Die Entscheidung liege nach wie vor beim Gemeinderat: Entweder verkleinert er die Realschule Überlingen auf zwei oder drei Klassen pro Jahrgang und schließt fortan einen Teil der auswärtigen Schüler aus. Oder die Schule behält ihre Größe – dann aber unter der Maßgabe, dass sich die Umlandgemeinden an den Schulbaukosten beteiligen.

Das teilte Oberbürgermeister Jan Zeitler dem Gemeinderat mit, und zwar mit Blick auf die kommende Ratssitzung im Oktober, in der dem Gremium eine Entscheidung abverlangt wird – und mit Rückblick auf ein Gespräch, das Zeitler mit Regierungspräsident Klaus Tappeser im August führte. Darin macht das RP Vorgaben, die dem Rat wie eine Vorentscheidung vorkommen müssen.

„Das Ergebnis des Gesprächs war gut. Wir haben uns über wichtige Punkte verständigt.“
Jan Zeitler nach einem Gespräch mit Klaus Tappeser

Hatte Zeitler im Juli selbst die Option einer geschrumpften Realschule vorgeschlagen und eine im Umland emotional geführte Debatte losgetreten, teilte er dem Gemeinderat nun mit, dass die Schulbehörde am Regierungspräsidium (RP) eine kleinere Realschule gar nicht mittragen würde. Es sei nicht nur der Wunsch formuliert worden, die Realschule in ihrer bisherigen Größe zu behalten, sondern sich auf ein Wachstum am Schulcampus einzustellen. Realschule und Gymnasium könnten zusammen von neun auf zehn Züge kommen, wenn man die demografische Entwicklung betrachtet.

„Wir Überlinger haben nur eine beschränkte Finanzierungsmöglichkeit.“Jan Zeitler
„Wir Überlinger haben nur eine beschränkte Finanzierungsmöglichkeit.“Jan Zeitler | Bild: Hilser, Stefan

Ob die Ansage aus Tübingen bindend ist, sagte Zeitler nicht. Er gab den Räten aber zu verstehen, dass er den Einspruch aus Tübingen begrüßt.

Wie das? Entspricht die Ansage aus Tübingen nicht vielmehr einer Watsche gegen ihn? Der OB sieht es positiv. „Das Ergebnis des Gesprächs war gut. Wir haben uns über wichtige Punkte verständigt.“

Lehrkräfte sollen nicht zwischen Standorten pendeln

Zeitler zitierte aus dem Gespräch mit Klaus Tappeser und Referatsleiter Werner Schenk, in dem es nicht nur um die Realschule ging. Für die Wiestorschule empfehle das RP, „die Sekundarstufe am bisherigen Standort zu belassen und die geplanten Schulbaumaßnahmen zügig in die Wege zu leiten“. In einer ergänzenden E-Mail aus Tübingen heiße es, „dass aufgrund der unterschiedlichen Konzepte von Gemeinschaftsschule und Realschule eine gemeinsame Nutzung des Campus, insbesondere, was die Fachräume betrifft, schwierig umzusetzen erscheint“. Man betrachte es „mit Sorge“, wenn Lehrkräfte zwischen den beiden Standorten pendeln müssten.

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OB Jan Zeitler zeigt „einen Zwiespalt“ auf

In dem Tübinger Gespräch sei allseits anerkannt worden, dass die Schulentwicklung eine überörtliche Aufgabe sei, die Überlingen nicht alleine finanzieren könne, sondern nur „als Gemeinschaftsaufgabe“. Damit hält der OB dem RP den Spiegel vor: Die Tübinger Aufsichtsbehörde, so Zeitler gegenüber dem Gemeinderat, könne nicht einerseits Beschränkungen beim städtischen Haushalt auferlegen und andererseits Forderungen stellen, die die Stadt finanziell überfordern. „Das ist ein Zwiespalt.“

Zeitler hört positive Signale aus der Nachbarschaft

Aus der Diskussion der vergangenen Wochen nimmt Zeitler die Botschaft mit, „dass man sich in der Raumschaft Sorgen darüber macht, ob es ausreichend Realschulplätze gibt“. Gleichzeitig gebe es „Signale“ aus den Nachbargemeinden, sich an der Finanzierung beteiligen zu wollen. Zeitler: „Wir Überlinger haben nur eine beschränkte Finanzierungsmöglichkeit. Es wurde im Regierungspräsidium anerkannt, dass wir bereit dazu sind, die Aufgabe zu erfüllen. Das RP muss dann aber auch dafür werben, dass es eine Gemeinschaftsaufgabe wird.“ Zeitler zeigte sich zuversichtlich, mit dem RP im Rücken und mit einem vom Gemeinderat erteilten Verhandlungsauftrag, dass er sich mit den Umlandgemeinden auf ein Finanzierungsmodell einigt, bevor es juristisch ausgefochten werden müsste.