Tobias Lange

In der Philosophie wird gerne darüber diskutiert, was Zeit ist. Ist sie linear, also eine durchgehende Linie, oder doch eher ein Kreis? Ein Blick in den SÜDKURIER von vor 25 Jahren lässt zumindest den Eindruck von letzterem aufkommen. Denn im Juni 1994 kam es bei dem Besuch des damaligen Landesverkehrsministers Hermann Schaufler in Stockach zu einer hitzigen Diskussion. Das Thema: Die Fortführung der B 31 neu. Dabei machte sich der CDU-Politiker nicht nur Freunde – insbesondere unter den Überlingern.

Der ehemalige Stadtrat Heinrich Wagner konfrontierte den Minister damals mit dem Vorwurf, mit der neuen B 31 solle der Verkehr auf den Knoten beim Überlinger Krankenhaus verschoben werden. „Dann haben wir den Stau eben da“, prophezeite er. Eine dreispurige Straße ohne Standspur sei an dieser Stelle unsinnig. Minister Schaufler traf er damit offensichtlich an einer empfindlichen Stelle. „Die Autobahn habt doch Ihr kaputt gemacht, Ihr hier in der Region“, brach es aus dem CDU-Politiker heraus. Mit Blick auf Überlingen betonte er, dass er nicht zulassen werde, dass „wegen der Gegnerschaft einer Stadt oder Gemeinde eine Straße für Millionen blockiert wird.“ Er erinnerte zudem an Verzögerungen, die durch Überlinger Trassierungsdebatten bedingt worden seien.

Heute – 25 Jahre später – sorgen erneut Pläne für eine Weiterführung der B 31 neu für Diskussionen und Aufregung in der Region. Dieses Mal geht es um das Stück zwischen Meersburg und Immenstaad. Und wieder regt sich Widerstand – diesmal in Hagnau, Stetten, Immenstaad und Meersburg. Denn im Mai wurden Pläne für eine Variante bekannt, die eine Umfahrung Hagnaus mit einem Tunnel beinhalten und einen Eingriff in die Rebanlage nötig machen würden. Die Gegner dieser Variante – darunter verschiedene Bürgerinitiativen – haben Proteste angekündigt und machen sich stattdessen für eine Straßenführung im Hinterland – weit vom Bodensee entfernt – stark. Und das, obwohl es hier zu Konflikten mit dem Umweltschutz kommen könnte.

Welche Variante sich am Ende durchsetzt, ist laut Projektleiter Matthias Kühnel vom Regierungspräsidium Tübingen noch offen. Die verschiedenen Optionen würden ergebnisoffen geprüft. Bis Jahresende sollen mehrere konfliktarme Varianten zusammengetragen werden. Die endgültige Entscheidung über das weitere Vorgehen liege dann beim Bund.