In Deutschland wird dieses Jahr der blutigen Niederschlagung des Bauernaufstands vor 500¦Jahren gedacht. Der Deutsche Bauernkrieg war keine zentral gelenkte Aktion, sondern eine Reihe regionaler Aufstände. Eines der Zentren war der Südschwarzwald, wo Hans Müller aus Bulgenbach die aufständischen Bauern anführte. Der Bauernhauptmann wurde im Sommer 1525 gefangengesetzt und in Laufenburg enthauptet. Mit einer Kranzniederlegung wird in der Stätte seiner Hinrichtung am Sonntag, 17.¦August, seines 500. Todestags gedacht.

Mitglieder der historischen Hans-Müller-Gruppe ziehen am Sonntag in historischen Gewandungen und unter Trommeln und Fahnen durch Laufenburg und über die Laufenbrücke zum Schwertlisturm in der Schweiz. Dieser diente lange als Gefängnis. Der Turm hat seinen Namen von der Dachfahne, die eine Figur mit Schwert darstellt. Das Schwert symbolisiert die Laufenburger Blutgerichtsbarkeit, wonach hier Todesurteile vollstreckt werden konnten.

Wahrscheinlich war Hans Müller ein Landsknecht und militärisch erfahren

Hans Müller stammt vermutlich aus dem kleinen Grafenhausener Weilers Bulgenbach westlich der Mettma, wo er zwischen 1485 und 1495 geboren worden sein könnte. Die Quellen zu seiner Herkunft und seinem Leben sind spärlich. Ein Hans Müller wird im Zinsregister des Frauenklosters Berau für Bulgenbach 1509 bis 1512 erwähnt. Der Notar des Klosters St.¦Blasien berichtet, dass „Hans Müller von Bulgenbach“ als Landsknecht gedient und in Frankreich eingesetzt worden sei.

Der Deutsche Bauernkrieg begann 1524 in Stühlingen

Als Beginn des Deutschen Bauernkriegs wird gewöhnlich der 23.¦Juni 1524 genannt, als in der Landgrafschaft Stühlingen Bauern dem Vogt Beschwerden wegen zunehmender Fronarbeit, Einschränkung ihrer Rechte und anderer Missstände vortragen. Zu ihrem Anführer wählen sie Hans Müller. Er führt den Aufstand gegen Graf Siegmund¦II. von Lupfen an. Im Juli zieht Müller mit rund 600¦Mann nach Waldshut, wo er sich mit dem protestantischen Stadtpfarrer Balthasar Hubmaier und dessen Anhängern verbündet.

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In der Folge strömen aus dem ganzen Südschwarzwald, aus dem Klettgau und dem Breisgau, von der Baar und dem Hegau Bauern Müller zu, um seine evangelische Bruderschaft zu stärken. Der Bulgenbacher soll schließlich das Kommando über bis zu 12.000 Kämpfer gehabt haben. Am 23. Mai 1525 nimmt Müller mit seiner Bauernarmee sogar Freiburg im Breisgau ein. Die Belagerung von Radolfzell bricht er am 30.¦Juni 1525 ab, als 8000 Reiter des Schwäbischen Bunds sich nähern, zu dem die Fürsten sich zusammengeschlossen haben.

Bis zuletzt soll Hans Müller sich geweigert haben, vor der Obrigkeit zu knien

Die Fürsten schlagen die Erhebung blutig nieder. In ganz Deutschland werden 70.000 bis 75.000 Kämpfer in Schlachten oder bei Mordaktionen getötet. Hans Müller flieht zunächst ins schweizerische Schaffhausen und wird Mitte Juli von Ulrich von Habsberg aufgegriffen, dem Vogt von Laufenburg und Hauptmann der vier österreichischen Waldstädte. Nach 40¦Tagen Kerker und Folter wird er Mitte August in Laufenburg durchs Schwert hingerichtet – angeblich stehend, weil er sich weigert, vor der Obrigkeit zu knien. Hans Müllers genauer Todestag steht nicht fest. Einige gehen vom 12.¦August, andere vom 17.¦August 1525 aus.

Die Wetterfahne auf dem Schwertlisturm erinnert an die Blutgerichtsbarkeit, die in Laufenburg ausgeübt werden durfte.
Die Wetterfahne auf dem Schwertlisturm erinnert an die Blutgerichtsbarkeit, die in Laufenburg ausgeübt werden durfte. | Bild: Vonberg, Markus

Das Andenken von Hans Müller hält die historische Hans-Müller-Gruppe hoch. Sie will Geschichte erlebbar machen und wurde im Anschluss an die 900-Jahr-Feier Grafenhausens gegründet, wo sie 1979 erstmals als Hans Müllers Bauernhaufen aufgetreten war, um das Leben und Wirken des Bauernhauptmannes zu würdigen sowie dessen Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit zu vermitteln.

Die Bauern formulierten die älteste Menschenrechtsforderung auf deutschem Boden

Bei der „Revolution des gemeinen Mannes“ vor 500¦Jahren sei es um ein selbstbestimmtes Leben, Schutz des Eigentums sowie die Freiheit eines jeden Menschen gegangen, so Jürgen Isele vom Vorstand der Hans-Müller-Gruppe, die auch zum 500.¦Todestag nach Laufenburg einlädt. Aus der bäuerlichen Rebellion seien unter anderem die Memminger Zwölf Artikel hervorgegangen, die als älteste Menschenrechtsforderung auf deutschem Boden gälten.