Die Überlinger müssen sich auf eine neue Baustelle einstellen: Ab Montag beginnt der Umbau des Landungsplatzes, quasi eine Operation am Herzen der Stadt. Auf einen direkten Bypass von der östlichen zur westlichen Promenade hatte der Gemeinderat ursprünglich aus Kostengründen verzichten wollen. Nun haben die Planer doch eine Lösung entlang der Freitreppe gefunden. Zu Beginn der Saison im Frühjahr soll die Baumaßnahme abgeschlossen sein. Beim Beschluss am 25. April waren die Kosten für den reduzierten Umfang auf 1,82 Millionen Euro berechnet worden. Um die Kosten im Haushalt zu decken, war der geplante Bau des Radlerschutzstreifens in der Hafenstraße damals verschoben worden.
Pläne werden zur Hälfte umgesetzt
"Der Landungsplatz wird komplett eingezäunt", erklärte Alexander Mezger, Bauleiter vom Büro Relais Landschaftsarchitekten, dem Ausschuss für Technik und Verkehr. Für die Umsetzung des Vorhabens ist die Landesgartenschau Überlingen GmbH (LGS) im Auftrag der Stadt zuständig. "Wir werden direkt mit großem Gerät auffahren und Bagger machen sich an die Abbrucharbeiten", kündigt Bauleiter Mezger an. "Es geht zügig und mit Nachdruck los."
Die Pläne für einen neuen Platz, die Marianne Mommsen entworfen hat, werden bei der aktuellen Maßnahme allerdings nur zur Hälfte umgesetzt. Zu groß war das Risiko, dass die Zeit am Ende nicht reicht und im Gartenschaujahr noch eine Baustelle bleibt. Bleiben werden nun auch die drei Kastanien am Rande der Busspur, um die es zuvor Diskussionen gegeben hatte. Im ursprünglichen Plan sollten sie an anderer Stelle durch eine Neupflanzung ersetzt werden, was aus Kostengründen aber wieder fallengelassen wurde (Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung dieses Textes wurde durch eine falsche Formulierung der Eindruck erweckt, die Kastanien würden nun doch versetzt, was hiermit korrigiert ist. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen).
Projekt soll Stadtmittelpunkt aufwerten
Der vorhandene Boden soll durch ein Natursteinpflaster ersetzt und mit roten Rhyotlith-Steinen an den Seitenrändern verziert werden. Die Bepflanzung in den Beeten werde modernisiert, betont die LGS in ihrer Presseinformation. Außerdem soll die Beleuchtung erneuert werden. Auch ein kostenloser Internetzugang ist auf dem Platz geplant. Rote Sitzbänke sollen zum Verweilen einladen.
Für Oberbürgermeister Jan Zeitler und Wirtschaftsförderer Stefan Schneider verspricht das Projekt "eine erhebliche bauliche Aufwertung in der Mitte unserer Stadt". Zwar komme es während der Bauphase zu Behinderungen für die Gewerbetreibenden, doch die Stadt und die LGS seien bemüht, diese so weit wie möglich abzufedern. Die Verwaltung stehe in ständigem Kontakt mit den anliegenden Unternehmen und könne so mit konstruktiven Lösungen auf die Bedürfnisse und Sorgen der Anrainer reagieren. Nach Abschluss der Bauarbeiten werde der neue Landungsplatz ein Mehrwert für Bürger, Gewerbetreibende und Besucher in Überlingen sein.
Busspur wird aufgeteilt
Während der Bauarbeiten soll die Feuerwehrzufahrt offen bleiben, heißt es vonseiten der LGS weiter. "Linienbusse, Regionalbusse und Stadtbusse verkehren wie bisher." Die südliche Busspur werde allerdings aufgeteilt in einen Haltebereich für Hotelgäste und die Baustelleneinrichtung. Der Lieferverkehr für die Restaurants, Geschäfte und Wohnungen an der westlichen Promenade wird über die Grabenstraße und den westlichen Promenadenabschnitt gelenkt. Entlang der westlichen Fassade des Landungsplatzes gibt es von der Jakob-Kessenring-Straße aus einen Durchgang für Fußgänger zur Promenade.
Taxi-Sammelplatz fällt weg
Da die Baustellenfahrzeuge über die Taxischleife fahren müssen, werden als Ersatz zwei Stellplätze an der Hofstatt ausgewiesen, weitere Taxis sollen vor der Wiestorschule auf Abruf bereit stehen. Die Taxiunternehmer sind mit dieser Lösung alles andere als zufrieden. Sie sorgen sich auch darum, wie es mit ihrem Sammelplatz nach der Fertigstellung des neuen Platzes weiter geht (siehe unten).
Aus Sicherheitsgründen werde die Baustelle rundum abgeriegelt, betonte Bauleiter Mezger und sagte: "Der Bauzaun wird regelmäßig kontrolliert gegen Leute, die unbefugt das Gelände betreten wollen." Der Kiosk bleibt geschlossen, der Schiffsanleger Giess wird immer erreichbar sein.
Taxiunternehmer sind verärgert
In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Verkehr saßen auch drei Taxi-Unternehmer. Für Ugur Sargin, Roland Guldin und Rolf Heuchert heißt die Sperrung des Platzes, dass ihre Taxis den attraktivsten An- und Abfahrtsplatz in Überlingen verlieren. Als Option stellen die Planer zwei Taxistellplätze an der Hofstatt zur Verfügung, weitere Fahrzeuge sollen vor der Wiestorschule auf Abruf bereit stehen können. Das ist viel zu wenig, finden Sargin, Guldin und Heuchert. "Momentan können dort bis zu 14 Taxis stehen. Und jetzt soll es nur zwei Plätze geben. Fünf bis acht wären in Ordnung", sagt Rolf Heuchert. Ugur Sargin ergänzt: "Wir haben so viele Taxis im Umlauf, die müssen doch irgendwo stehen. Gerade in der Innenstadt." Baubürgermeister Matthias Längin verwies darauf, dass die Taxis mittlerweile mit dem Handy bestellt werden können. Roland Guldin kann diese Argumentation nicht verstehen: "Wir haben viele alte Leute in Überlingen, für die ist das nicht so einfach. Außerdem ist der Sinn eines Sammelplatzes für Taxis, dass die Menschen direkt aus der Stadt bei uns einsteigen können." Die Stadträte diskutierten die Möglichkeit, zwei weitere temporäre Stellplätze für Taxis zu schaffen. Diese müssten dann dauernd mit Fahrern besetzt sein, um Rettungswege freizuhalten. Für die drei Unternehmer stellt sich eine weitere drängende Frage: Wie sehen am Landungsplatz künftig die Taxi-Stellplätze aus? Darauf habe es noch keine Antwort gegeben. (juk)