Herbstzeit ist Kastanienzeit. Die glänzend braunen Samen stehen neben dem bunten Laub symbolisch für die dritte Jahreszeit und werden sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen gerne als Handschmeichler, Bastelmaterial oder sogar Öko-Waschmittel gesammelt. Beim Gang durch Überlingen fällt jedoch auf: Während sich die Blätter der meisten Bäume erst nach und nach gelb und rot färben, ist das Laub der Rosskastanien, die oft als Park- oder Alleebäume angepflanzt werden, schon seit Wochen mit braunen Flecken überzogen. Woran liegt das?
Wie die Pressestelle der Stadt Überlingen, deren Abteilung „Grünflächen, Umwelt und Forst“ die städtischen Bäume betreut, mitteilt, ist für die unschönen Flecken der Hauptschädling der Rosskastanie verantwortlich: die Rosskastanienminiermotte. Laut eines Flyers des Naturschutzverbandes Schutzgemeinschaft Deutscher Wald kommt dieses Insekt ursprünglich aus Mazedonien, wurde aber bereits in den 90er-Jahren in Deutschland nachgewiesen. Die erwachsenen Tiere legen ihre Eier an den Blättern der Kastanie ab, die Larven dringen dann in diese ein. Dadurch werden die Blätter braun und vertrocknen. „Die betroffenen Blätter fallen frühzeitig ab und verkürzen dadurch die Vegetationsperiode des Baumes“, so die Pressestelle der Stadt. Das führe zu Vitalitäts- und Zuwachseinbußen, aber immerhin nur in seltenen Fällen zum Tod des Baumes. Und: „2019 war der Befall in Überlingen geringer als im vergangenen Jahr.“
Wie im Blog der Umweltorganisation WWF zu lesen ist, gibt es außerdem eine einfache Möglichkeit, wie befallenen Bäumen geholfen werden kann: Dafür müsse nur gründlich Laub gesammelt und anschließend auf Wertstoffhöfe gebracht werden. Die Samen der Bäume würden von den Motten jedoch nicht befallen, sie können ohne Bedenken mit nach Hause genommen werden – übrigens ganz offiziell, denn wie die Stadt Überlingen mitteilt, ist es nicht verboten, Kastanien im öffentlichen Raum zu sammeln. Allerdings kann es laut WWF-Blog sein, dass Kastanien durch den Miniermottenbefall weniger Blüten tragen und daher auch weniger Kastanien entstehen.
Aber die Rosskastanie hat noch einen Feind – die Krankheit Pseudomonas. Und die greift nicht nur die Blätter an und lässt diese unschön aussehen, sondern führt laut der Pressestelle der Stadt Überlingen leider häufig dazu, dass der Baum abstirbt. Hervorgerufen wird sie laut WWF-Blog von einem Bakterium, das vermutlich aus Asien eingeschleppt wurde und von Vögeln und Insekten, aber auch dem Mensch übertragen wird. Wer einen kranken Baum beschneidet, solle daher danach unbedingt das Werkzeug desinfizieren. Erkennen, ob eine Kastanie befallen ist, lässt sich übrigens an deren Rinde: „Die Schadsymptome sind meist Schleimfluss und Verfärbungen an der Stammesrinde, in Folge dann Pilzbefall und Holzzersetzung“, erklärt die Pressestelle der Stadt Überlingen. Dazu gebe es noch zahlreiche andere Krankheiten und Schädlinge, die der Rosskastanie zu Schaffen machten, in der Region allerdings derzeit nicht von großer Bedeutung seien.