Renate und Siegfried Rösler aus der Rauensteinstraße staunten beim Blick in ihren Garten nicht schlecht, wer da am frühen Morgen schon durch über die von Blumen gesäumten Wege watschelte. Es waren Rostganseltern mit ihren zehn unscheinbar gefärbten Kindern, die erst wenige Tagen zuvor geschlüpft sein konnten. Vater und Mutter waren mit dem flugunfähigen Nachwuchs wohl auf der Suche nach einem geeigneten Gewässer für die ersten Schwimmübungen.
Im Garagenhof konnten die Kleinen unter Zuhilfenahme eines Tellers als Wassertränke sicher in Schach gehalten werden. Das Spektakel rief mehrere Nachbaren auf den Plan, die einen Notanruf an das Polizeirevier absetzten. Eine spezielle Abteilung für derlei Aufgaben hat das Polizeirevier Überlingen zwar nicht, doch Polizeibeamtin Romy Stricksner schien Erfahrung im Umgang mit Tieren zu haben und half den zehn kleinen Federbällchen souverän in die mitgebrachte Transportkiste. Die Beamtin schnappte sich die Transportkiste mit den lieben Kleinen und machte sich über den Gehweg an der Schillerstraße auf in Richtung Wasser. Während die 20 kurzen Beinpaare getragen wurden, folgte Mutter Rostgans der Polizistin mit den vermeintlich entführten Kleinen fast auf dem Fuß und watschelte ausdauernd hinterher.
Der Vater wusste indessen nicht, wie ihm geschah und wartete auf Nachricht. Erst einige Stunden später schien er von der Familie ein Lebenszeichen vernommen zu haben, und machte sich – wie die Nachbarn beobachteten – auf den Weg zu Partnerin und Nachwuchs. Wo sie sich schließlich wieder getroffen haben, bleibt ein Familiengeheimnis.
Rostgänse
Rostgänse gehören zur Unterfamilie der Halbgänse und stehen in ihren Merkmalen zwischen den echten Gänsen und den typischen Enten. Sie werden daher bisweilen auch Rostenten genannt. Männchen und Weibchen sind sehr ähnlich gefärbt. Das Männchen ist an seinem schmalen, schwarzen Halsring vom Weibchen unterscheidbar. Wenn sie fliegen, wirken Rostgänse kontrastreich schwarz-weiß. Rostgänse sind mit 60 Zentimeter Körpergröße etwas größer als Stockenten.
Verbreitet ist die Rostgans ursprünglich in Asien und Südosteuropa. Schon seit einigen Jahren kann man die Art auch in Deutschland häufiger beobachten. Rostgänse sind Höhlenbrüter, die man in Fuchsbauten ebenso antreffen kann wie in hohlen Bäumen. Die Weibchen bebrüten alleine meist acht bis zwölf Eier. Das Männchen bewacht das Nest. (hpw)