Überlingen – Zaungäste im wahrsten Sinne waren am Freitagmorgen die Schüler von Realschule und Gymnasium, als in einem Festakt offiziell mit dem Bau der neuen Sporthalle auf dem Schulcampus begonnen wurde.
Der Chor der Realschule eröffnete im eingezäunten Gelände, die Prominenz schaufelte euphorisch die ersten Schippen voller Erdreich in die Luft, und aus den angrenzenden Schulen jubelten die Schüler. Zugaberufe gab's sogar, als Cheerleader des Gymnasiums beim Festakt tanzten.
Für Regierungspräsident Klaus Tappeser stand damit fest, dass er bisher noch nie eine Baustelle eröffnet habe, die von so vielen Menschen, die das fertige Bauwerk später nutzen werden, begleitet wurde.

Wenn planmäßig im Juli 2020 die Halle öffnet, geht eine dann siebenjährige Durststrecke zu Ende. Oberbürgermeister Jan Zeitler erinnerte in seiner gestrigen Rede daran, dass die Sankt-Johann-Halle an diesem Standort im April 2013 von einem Tag auf den anderen geschlossen werden musste, denn das Dach war undicht und die Halle galt als einsturzgefährdet.
Zeitler "fast ein bisschen gerührt"
Seit Schließung der Sankt-Johann-Halle findet Schulsport in umliegenden Hallen und Gemeinden statt, was mit Kosten und Unterrichtsausfall verbunden ist. Nicht zuletzt mit Blick auf den Tag, an dem Realschule und Gymnasium wieder adäquat Sportunterricht betreiben können und den Sportvereinen eine moderne Halle zur Verfügung steht, sagte Zeitler: "Das ist ein schöner Tag für Überlingen, ich werde fast ein bisschen gerührt."

Während im April 2014 der Grundsatzbeschluss zum Bau einer neuen Halle noch auf der Kostenannahme von 4,8 Millionen Euro für eine 3-Feld-Sporthalle fußte, werden jetzt Baukosten von 21 Millionen Euro für eine fünfteilige Halle erwartet (bei einem öffentlichen Zuschuss für die Stadt von 1,1 Millionen Euro und einer Beteiligung von 310 000 Euro durch den Turnverein). Das ist aber nicht alles. Die nächsten Schritte sind der geplante Abriss und Neubau eines Gymnasiums, Sanierung des Mußentrakts am Gymnasium und Sanierung der Realschule. Ob auch die Gemeinschaftsschule (Wiestor) in den Campus rückt, steht in den nächsten Tagen bei internen Diskussion im Rathaus auf der Tagesordnung.

Einem Abriss des Gymnasiums ginge voraus, dass das Land Baden-Württemberg die Einschätzung der Stadt teilt, wonach das Gymnasiumsgebäude nicht mehr sanierungsfähig sei. Regierungspräsident Tappeser kündigte einen Besuch der "Schulbegehungskonferenz" an, die eben dies prüfen werde. Seine vorläufige Einschätzung tendiert in Richtung Abriss und Neubau. "Die Unterhaltungsleistungen sind in vielen Städten vernachlässigt worden, jetzt ist es einfach notwendig, dass wir noch einmal von vorne beginnen". Er bezifferte die Kosten für das Gesamtprojekt "Campus" auf 60 Millionen Euro. Überlingen sei finanziell "nicht auf Rosen gebettet", so Tappeser, und er versprach: "Gerne unterstützen wir Sie."

Roland Ruf, Vorsitzender des Turnvereins und Sportlehrer an der Realschule, sagte dem Sport in Überlingen, speziell dem Turnsport, einen "Aufschwung" voraus. Nachdem die Schüler in den letzten fünf Jahren ersatzweise auf zehn Sporthallen in der Umgebung verteilt werden mussten und erschwerend im letzten Schuljahr auch den Sportplatz Ob den Mühlen nicht nutzen konnten, sei die Vorfreude auf die neue Halle nun groß. Er schätze sich glücklich, dass sich der Turnverein mit dem Bau einer Geräteturnhalle in das Projekt "einklinken" könne und dabei eigene Ideen einbringen konnte. Die 311 000 Euro, die der Turnverein beisteuert, seien "ein mutiger Schritt" für den Verein, doch könne er nun sagen, dass die Finanzierung gesichert sei.
Kai Bierich, Architekt vom beauftragten Büro Wulf Architekten aus Stuttgart, würdigte die Stadt, zitierte Erich Kästner: "Aus den Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kannst Du etwas Schönes bauen." Der Weg bis zum Spatenstich sei steinig gewesen, "wir haben viel entworfen und wieder verworfen – aber wir werden ganz sicher etwas Schönes bauen". Bierich würdigte die Stadt, die ihrer Verantwortung zu guter Architektur gerecht werde. "Wir haben für diesen Ort und diese Aufgabe gemeinsam eine gute Antwort gefunden."
Auch die Kletterhalle des DAV soll 2020 eröffnet werden
Der Alpenverein, der anfänglich auch die Vorstellung gehabt hatte, seine Kletterhalle in die Sporthalle integrieren zu können, hält nach der Ablehnung durch die Stadt weiter an den Plänen zum Bau einer eigenen Halle fest. Sie soll auf dem Schulcampus entstehen.
Tom Meißner-Braun vom Vorstand der DAV-Sektion Überlingen, sagte am Rande des Festakts, dass die Bauvoranfrage gestellt sei, dass derzeit der Innenausbau ausgelotet werde und vorbehaltlich einer Förderung durch den DAV-Bundesverband, die frühestens im Sommer 2019 erfolgen könne, im Herbst 2019 mit dem Bau begonnen werde. Angestrebtes Ziel laut Meißner-Braun ist ebenfalls Juli 2020.
