schwebegarnele stand im Verdacht, Nahrungskonkurrent für planktonfressende Fische wie Felchen zu sein, da sie selbst sich ebenfalls von Plankton ernähren. Dies hat sich aber noch nicht bestätigt.
Bild 6: Bedrohliche Eindringlinge im Bodensee: Wo die Quagga-Muschel und andere Neozoen herkommen und was sie anrichten können
Bild: Stephan Pfannschmidt, Hydra-Institut

 

An diese Neozoen haben wir uns gewöhnt

Bei vielen Neozoen, die sich hierzulande breitgemacht haben, dürfte bekannt sein, dass sie eigentlich nicht in Deutschland heimisch sind – zum Beispiel das rosafarbene Indische Springkraut, das sich wie eine Plage ausbreitet. Aber es gibt auch Neozoen, die es geschafft haben, sich hier so sehr einzubürgern, dass sie vielen gar nicht mehr fremd erscheinen:

  • Die Bisamratte kommt ursprünglich aus Nordamerika. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa ausgesetzt und breitete sich dort schnell aus. Auch Tiere, die aus Zuchtstätten entkamen, trugen zur Ausbreitung der Art bei. Die Tiere werden rund 30 Zentimeter lang und haben ein dunkelbraunes, dichtes Fell, das am Bauch heller wird. Weil sie Deiche, Dämme und Ufer untergräbt, kann die Bisamratte mitunter große Schäden anrichten.
  • Die Spanische Wegschnecke ähnelt in ihrem Aussehen sehr stark unserer heimischen Roten Wegschnecke. Sie ist rötlich-braun gefärbt und wird rund zehn Zentimeter lang. Ihr Körper ist im vorderen Bereich von einem glatten Mantel überzogen, dahinter wird die Haut wellig. Wie der Name schon sagt, soll die Spanische Wegschnecke aus Spanien nach Deutschland gekommen sein. Tatsächlich veröffentlichten das Forschungszentrum Biodiversität und Klima und die Goethe-Universität im Jahr 2014 ein Schreiben, laut dem die Spanische Wegschnecke nicht eingewandert ist, sondern in Zentraleuropa – also auch in Deutschland – heimisch ist. Das soll aus Studien hervorgegangen sein. Wo sie aber auch herkommt, die Spanische Wegschnecke soll heimische Schneckenarten verdrängen und für Schäden an der heimischen Vegetation verantwortlich sein.
  • Das Wildkaninchen war ursprünglich in Nordafrika und der iberischen Halbinsel heimisch. Bereits im Mittelalter kam es auch in andere Teile Europas, darunter auch Deutschland. Die Tiere leben in Kolonien. Obwohl sie Hasen ähneln, sind sie kleiner und leichter. Das Fell der Wildkaninchen ist graubraun und wird am Bauch heller. Treten sie in großen Mengen auf, können sie erhebliche Schäden an heimischen Pflanzen verursachen, die auf ihrem Speiseplan stehen.