„Es ist ein großer Erfolg für uns, dass das Bundesverfassungsgericht unserer Klage teilweise stattgegeben haben“, freut sich Hauke Engels. „Im Vorfeld hatte ich zwar Hoffnungen. Aber ich wusste auch, dass es sehr schwierig wird, zu gewinnen.“
Der 17-jährige Überlinger ist einer von etwa zehn Umweltaktivisten aus Deutschland, die im vergangenen Jahr eine gemeinsame Klage gegen die Umweltpolitik der Bundesregierung eingereicht haben. Am Donnerstag fiel die Entscheidung: Die Politik muss beim Klimaschutz nachbessern.
Das Klimaschutz-Gesetz des Bundes greife zu kurz, befand das Bundesverfassungsgericht. Der Gesetzgeber wurde verpflichtet, bis 2022 die Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen für die Zeit nach dem Jahr 2030 genauer festzulegen.
Doch wie kam Hauke Engels überhaupt dazu, bei der Klage mitzuwirken? Wie er dem SÜDKURIER erzählt, sei er eher zufällig in die Beschwerdeführer-Rolle geraten. „Ich habe ein enges freundschaftliches Verhältnis zu Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe. Er erzählte, dass ihm für die Klage noch einige Beschwerdeführer fehlen“, berichtet der Schüler. Lange überlegen musste Hauke Engels nicht, er habe sofort zugesagt.
„Die Folgen des Klimawandels können wir schon bei uns vor der Haustüre beobachten“
Umwelt- und Klimaschutz sei schon immer ein großes Thema in seiner Familie, sagt er. Seine Eltern sind Biologen, die Familie besitzt zwei Elektroautos und hat eine Photovoltaikanlage auf ihrem Hausdach. Engels selbst war in der Zeit vor der Corona-Pandemie auch bei einigen Demonstrationen der Gruppe Fridays-for-Future dabei. Er erklärt: „Die Folgen des Klimawandels können wir schon bei uns vor der Haustüre beobachten, zum Beispiel das Artensterben.“
Für den jungen Mann ist das Thema Umweltschutz „dringlich“, wie er sagt. Man könne es nicht einfach aufschieben. Das Klimaschutzgesetz, das die Regierung 2019 erlassen hatte, bezeichnet Engels als „zu klein“ und mit „fahrigen“ Zielen versehen. „Es wird nicht konkret am Problem gearbeitet, sondern nur nach außen transportiert, dass immerhin etwas gemacht wird“, findet Engels.
Sieg vor dem Bundesverfassungsgericht ein „wichtiger Schritt für unsere Zukunft“
Umso bedeutsamer ist für den Schüler der Sieg vor dem Bundesverfassungsgericht. „Ich finde es super, dass das Gesetz nun überarbeitet werden muss, es stimmt mich freudig, denn es ist ein wichtiger Schritt für unsere Zukunft“, sagt der 17-Jährige. Er sei zuversichtlich, dass die Regierung sich der Aufgabe annehme und tiefgreifende Änderungen im Klimaschutzgesetz durchsetze. Engels fordert: „Insbesondere die Energiewende und auch die Verkehrswende sollten jetzt vorangetrieben werden.“