Ausfahrt B31 in Richtung Überlingen-Nesselwangen: Wer zur Bodensee-Wasserversorgung auf dem Sipplinger Berg will, muss hier die Bundesstraße verlassen. So weit, so richtig. Doch wer sich jetzt auf die Navigation von Google verlässt, fährt bald ins Chaos. So wie der Fahrer eines Gefahrgutlasters, der am Montag mit 22.000 Litern Flüssigsauerstoff beladen war.
Wie kam‘s zur Havarie des Lastwagens?
Der Fahrer des Tanklastzugs war am Montag, 20. Februar, auf der Anfahrt zur Bodensee-Wasserversorgung, sie liegt auf dem Sipplinger Berg. Er verließ sich auf sein Navigationsgerät, das ihm den Weg über einen Feldweg wies. Er ignorierte ein Schild, das auf einen Navi-Fehler hinweist, zudem missachtete er das Durchfahrtsverbot. Als ihm Zweifel kamen, wollte er zurücksetzen, blieb aber im Matsch stecken und musste aufwändig geborgen werden.
Welche Fracht hatte er geladen?
Der Tanklastzug enthielt laut Fahrer 22.000 Liter Flüssigsauerstoff. Wie eine Sprecherin der Bodensee-Wasserversorgung mitteilte, benötige man den Sauerstoff zur Desinfektion beziehungsweise zur Herstellung von Ozon. Bevor der havarierte Lastzug geborgen werden konnte, wurde sein Inhalt auf Empfehlung des Bergeunternehmens in ein Ersatzfahrzeug umgepumpt.

Warum kommt es hier gehäuft zu Navifehlern?
Google arbeitet mit den Nutzerdaten der Verkehrsteilnehmer. Je öfter jemand über eine bestimmte Route am kürzesten und/oder schnellsten ans Ziel kommt, umso eher geht Google von der korrekten und idealen Verkehrsführung aus. Das ist hier aber falsch. Der richtige Weg würde über Überlingen-Nesselwangen führen.
Wie oft passieren hier Fehlfahrten?
Nach den Erfahrungen der Bodensee-Wasserversorgung regelmäßig. Unternehmenssprecherin Teresa Brehm: „Der Weg über den Waldweg wird schon seit Jahren in verschiedenen Navis als Standardroute aus Richtung Osten zum Sipplinger Berg angezeigt. Die Erfahrung zeigt, dass in etwa einmal in der Woche Fahrzeuge verbotenerweise den Waldweg benutzen. Autos, Lieferdienste, Handwerker, auch schon mal größere Lastwagen und bisher ein Reisebus. Gefahrguttransporter allerdings noch nie.“
Was könnten die Gründe für die falschen Daten sein?
Es handelt sich um den kürzesten Weg, der nicht nur zur Bodensee-Wasserversorgung führt, sondern auch zum Gasthof Haldenhof. Das ist ein beliebtes Ausflugsziel, auch für Fahrradfahrer, die immer öfter mit Navigationsgeräten unterwegs sind. Ein weiterer wichtiger Grund dürften die Sonntagsfahrer sein, die das Verbot ignorieren. Denn mit einem Geländewagen ist der Schotterweg problemlos fahrbar.
Wie könnten die Fehlleitungen vermieden werden?
Das seit Jahren dort angebrachte Schild, das auf den Navi-Fehler hinweist, scheint nicht zu genügen, wie die Chaosfahrt am Montag zeigte. Wenn der Weg konsequent, zum Beispiel mit einer Schranke, gesperrt wäre, würde Google das auf kurz oder lang selbst merken. Die Bodensee-Wasserversorgung sieht es jedenfalls nicht als ihre Aufgabe. Unternehmenssprecherin Teresa Brehme: „Wir sehen die Wegeführung via Google Maps nicht als unseren Job an und sehen einen Kampf gegen Windmühlen. Die Ortsmarke Wasserwerk Sipplinger Berg sowie Seepumpwerk ist korrekt. Alles andere liegt nicht in unserer Hand.“
Kann man Google denn nicht auf den Fehler hinweisen?
Doch, das geht. Wir haben es nach der Fahrt des havarierten Tanklastzugs ausprobiert. Auf Google Maps im Routenplaner einfach die entsprechende Route eingeben, erst den Button „Details“ anklicken, dann den Button „Feedback geben“. Jetzt auf der Route die falsche Wegmarkierung anklicken und „melden“. Diese Funktion gibt es nur auf dem Computer, nicht in der Handyversion. Wie in unserem Beispiel gezeigt, kann man das Problem näher beschreiben.
Reagiert Google Maps auf die Fehlermeldung?
Wir wissen es im konkreten Fall noch nicht. Es gibt das Versprechen des Konzerns, die Meldung zu überprüfen und mit einer E-Mail über den weiteren Status zu informieren. Wir halten Sie auf suedkurier.de über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden. Gerne dürfen Sie auch mit uns Ihre Erfahrungen mit so genannten Navi-Fails teilen, einfach eine Mail an den Autor dieses Textes schicken.