Die Sportlerehrung Überlingen ist eine Erfolgsgeschichte. Auch den Machern um Michael Gut ist es bewusst, dass sie zum Ausruhen wenig Zeit haben, weshalb sie fortwährend um Neuerungen, um neue Auszeichnungsformate, neue Wahlverfahren und um eine immer spektakulärere Sportlergala bemüht sind. Das ist zu loben, das hält die Veranstaltung agil.
Wiederholt Diskussionen
Doch schafften es die Verantwortlichen bislang nicht, die jährlich aufkommenden Diskussionen über die Gerechtigkeit des Wahlverfahrens klein zu halten. Früher standen die Coupons in der Kritik, heute die Abstimmung via Facebook. Michael Gut wertet die Kritik am Facebook-Verfahren als Beleg dafür, dass auch die aktuelle Kritik nur der alten Logik folge, jeweils das Verfahren zu kritisieren, das einen selbst nicht begünstigt. Doch weit gefehlt, es gibt einen qualitativen Unterschied.
Denn im Gegensatz zu Facebook haben die Coupons einen lokalen Bezug, während die Stimmabgabe via Facebook Leute anzieht, die mit einem anonymen Profil in Russland, Malaysia oder anderswo gemeldet sind und mitnichten einen irgendwie gearteten Bezug zu Überlingen nachweisen können.
Vorteil für Facebook-Profis
Bislang begünstigte das Verfahren jene, die die Sozialen Medien besser bespielen als andere. Das ist ihnen nicht vorzuwerfen, so lange die Abstimmung per Facebook ausdrücklich erwünscht ist. So erzielte Markus Schwer, Vater der „Sportlerin des Jahres“, für seine Tochter „Publikums-“Stimmen via Instagram (gehört zum Facebook-Konzern), indem er das Voting mit dem Hashtag „Girlspower“ versah. Er erreichte also Leute, die mit dem Begriff „Girlspower“ ganz andere Vorstellungen entwickeln als den Willen, erfolgreichen Überlinger Sportlern zum Sieg zu verhelfen.
Das teilte Schwer neulich öffentlich mit, das war der Jury bekannt. Wer nun trotzdem tausende Stimmen aus fernen Ländern als einen Erfolg für die Überlinger Sportlerwahl feiert, der ruht sich auf einem zweifelhaften Erfolg aus. Dass die Jury den Einfluss von Facebook reduzierte, war ein Schritt in die richtige Richtung, mit dem Ziel, die Veranstaltung wieder stärker in Überlingen zu verorten und zu verankern. Zielführender wäre es aber, Facebook ganz außen vor zu lassen. Das könnte noch kommen, wenn OB Jan Zeitler in der anstehenden Verschnaufpause ein Machtwort spricht. Denn letztlich ist es eine Veranstaltung seiner Stadt.