„Sie können alle dagegen stimmen“, erklärte Baubürgermeister Thomas Kölschbach, als es im Bauausschuss am Montag um die Sanierung und dauerhafte Nutzbarmachung der ehemaligen Kapuzinerkirche für kulturelle Veranstaltungen und Feste ging. Vor dem Hintergrund einer Kostensteigerung auf 6,2 Millionen Euro, beziehungsweise 7,4 Millionen Euro mit einem gewissen finanziellen Puffer. Dennoch glaubte Kölschbach, im letzten Jahr des stolzen 1250-jährigen Stadtjubiläums an das wertvolle kulturelle Erbe erinnern zu müssen. Dieser Verantwortung könne sie sich die Kommune nicht entziehen.

Baubürgermeister spricht von „Aufgabe des Gemeinbedarfs“

„Das sieht heute zwar aus wie eine alte Feldscheune, war aber mal Teil eines Klosters“, betonte Kölschbach. „Als politisch Verantwortliche müssen Sie sich Ihrer Historie stellen.“ Zudem gehe es um eine Aufgabe des Gemeinbedarfs. Am Ende sprach das Gremium mit 7:1 Stimmen eine klare Empfehlung für die Fortsetzung der Planung des Stuttgarter Büros Space 4 aus.

Das könnte Sie auch interessieren

Mehrheit sieht keine Alternative zur Sanierung

Bauchschmerzen wegen der Finanzierung und der anderen städtischen Pflichtaufgaben formulierte mancher Stadtrat. Doch für die große Mehrheit waren Sanierung und Umbau zu einer Kulturstätte im Grunde alternativlos. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass allein der Substanzerhalt die Stadt mit 3,5 Millionen Euro ohne Zuschuss (Kölschbach) etwa soviel kosten würde wie die Schaffung einer guten Stube für Kultur und größere Feste mit Fördermitteln. „Tun Sie nichts, kostet es gleich viel, wie wenn Sie etwas tun“, formulierte daher Architekt Jürgen Hess zugespitzt. Ja, mit der Nutzung als Kulturstätte habe die Stadt auf jeden Fall einen „Benefit“ und ermutige zu „einem positiven Umgang mit einem Kulturdenkmal“.

FDP-Gemeinderat Wörner als einziger dagegen

Den Einbau einer Wanne als doppelten Boden über dem historischen Untergrund wollte Ingo Wörner (FDP), der als einziger gegen das vorgeschlagene Konzept der Planer votierte, nicht einleuchten: „Das muss auch billiger gehen.“ Hier werde viel zu viel Geld in ein Objekt gesteckt.

So sah es 2016 drin im Kapuziner während der Aufbauarbeiten für die Sommertheater-Saison 2016 aus. Nach längerer Pause gab es 2022 das ...
So sah es 2016 drin im Kapuziner während der Aufbauarbeiten für die Sommertheater-Saison 2016 aus. Nach längerer Pause gab es 2022 das vorerst letzte Sommertheater. Dieses Bild zeigt den Blick, den die Schauspieler auf die Ränge in der ehemaligen Kapuzinerkirche hatten. | Bild: Stefan Hilser

Indessen verweist Architekt Jürgen Hess vom Stuttgarter Planungsbüro Space 4 auf Nachfrage des SÜDKURIER zum einen auf die bodenarchäologischen Rahmenbedingungen der Denkmalpflege, zum anderen auf bauphysikalische Aspekte, die einem von unten feuchtenden historischen Mauerwerk gerecht werden müssten. Welche technischen Lösungen die besten seien, könnten Ingenieure erst in der nächsten Planungsphase herausarbeiten.

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir brauchen‘s und es hat auch eine gewisse Vorbildfunktion“, erklärt Günter Hornstein (CDU). Dankbar sei er, dass die Überlingen Marketing und Tourismus (ÜMT) und die Gastronomie bei der Weiterentwicklung des Konzepts beteiligt worden seien. Ihm gehe es auch um die Kosten, betonte Hubert Büchele (ÜfA/FWV). Die Planer hätten in der Tat alle Aufträge und Wünsche erfüllt. Doch könne er endgültig „erst richtig gerne zustimmen“, wenn Kämmerer Krause grünes Licht gebe und „keine Pflichtaufgabe geschoben werden müssen“.

Architekt Jörg Bohm (CDU) spricht von „gutem Kompromiss“

Er freue sich auf eine Kulturstätte Kapuziner, sagte Michael Wilkendorf (SPD): „Die Stadt muss dieses Projekt stemmen.“ Ein Stück weit liege es auch an der Verwaltung, die Kostenentwicklung im Auge zu behalten. Lange hätten Gremien und Verwaltung das Problem auszusitzen versucht, sagte Jörg Bohm (CDU): „Jetzt trifft‘s uns. Doch dazu sind wir da.“ Die aktuell vorgeschlagene Lösung sei ein guter Kompromiss, sagte der Architekt.

Das könnte Sie auch interessieren

Grüne Rätin Siemensmeyer: „Grundsanierung muss sein“

Auch Bernadette Siemensmeyer (LBU/Grüne) verwies auf die inzwischen 30 Jahre dauernden Überlegungen. „Es wird höchste Zeit und wir sind auf einer guten Spur.“ Die Grundsanierung müsse sein, auch ohne Förderung, die nutzungsorientierte Sanierung „kann sein und sollte meiner Ansicht nach auch sein“. Eine Nutzung im aktuellen Zustand werde auf keinen Fall mehr möglich sein, gab Wolfgang Konerth vom städtischen Gebäudemanagement zu Prokoll. Dann müsse man das Kulturdenkmal „abschalten“.