Es mag vielleicht auf den ersten Blick vielleicht vermessen klingen. Doch für die Stadt Überlingen kann man es mit Fug und Recht als neues Buch der Bücher bezeichnen: Die Chronik zum 1250-jährigen Jubiläum, in der hoch qualifizierte Autoren auf über 700 Seiten spannende Einblicke in die Vergangenheit der ehemals Freien Reichsstadt gewähren. Zwar keine Chronologie der ganzen Geschichte, doch in chronologische Abfolge und mit interessanten Schlaglichtern, die die Entwicklung des im Jahr 773 als „Iburinga“ erstmals erwähnten Ortes als „Zeitreise vom Mittelalter in die Moderne“ widerspiegeln, wie es im Untertitel heißt.
Entsprechend umfangreich ist das Kompendium von 28 Beiträgen geworden, das Oberbürgermeister Jan Zeitler bei der öffentlichen Präsentation im Kursaal mit Stolz als regelrechte „Wucht“ bezeichnete. Die Chronik ist zugleich eine Sammlung der im Rahmen der Vortragsreihe zum Stadtjubiläum zwischen 2020 und 2023 behandelten Themen, die von den Autoren noch einmal überarbeitet worden sind.
Umfangreiches Buchprojekt
Zu verdanken ist das 3,6 Kilogramm wiegende Schwergewicht einer Vielzahl von Autoren und einem fünfköpfigen Redaktionsteam. Hier arbeiteten im Fachbereich von Raphael Wiedemer-Steidinger, insbesondere Stadtarchivar Walter Liehner, Kulturreferent Michael Brunner mit Elke Schörnick, Claudia Vogel und Brigitte Mohn zusammen. Der Gmeiner Verlag übernahm die Aufgabe, das gewichtige Werk drucktechnisch zu stemmen, das für preiswerte 38 Euro zu haben ist. Für den Meßkirch Verlag war es das umfangreichste Projekt seiner Geschichte, wie dessen Leiter Armin Gmeiner betonte, der sich bei der Stadt für das entgegengebrachte Vertrauen bedankte.
Einen großen Empfang bereiteten im nahezu voll besetzten Kursaal zahlreiche Überlinger Bürgerinnen und Bürger sowie die Stadtkapelle in ihren historischen Uniformen der neuen Stadtchronik. Dass die Kapelle unter der Leitung von Ralph Ochs dazu mit drei Zapfenstreichen von Beethoven und einem schwedischen Reitermarsch ausgerechnet vier Märsche ausgewählt habe, spiegle in gewisser Weise das Selbstbewusstsein der Stadt wider, sagte OB Jan Zeitler mit Blick zu der auf Samt weich gebetteten Chronik.

OB schwärmt von Überlingen
„Ein besonderes Merkmal Überlingens ist die historische Strahlkraft der ehemaligen Freien Reichsstadt“, sagte Zeitler in seiner Begrüßung: „Die Gemäuer der stimmungsvollen Altstadt atmen Geschichte, sind stumme und doch beredte Zeugen und Zeugnisse einer bewegten und bewegenden Vergangenheit.“ Die Kulturstadt Überlingen könne mit einigen Superlativen aufwarten. Zeitler nannte unter anderem die seit 1832 bestehende älteste öffentliche Bibliothek Badens, die Leopold-Sophien-Bibliothek. Seit 1709 verzeichne das Überlinger Rathaus den ältesten Besitz einer ägyptischen Mumie in Süddeutschland. „In Überlingen-Goldbach sich Reste der ältesten Malereien des Bodenseeraums erhalten, datierbar in die Jahre um 840“, schilderte der OB. Ja, in der Goldbacher Silvesterkapelle stoße man, nach heutigem Kenntnisstand, auf das älteste erhaltene profane monumentale Stifterbildnis im gesamten europäischen Raum nördlich der Alpen.
Autoren machen Lust auf Lektüre
„Als Oberbürgermeister bin ich stolz auf das Erbe unserer Stadt und sehe eine vielversprechende Zukunft vor uns“, erklärte Jan Zeitler. Ehe Michael Brunner und Walter Liehner in einem kompakten Kurzdurchlauf einen schnellen, doch informativen Abriss der Inhalte präsentierten und damit Lust auf die Lektüre machten.