Eigentlich sollten die Arbeiten in und an der ehemaligen Kapuzinerkirche auf Hochtouren laufen. Die Stadt hatte für das Überlinger Sommertheater ein Zeitfenster freigehalten, für die Kultur im Kapuziner von Reinhard Weigelt sei leider keine Luft, da Sanierung und Umbau dringend weitergehen müssten. Doch noch passiert nicht viel in dem geschichtsträchtigen Gemäuer aus dem 17. Jahrhundert.

Zeitfenster bis zum 30. April 2024

Ja, es ist trotz eines am Ende einstimmigen Ratsbeschlusses noch nicht einmal definitiv entschieden, welche der diskutierten Varianten realisiert werden soll, um eine ganzjährige Nutzung für Kulturveranstaltungen und private Feiern gleichermaßen zu ermöglichen. Davon wird auch die Suche nach einem Betreiber der Location abhängen. Allerdings drängt die Zeit, wie Oberbürgermeister Jan Zeitler und Baubürgermeister Thomas Kölschbach nicht müde werden zu betonen. Am 30. April 2024 muss der Umbau nicht nur abgeschlossen, sondern auch abgerechnet sein, um die wichtigen Zuschüsse des Landes zu erhalten.

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Neu gemischt wurden die Karten dennoch in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause. Zur Diskussion stand bis dahin für Baubürgermeister Kölschbach lediglich eine „Satellitenlösung“ mit einem separaten Bau für Sanitäranlagen und Technik, die den Innenraum anderweitig nutzbar machen würde, der Verwaltung jedoch als zu teuer gilt. Favorisiert hatte das Bauamt daher den Einbau dieses Bedarfes in den Hauptbau. „Wenn Sie das heute beschließen“, hatte Kölschbach argumentiert, „dann könnten wir morgen weiter machen. Denn hier zählt jede Stunde.“

Dabei war man davon ausgegangen, die bestehenden Sanitäranlagen seien nicht frostsicher und damit nicht wintertauglich. Dem widersprach nun Architekt Klaus König, der den ersten Umbau im Jahr 2003 geplant hatte. Erst nach längerer Diskussion hatte der Gemeinderat auf Anregung von Udo Pursche (SPD) und Roland Biniossek beschlossen, den anwesenden König im Zuschauerraum als sachkundigen Bürger zu Wort kommen zu lassen. Dagegen spreche nichts, gestand OB Zeitler zu. Auch wenn er selbst „den Austausch mit unseren Fachleuten für fruchtbarer halte“, sagte er.

„Die Kartierungen des Untergrunds liegen doch alle vor.“: Architekt Klaus König hatte den ersten Um- und Anbau der ...
„Die Kartierungen des Untergrunds liegen doch alle vor.“: Architekt Klaus König hatte den ersten Um- und Anbau der Kapuzinerkirche im Jahr 2003 geplant und hält den WC-Pavillon für ganzjährig nutzbar. | Bild: Hanspeter Walter

Tatsächlich sei damals nur an einen Sommerbetrieb gedacht worden, räumte Architekt König ein. Grabungen von Landesarchäologen seien wegen des geplanten Sanitärpavillons dennoch vorgenommen worden. „Diese Kartierungen liegen doch alle vor“, erklärte König mit Blick auf die Sorgen der Verwaltung: „Deshalb wundert es mich, dass das nicht bekannt ist.“

Sanitärgebäude doch frostsicher?

So weiß der Planer von damals ganz genau, dass Fundamente des Kreuzgangs des früheren Klosters unmittelbar im Bereich des jetzigen Sanitärgebäudes lägen. Zwar gebe es genau aus diesem Grund im Pavillonbereich nur eine „relativ flache Gründung“, betonte er. Dennoch seien alle Leitungen schon damals frostsicher ausgelegt worden. Zum einen sei dieses Gebäude daher voll funktionsfähig, sagte König. Zum anderen verbiete es sich auch aus seiner Sicht, den Chorraum mit einer Toilettenanlage zu bestücken.

Damit knüpfte er an eine vorausgegangene Aussage von Stadtrat Herbert Dreiseitl (LBU/Grüne) an. „Eine Toilette in der ehemaligen Kirche wäre doch ein Witz“, hatte der formuliert und im Vorgriff auf die von König vorgetragenen Fakten Bezug genommen. Nicht nur Stadtrat Peter Vögele (FDP) hatte mehr Platz im Chorraum für die Bewirtung gefordert. Auch Udo Pursche (SPD) verwies auf die wichtige Suche nach einem Masterbetreiber für die künftige Veranstaltungsstätte. „Wir müssen auch an die Folgekosten denken, wenn das Catering nicht funktioniert.“

Wenn das Optimum nicht möglich sei, müsse man eben priorisieren, hatte OB Zeitler als Leitlinie ausgegeben. „Entweder wir kriegen es hin, oder wir kriegen es nicht hin“, formulierte er. „Sie werden damit nicht durchkommen“, warnte Peter Vögele. Mit dem Einbau von Sanitäranlagen seien die erforderlichen Abläufe für die Gastronomie nicht gewährleistet.

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„Wir haben verschiedene Konfliktbereiche“, diagnostizierte Günter Hornstein (CDU). Die Kosten seien dabei ein ganz gravierender. Angesichts der vielfältigen Nutzungen und Anforderungen sei es schlicht nicht möglich, jedem das Optimum zur Verfügung zu stellen. „Das käme einer Eier legenden Wollmilchsau gleich“, warnte Hornstein. Der von Baubürgermeister Kölschbach vorgeschlagene Kompromiss sei gut und vertretbar. Zudem sei die Zeitschiene ganz entscheidend. Als Horrorszenario befürchtete Hornstein „eine Ruine ohne Nutzung im Herzen der Stadt“.

Wirkung zeigten die Darstellungen von Klaus König dennoch. Man werde den Beschlussvorschlag dahingehend ändern, erklärte OB Zeitler, dass der bestehende Pavillon nach Möglichkeit weiterhin für die Toiletten erhalten bleiben könne und die frei werdenden Flächen im Kapuziner selbst dem Catering zugeschlagen würden.