Die Pandemie stellt auch die Bauern in Deutschland vor ungeahnte Probleme. Wenn wegen der Corona-Krise die Grenzen geschlossen und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, können Erntehelfer aus dem Ausland nicht zu den Bauernhöfen in Deutschland reisen. Darauf weist der Deutsche Bauernverband hin. Bauernpräsident Joachim Rukwied: „Wir benötigen im Sonderkulturbereich, also Obst, Gemüse, Weinbereich, rund 300 000 Saisonarbeitskräfte, die kommen vornehmlich aus Osteuropa.“

Das bekommt, um nur ein Beispiel zu nennen, auch der Obsthof Kitt im Überlinger Feigental zu spüren. Momentan gilt es, 2500 junge Apfelbäumchen auf einer Plantage bei Brachenreuthe einzupflanzen. Normalerweise hätten das drei Erntehelfer aus Rumänien erledigt. „Sie würden gerne, kommen aber momentan nicht bis zu uns durch“, sagt Antonia Kitt. Übergangsweise bemüht der Hof Familienangehörige, Freunde, und einen ehemaligen Lehrling, der gerade Zeit hat, weil seine Meisterschule ausfällt. „Wir setzen momentan noch auf die Hilfe von Menschen aus unserem direkten Umfeld. Wenn die Erdbeersaison beginnt, bei uns auf dem Betrieb Mitte/Ende Mai, sieht es eventuell anders aus. Da könnte es sein, dass wir die Hilfe des Maschinenrings brauchen, wenn sich bis dahin die Lage noch nicht entspannt hat.“
„Das Land hilft“
Der Maschinenring, siehe gelber Kasten, startete die Aktion „Das Land hilft“, bei der sich Helfer und Betriebe registrieren können. Antonia Kitt: „Von Kollegen hören wir, dass es sehr viele Hilfsangebote von arbeitswilligen Menschen gibt, und auch bei uns haben Bekannte schon ihre Hilfe angeboten. Das ist ein sehr gutes Signal der Solidarität aus der Gesellschaft. Dennoch versuchen die meisten schon, irgendwie ihre eingearbeiteten Saisonarbeitskräfte herzubekommen. Manche konnten Arbeitskräfte aus Rumänien einfliegen.“ Denn der Luftweg ist (noch) nicht abgeschnitten.

Landwirt Hubert Einholz aus Salem, Vorsitzender des örtlichen BLHV (Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband) erinnert an die Aktion „Rettet die Bienen“, die seiner Ansicht nach ein Drittel der Produktionsflächen gekostet hätte. Und er erinnert an die in Salem geplante Gewerbegebietserweiterung, die zum Flächenfraß führe. In der Krise erkenne man den Wert regionaler Lebensmittelerzeugung, den Wert landwirtschaftlicher Flächen, so Hubert Einholz.
Hubert Einholz aus Salem wirbt dafür, Asylsuchende auf den Äckern einzusetzen oder Beschäftigte, die in ihrer Firma in nächster Zeit keine Arbeit mehr haben. „Es ist alles Arbeit in freier Natur, und genügend Personenabstand könnte auch eingehalten werden. Vielleicht würde man dadurch die heimische Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion wieder etwas mehr wertschätzen.“