Michael Reutlinger ist Wirt und Narr, beides aus Leidenschaft. Seit dem vergangenen Wochenende hat Anusch's Pub in der Hafenstraße wieder geöffnet, eine der wenigen Kneipen in Überlingen, in der noch Fußball geschaut werden kann. "Die Konzession läuft über meine Schwester Petra Reutlinger und ich führe den Laden", teilte er gestern mit, nachdem wegen der Trennung von seiner Frau die Eckkneipe vorübergehend geschlossen hatte.

Die Spendenaktion "Narr mit Herz" gäbe es ohne Michael Reutlinger nicht. In 17 Jahren wurden, in Kooperation mit Überlinger Fastnachtgruppen, knapp 70 000 Euro gesammelt und an bedürftige Kinder weitergegeben. Auch die Kinder aus dem Kinder- und Jugendheim Linzgau in Überlingen-Deisendorf zählten schon zu den Empfängern, womit der Bogen zur Serie "Seegespräche" geschlagen wäre.
Die Seegespräche sind eine Interviewreihe in Kooperation des Linzgau Kinderheimes, des Vereins Rückenwind und der SÜDKURIER-Redaktion. Auftakt war im Sommer mit einem Interview mit OB Jan Zeitler, jetzt wurde Michael Reutlinger auf hoher See von den Kindern gefilmt und befragt. Ihre Gesprächspartner werden für das Interview zu einer Segeltörn auf dem Bodensee eingeladen, wo sie über Sturm und Flaute in ihrem Leben berichten können.

Im Gespräch mit Reutlinger ging's um die Aktion Narr mit Herz. Der 52-Jährige Wirt berichtete, dass es das erklärte Ziel der Aktion ist, Geld für Kinder zu sammeln, die vielleicht nicht an der Fastnacht teilnehmen können, oder denen es allgemein nicht so gut geht. "Wir geben viel Geld aus für die Fastnacht, warum nicht auch für Leute, die nicht an der Fastnacht teilnehmen können?" Denn, so sagte er, "Narren haben ein Herz für Kinder." Auf die Frage, wie er Fastnacht auf einer einsamen Insel feiern würde, antwortete Michael Reutlinger: "Ohne Narrenmutter und Narrenvater wäre es nicht möglich, Fastnacht zu feiern."