Der Hund, nennen wir ihn zum Schutz seiner Anonymität Vista, erspähte Enten auf dem Bodensee. Also nichts wie hinterher, runter von der Promenade, rein ins Wasser. Sein Sprung war wegen des hohen Wasserstandes nicht besonders tief, und so schwamm der Vierbeiner mit viel Energie den Enten hinterher. Im Schlepptau: Seine lange Leine.

Am anderen Ende der Leine hing zwar kein Herrchen mehr dran, sondern das stand laut rufend am Ufer: „Vista! Vista“ Doch dachte sich Vista wohl, die Enten seien jetzt wichtiger als sein Herrchen, das kann warten.

Erst verfolgte der Pudel erfolglos Enten...
Erst verfolgte der Pudel erfolglos Enten... | Bild: Leserreporter

Wir wissen zwar nicht wirklich, was oder wie Pudel denken. Doch Vista schwomm und schwomm, und am Ufer sammelten sich die Besucher. Es war Donnerstag um die Mittagessenszeit.

Lachend, mitfiebernd, wer würde wohl als erstes untergehen? Hund oder gerupfte Ente? Unter den Passanten wurden Wetten abgeschlossen. Doch von wegen gerupfte Enten, die war schneller.

Leutnant zur See der Reserve

So jedenfalls berichtete es ein SÜDKURIER-Leser, der, wie Vista, anonym bleiben möchte. Er verriet nur soviel: „Ich bin Leutnant zur See der Reserve und war bei der Deutschen Marine.“ Mit anderen Worten: Er kennt sich mit der Seenotrettung aus.

Hund schlapp?

Als in Seenot befindlich wähnte er den Hund. „Der machte langsam schlapp, weil er sich nicht darauf konzentrierte, eine einzelne Ente zu entern, sondern weil er ständig versuchte, einer anderen hinterherzuschwimmen.“ Da wandte er sich in Sorge um den Hund an dessen Herrchen: „Wollen Sie Ihrem Hund nicht mal hinterher springen, der ertrinkt doch!“

... dann nahm ihn eine Bootsbesatzung des Vereines VSS (Verein für sozialpädagogisches Segeln) an Bord. Die Passanten an der Promenade ...
... dann nahm ihn eine Bootsbesatzung des Vereines VSS (Verein für sozialpädagogisches Segeln) an Bord. Die Passanten an der Promenade applaudierten. | Bild: Leserreporter

Wie unser pensionierter Leutnant zur See berichtete, habe Herrchen immer nur gerufen, sei aber nicht zur Tat geschritten, wie das bei einer Seenotrettung üblicherweise sonst der Fall sei.

Da übernahm der Leutnant das Kommando und rief einem Schulungsschiff (damit hat die Marine nun ja auch viel Erfahrung), das zufällig an der Promenade entlang schipperte, entsprechende Hinweise zu.

Boot aus Radolfzell

Es handelte sich um ein Boot des Radolfzeller Vereins für sozialpädagogisches Segeln. An Bord war eine Schulklasse. Ob sie denn einen Außenbordmotor hätten und dem Hund zur Hilfe eilen könnten, rief unser Leutnant.

„Sind Sie der Besitzer?“, rief Thomas Szczepanek zurück, der als Bootsführer Verantwortung für die Schüler trug und noch keine große Gefahr für Leib und Leben des Pudels erkannte, eher seine Schüler im Blick hielt, die das Hundespektakel aufgeregt verfolgten.

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Nein, das Herrchen sei er nicht, antwortete der Reserve-Leutnant, beorderte den Hundehalter, der immer noch vergeblich nach „Vista!“ rief, aber in Hörweite zum Rettungsteam. Die Boots-Mannschaft nahm sich der Hunderettung an, nahm den Hundehalter mit an Bord und startete fachmännisch ein Pudel-Über-Bord-Manöver.

Gemeinsam schipperte man zum Hund, dessen Schnauze mittlerweile verdächtig knapp über der Wasserlinie gehangen haben muss, zumindest dem seemännischen Blick unseres Reserve-Leutnants nach zu urteilen – und nahm ihn an den Enterhaken. Also den Hund, beziehungsweise dessen Leine.

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Aus Angst davor gebissen zu werden, überließ das Rettungsteam dem Herrchen die Aufgabe, den begossenen Pudel über die Reling zu hieven. Die Kinder bekamen 20 Euro Eisgeld zur Belohnung. Die Besucher auf der Uferpromenade applaudierten. Und auch die Enten waren froh. Vermutlich.