Seit Beginn der zweiten Juniwoche sind die Bauarbeiten für das künftige Parkhaus Bodenseetherme der Stadtwerke Überlingen GmbH (SWÜ) in Gange, bis Ende kommenden Jahres sollen sie abgeschlossen sein. Zur statischen Absicherung werden derzeit unter Getöse insgesamt 123 Bohrpfähle mit vier bis zwölf Metern Länge in den Untergrund gebohrt.
Bodenplatte kommt auf 123 Bohrpfähle
Darauf soll die Bodenplatte gesetzt werden, damit das Gebäude in Zukunft auch stabil steht. „Der Untergrund ist heterogen und wirklich außergewöhnlich differenziert. Alles, was man nicht gebrauchen kann, ist hier auf relativ enger Fläche, sodass man die Bohrpfähle zwingend errichten muss“, erläuterte Norbert Schültke, Bereichsleiter Mobilität beim Stadtwerk am See.
Rammung wäre "wirklich heftig laut"
Im Gegensatz zu anderen Verfahren werde gebohrt und nicht gerammt. „Wenn es eine Rammung wäre, dann wäre es wirklich heftig laut“, sagt Schültke. Man habe aus diesem Grund schon in der Ausschreibung Mehrkosten in Kauf genommen, damit es für die Nachbarschaft "nicht ganz unerträglich wird".

Christian Gäng (Gesamtbauleitung vom Überlinger Unternehmen GDO Bauingenieure und Architekten) erklärte, die Bohrpfähle würden verrohrt hergestellt: Es werde parallel zum Bohren immer begleitweise ein 75 Zentimeter dickes Stahlrohr in die Erde mit nach unten gebohrt. „Die Bohrschnecke löst und fördert den Boden innerhalb des Stahlrohrs noch oben. Wenn die Bohrung unten am Fels angekommen und der Boden innerhalb des Stahlrohres ausgeräumt ist, wird ein vorgefertigter Bewehrungskorb in die Öffnung eingesetzt und der Bohrpfahl kann betoniert werden. Im Anschluss wird die Verrohrung herausgezogen“, erklärt Gäng.
Arbeiten starten aus Lärmschutzgründen erst um 7 Uhr
Schültke führte weiter aus, man habe darauf geachtet, dass die Arbeiten erst um 7 Uhr beginnen. „Es wäre von den Lärmschutzvorschriften theoretisch auch schon um 6 Uhr möglich gewesen“, sagt der Ingenieur. Das „Allerschlimmste“ in Bezug auf den Lärm werde in zwei Wochen vorbei sein, „etwa um den 10. August“, sagte er. Man versuche, die Lärm-, Staub- und Abgasbelastungen so gering wie möglich zu halten. Schültke sagt: „Aber eine Baustelle ohne Lärm gibt es nun mal nicht.“
Parkhaus soll bis Ende 2019 fertig sein
Man könne nachvollziehen, dass es aus der Umgebung immer mal wieder Beschwerden gebe. „Aber wir mussten jetzt anfangen, es blieb uns gar keine andere Wahl.“ Denn man stehe unter Zeitdruck, bis Ende des nächsten Jahres fertig zu sein, damit man zwei bis drei Monate vor Beginn der Landesgartenschau das Parkhaus schon im Echttest in Betrieb nehmen könne.
"Echttest" zwei bis drei Monate vor Start der Landesgartenschau
„Das bauliche Ziel ist sportlich, wir wollen unter 8 Millionen Euro Kosten bleiben“, unterstrich Schültke. Die bisherigen Arbeiten lägen in Rahmen der Kostenberechnungen, „sodass wir guten Mutes sind, den Kostengesamtplan entsprechend einzuhalten“.

Schültke kündigte an, dass es mit Beginn der Rohbauarbeiten Mitte August vor der Baustelle zu einer Änderung im Straßenverkehr kommen wird: So wird die Bushaltestelle auf Baustellenseite verlegt, da der Kranstandort Richtung Straße rücken muss. Die Busbucht auf der anderen Straßenseite wird als Fahrspur mitbenutzt; eine Ampel wird den Verkehr regeln.
Lösung für Verkehr wird vermutlich bis Frühjahr dauern
Schültke erklärt: „Es wird keine neue Verkehrsproblematik geschaffen, die über Gebühr wäre.“ Diese Lösung wird voraussichtlich bis ins kommende Frühjahr dauern, bis die Rohbauarbeiten fertig sind und der Kran weg ist. Norbert Schültke sagt: „Wir hoffen auf einen Winter wie in den Vorjahren, damit wir durchbauen können.“
Fahrtrichtung am Ende der Oberen Bahnhofstraße wird gedreht

Die Ratsmitglieder brachten zahlreiche Ideen ein, wie man das Verkehrsproblem an der Parkhausbaustelle in der Bahnhofstraße lösen und die Zufahrt zur Oberen Bahnhofstraße sicherstellen könne. Die Sperrung der östlichen Rampe zum Bahnübergang und das Abbiegeverbot auf den befahrbaren westlichen Teil hatten den Protest der Anlieger der Oberen Bahnhofstraße heraufbeschworen, die wegen des bestehenden Zufahrtsverbots aus Westen nur noch auf großen Umwegen zu erreichen waren.
Stadtrat Oswald Burger (SPD) sagte: "Es muss eine andere Lösung geben." Er fühlte sich mit dem Zugang zum KZ-Stollen ebenso betroffen wie das "Wirtshaus zum Felsen". Er regte zwischenzeitlich eine Wendeschleife beim Bahnhof mit einem Hinweisschild an, damit alle Autofahrer von Westen auf die Rampe fahren könnten, die allerdings nur für den Linienverkehr freigegeben ist.
Der zuständige Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger erklärte hingegen: "Wir können bei der Verkehrsführung nicht irgendwelche Schilder selbst erfinden. Und dieses Schild gibt es in der Straßenverkehrsordnung einfach nicht."
Ingo Wörner (FDP) schlug vor, das Zufahrtsverbot und die Einbahnregelung am westlichen Ende der Oberen Bahnhofstraße einfach für diese Zeit aufzuheben.
Bernadette Siemensmeyer (LBU/Grüne) sagte, in der Realität funktioniere das für Fußgänger und Radler recht gut. Allerdings sei es wichtig, aus dem rechtsfreien Raum herauszukommen. Insofern sei dies für alle "Mobilitätsakteure" im Moment keine gute Lösung. Die Verwaltung müsse noch einmal eine Alternative prüfen.
Wie Raphael Wiedemer-Steidinger im Ausschuss für Technik und Verkehr erläuterte, mache der Fortschritt der Baustelle am Parkhaus nun ohnehin eine weitere Änderung erforderlich. Das Einbringen der Betonpfähle sei im Verlauf der Woche abgeschlossen, in der nächsten Woche starteten die Rohbauarbeiten. Dazu müsse die Bahnhofstraße an der Baustelle halbseitig gesperrt und mit einer Ampelanlage versehen werden. Zeitgleich werde man dann am westlichen Ende der Oberen Bahnhofstraße die Fahrtrichtung ändern und von Goldbach her eine Einfahrt ermöglichen.