Bernhard Conrads

Mit einem beeindruckendem Konzert für Orgel und Drehorgel hat Josef Raffin zusammen mit seiner überaus großen Familie zahlreiche Zuhörer in der voll besetzten Franziskanerkirche begeistert. "Es war der ausdrückliche Herzenswunsch des Seniorchefs der gleichnamigen Überlinger Drehorgelfirma, die Familie um sich zu versammeln, um mit ihnen gemeinsam anlässlich seines 85. Geburtstags ein öffentliches Konzert zu geben", erläuterte Raffins siebte Tochter Friedlinde Engeser in den Grußworten.

Und alle kamen: sein Bruder Berthold Raffin, seine acht Töchter, 20 Enkel und Urenkel. Musik scheint in der Familie zu liegen. Jeder ist musikalisch aktiv, entweder mit erlernten Instrumenten oder als Chormitglied. Zur Eröffnung war das bezaubernde ohrwurmtaugliche Rondo aus dem Konzert für Harfe und Streicher von Karl Ditters von Dittersdorf zu hören, brillant gespielt von Jaqueline Engeser an der Harfe. Josef Raffin überraschte dann das Publikum mit Ludwig van Beethovens pathetischem Orgelstück "Die Himmel rühmen", die der Tüftler vom Lochband ferngesteuert an der großen Mönch-Orgel erklingen ließ.

Hiner an den Drehorgeln (von links) der Jubilar Josef Raffin und sein Bruder Berthold Raffin. Bild: Bernhard Conrads
Hiner an den Drehorgeln (von links) der Jubilar Josef Raffin und sein Bruder Berthold Raffin. Bild: Bernhard Conrads

Eine tolle Idee einer Art Quadrophonie hatten sich Raffins Enkel einfallen lassen. An vier diametral auseinanderliegenden Stellen stand jeweils eine Drehorgel mit 20 Tonstufen und etwas unterschiedlicher Klangcharakteristik, auf denen, im Wechsel, zwei Stücke von W. A. Mozart gespielt wurden, ein faszinierendes Spiel mit dem Klangraum der Kirche.

Vor dem Altar standen drei weitere, größere Konzert-Drehorgeln mit jeweils 31 Tonstufen, die allein und auch simultan zu Zweit und zu Dritt gespielt wurden. Gerade das simultane Spiel von zwei oder drei Drehorgeln ist eine Spezialität von Josef Raffin, seinem Schwiegersohn Rafael Engeser und seiner Frau Friedlinge sowie weiteren Personen der Familie. Erstaunlich war zu erleben, wie diese Drehorgeln klanglich den großen Kirchenraum zu füllen vermochten, beispielsweise bei den Stücken "Plaisir d'Amor" und "Conquest of Paradise". Bemerkenswert ferner die durch bis zu sieben zu- und abschaltbare Register variierbare Klangfarben der Orgeln.

Aber nicht nur Drehorgeln waren zu hören. Jonas Münter sang, begleitet von Judith Münter an der großen Orgel das "Ave Maria" von Bach/Gournod. Kombiniert wurden beim Largo von Händel und Mozarts "Ave verum" ferner Orgel mit Querflöte. Beim "Highland Cathedral" spielten drei Drehorgeln rhythmisch von der Rührtrommel begleitet. Manuel Kaupp interpretierte an der großen Orgel "Prelude in Classic Style" des amerikanischen Komponisten Gordon Young.

An den Drehorgeln sind (von links) der Jubilar Josef Raffin, seine Tochter Friedlinde Engeser und deren Mann Rafael. An der Trommel ...
An den Drehorgeln sind (von links) der Jubilar Josef Raffin, seine Tochter Friedlinde Engeser und deren Mann Rafael. An der Trommel Julian Münter. Bild: Bernhard Conrads

Schließlich fanden sich alle 20 Enkel zu einem Chor zusammen und sangen ein Geburtstagslied. Es gab auch musikalische Beiträge, mit denen der Jubilar im sonst präzise geplanten Programmablauf überrascht wurde. Bezaubernd waren die Urenkel mit einem Lied und einem herzigen "Zum Geburtstag viel Glück" zu hören. Ein Gesangsquartett intonierte a-capella das "Heilig, heilig" aus Franz Schuberts "Deutsche Messe". Beim Schlusslied "Amazing grace" in einer deutschen Fassung durfte auch das Publikum mitsingen. "Für mich ist der Tag ein Fest des Dankes, Lobens und Rühmens", resümierte der Jubilar in seiner Ansprache.

Drehorgelbau Raffin

Was mit Reparaturen alter Drehorgeln anfing, entwickelte sich ab 1960 zu einem erfolgreichen Geschäftskonzept. Orgelbaumeister Josef Raffin, der jetzt bei bester Gesundheit seinen 85 Geburtstag feiern konnte, baut seit 57 Jahren Drehorgeln mit 20 und auch mit 31 Tonstufen. Alle Instrumente sind Unikate, auch wenn sie sich technisch sehr ähneln. Der Tüftler, der auch heute noch täglich im Betrieb arbeitet, wenngleich er die Fertigungsleitung seit fünf Jahren an Wolfgang Herr abgegeben hat, entwickelte ständig technische und klangliche Verbesserungen.