Trotz der Corona-Pandemie sind die Auftragsbücher bei Diehl Defence in Überlingen voll. Der Schwesterkonzern Diehl Aerospace leidet unter der Krise in der zivilen Luftfahrt und streicht Stellen. Im Rüstungsbereich geht es dagegen aufwärts.

Arbeitskräfte in allen Bereichen gesucht
Diehl Defence plant am Standort in Überlingen einen Ausbau der Mitarbeiterzahl von 1000 auf 1100 bis Ende nächsten Jahres. Wie Geschäftsführer Helmut Rauch sagte, suche man Arbeitskräfte in allen Unternehmenszweigen, von der Entwicklungsabteilung über die kaufmännischen Abteilungen bis hin zur Fertigung. Im Vergleich zu anderen wehrtechnischen Unternehmen habe sich Diehl Defence in der Corona-Krise gut geschlagen, weil ihre Produkte als langfristige Projekte mit Laufzeiten von bis zu 40 Jahren angelegt seien. Rauch äußert sich dazu im Video:
Das alles braucht Platz. Auf dem bestehenden Firmengelände baut der Konzern ein neues Lager- und Bürogebäude, insgesamt 3400 Quadratmeter Nutzfläche. Den Grundstein legte Rauch in Beisein von Oberbürgermeister Jan Zeitler.
Zeitler sagte, dass der Ausbau ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Überlingen sei. „Wer baut, der fühlt sich hier zu Hause.“ Er erkenne in der Expansion ein Bekenntnis zu Überlingen. Nicht die erwartbaren Gewerbesteuern seien das wichtigste Ziel aus städtischer Sicht, sondern dass Diehl „hochwertige Arbeitsplätze bietet und Familien damit eine Lebensgrundlage erhalten“.
Frei werdende Produktionsflächen für Verteidigungswaffen
Geschäftsführer Rauch erläuterte, dass mit den neuen Betriebsflächen in anderen Gebäuden Produktions- und Entwicklungsflächen frei würden. Als Ziel nannte er in diesem Zusammenhang die Weiterentwicklung der Lenkflugkörper für Land- und Seestreitkräfte, die unter den Bezeichnungen RBS15 und RAM produziert werden. RBS15 steht laut Unternehmenssprecher David Voskuhl für Verteidigungswaffen Schiff gegen Schiff. RAM werde auf Marineschiffen bei Luftangriffen eingesetzt.
Hauptbewaffnung bei der Deutschen Marine
In einer Broschüre des Unternehmens wird RBS15 als schwerer Seezielflugkörper benannt, der der Deutschen Marine auf ihren Kriegsschiffen der Klasse Korvette 130 als Hauptbewaffnung diene: „Ein besonderes Plus des hochmodernen Flugkörpers ist die zusätzliche Fähigkeit zur präzisen Bekämpfung von Landzielen.“
Mit Blick auf die aktuelle weltweite Sicherheitslage verwies Rauch auf „mehrere Spannungsherde“, unter anderem auf die Konflikte zwischen den USA und China sowie auf den Ukrainekonflikt, und er sagte: „Es ist wichtig für die einzelnen Länder, dass sie eine funktionierende Verteidigungsindustrie haben, dass sich im Ernstfall die Streitkräfte verteidigen können.“ Rauch äußert sich dazu im Video:
Wichtig sei auch der Nachhaltigkeitsgedanke. Rauch: „Ein Land, das nicht in Sicherhit leben kann, das keine funktionierende Verteidigung hat, dieses Land wird wenig über Nachhaltigkeit nachdenken können.“ Mehr dazu im Video:
Nutzung des neuen Gebäudes ab Sommer 2022 geplant
Als Generalunternehmer beauftragte Diehl die Goldbeck Süd GmbH mit dem Bau des Gebäudes. Niederlassungsleiter Jörg Parschat dankte dem Bauamt der Stadt Überlingen für die zügige Genehmigung. Nach nur dreimonatiger Konzeptions- und Planungsphase, die im März begonnen habe, seien die Bauarbeiten in Angriff genommen worden. Im Juli 2022 soll die Lagerhalle ihrer Bestimmung übergeben werden, im Oktober 2022 die Büroräume.