Der Mantelhafen ist Ziel zahlreicher Boote, die dort ihren Liegeplatz haben. Neben Motorbooten und Segelyachten haben dort auch Ausflugsschiffe und die Wasserschutzpolizei ihre Heimat.

Im Mantelhafen gibt es aber auch jede Menge Tiere. Neben Stockenten, Blesshühnern, Haubentauchern und Schwänen schwimmen allerhand Fische umher. Dabei gibt es durchaus richtig große Exemplare. Immer wieder sind Schleie zu sehen. Wer Glück hat, bekommt aber auch prächtige Döbel zu Gesicht, die locker einen halben Meter lang werden.

Das, was seit einigen Tagen allerdings immer wieder gesichtet wurde, ist doch etwas überraschend: eine Trachemys scripta scripta, besser bekannt als Gelbwangen-Schmuckschildkröte. Sie schwimmt morgens im sonnigen Bereich ganz hinten im Mantelhafen und genießt dies sichtlich. Immer wieder lässt sie sich treiben. Selbst eine Entenfamilie mit Küken bringt sie nicht aus der Ruhe.
Woher sie kommt, darüber lässt sich nur spekulieren. Sie dürfte sehr wahrscheinlich ausgesetzt worden sein. Urs Schöllhammer vom Reptilienhaus Unteruhldingen bleibt bei einer Gelbwangen-Schmuckschildkröte recht gelassen.
„Sie ist völlig ungefährlich und eigentlich recht scheu“, erklärt er. „Außerdem sind ausgewachsene Tiere reine Pflanzenfresser.“ Eventuell frisst sie noch den einen oder anderen kleinen Fisch, aber Menschen geht sie definitiv aus dem Weg.

„Im Bodensee gibt es mittlerweile einige dieser Gelbwangen-Schmuckschildkröten“, so Urs Schöllhammer. „Sie kommen ursprünglich aus Nordamerika und werden von dort in die ganze Welt verkauft.“ Im Bodensee fühlen sich diese Tiere offensichtlich recht wohl, da die klimatischen Bedingungen sehr ähnlich sind wie im Ursprungsland. Und sie können sehr gut überleben.
„Da es mittlerweile immer wieder Sichtungen dieser Tiere gibt, ist es nicht ausgeschlossen, dass sie sich vermehren können“, spekuliert der Reptilienexperte. „Deshalb wäre es prinzipiell gut, wenn die Tiere aus dem Bodensee entnommen werden.“ Dies sei allerdings nicht ganz so einfach, da sie recht scheu sind.

Der Mantelhafen ist für eine Gelbwangen-Schmuckschildkröte ein nahezu perfekter Lebensraum. Zum einen lieben diese Tiere stille Gewässer, zum anderen bietet er genügend Plätze, an denen sie sich sonnen können. Solange es bei einem Exemplar bleibt, droht sicherlich kein Nachwuchs. Das kann sich aber durchaus schnell ändern.
Schildkröte
Die Gelbwangen-Schmuckschildkröte ist eine bekannte Schildkröten-Unterart und gilt in weiten Teilen der Welt als typische Wasserschildkröte. Sie stammt aus ruhigen Gewässern der USA. Weltweit werden Kleintiere aus amerikanischen Zuchtfarmen gehandelt. In Deutschland gibt es immer mehr Tiere in freier Wildbahn, weil sie ausgesetzt werden. Ob sie sich hier vermehren können, ist bislang nicht bekannt. Zu erkennen ist die Gelbwangen-Schmuckschildkröte am auffällig gelben Fleck an der Seite des Kopfs. Die Männchen werden etwa 15 Zentimeter, die Weibchen etwa 25 Zentimeter groß. Die Schildkröten können etwa 50 Jahre alt werden.