Ein neuer Stadtteil auf einem brachliegenden Industriegelände ist in Wangen im Allgäu entstanden. Das hat natürlich einen ganz bestimmten Grund: die Landesgartenschau, die Ende der Woche dort startet. Auf dem Gelände der ehemaligen Erba, einer Baumwollspinnerei- und Weberei, entstand auf einer riesigen Fläche von 45 Hektar nicht nur die temporäre Gartenschau, sondern eben auch der neue Stadtteil. Auch die Stadt Überlingen hat dazu einen Beitrag geleistet.

Der Vergleich mit Überlingen wird zwangsläufig gezogen, ist aber nicht wirklich fair, denn: Die einmalige Lage am Bodenseeufer, die schwimmenden Inseln und Sonnenuntergänge über dem Bodensee, all das ist in Wangen im Allgäu natürlich nicht machbar. Die Verantwortlichen der Wangener Landesgartenschau haben aber etwas auf die Beine gestellt, das nicht nur stadtnahe Natur für wenige Monate zeigt. Sondern die Macher haben Lebens- und Wohnraum für rund 1500 Menschen geschaffen.

Pflanzen werden aus Überlingen geliefert

Überlingen hatte für seine Schau eine Fläche von rund 11,5 Hektar zur Verfügung, das Gelände der Landesgartenschau in Wangen ist 45 Hektar groß. Nach Angaben von Edith Heppeler aus dem Team der Geschäftsführung der Landesgartenschau, gab und gibt es aber beste Kontakte nach Überlingen: „Wir werden im Laufe dieser Woche rund 30 große Palmen, Olivenbäume und Strelitzien aus Überlingen angeliefert bekommen. Außerdem erwarten wir eine große Delegation aus Überlingen zur Eröffnung am Freitag hier bei uns“, erzählt Edith Heppeler.

Auf dem Gelände der ehemaligen Erba findet ab Freitag die LGS Wangen statt.
Auf dem Gelände der ehemaligen Erba findet ab Freitag die LGS Wangen statt. | Bild: Landesgartenschau Wangen

In Überlingen trotz Leihgabe kein Mangel

Am Dienstag wurde eine Lkw-Ladung voller Pflanzen vom Bodensee ins Allgäu transportiert. Durch die Leihgabe entstehe im Stadtbild von Überlingen kein Mangel, sagte Andreas Lohner von der Stadtgärtnerei. Denn ihr Bestand an großen Kübelpflanzen sei ohnehin größer als das, was auf öffentlichen Flächen zu sehen ist. Anfang Mai werde auch Überlingen in gewohnter Weise damit ausgestattet.

Bis zur Eröffnung der Schau am 26. April gibt es auf dem Wangener Gelände noch jede Menge zu tun. „Der viele Regen in letzter Zeit hat natürlich das Arbeiten auf dem Gelände nicht einfacher gemacht, dafür dürfen sich die Besucher aber sicher noch eine längere Zeit an den vielen Tulpen und anderen blühenden Frühlingspflanzen erfreuen“, hofft Wangens Oberbürgermeister Michael Lang im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Bild 2: Landesgartenschau Wangen startet mit Palmen aus Überlingen
Bild: Susnane Hogl

Industriegelände wird zu Wohnfläche

Wer das Gelände der Gartenschau, die vom 26. April bis zum 6. Oktober zu sehen sein wird, betritt, steht schon mitten im ehemaligen Industriegelände der Erba, das noch immer vom 40 Meter hohen Schornstein dominiert wird. Schon jetzt sind auf dem Dach der Neuen Spinnerei 23 Wohnungen entstanden, die bereits genutzt werden, ebenso wie die darunterliegenden 5000 Quadratmeter Gewerbeflächen.

Dort wo früher Baumwolle gesponnen und verarbeitet wird, blüht es jetzt prächtig auf der LGS in Wangen.
Dort wo früher Baumwolle gesponnen und verarbeitet wird, blüht es jetzt prächtig auf der LGS in Wangen. | Bild: Susnane Hogl

Aus dem ehemaligen Baumwolllager ist eine multifunktionale Veranstaltungshalle entstanden, die auch währende der Landesgartenschau genutzt wird. Zu modernen Wohnhäusern wurden die ehemaligen Arbeiterhäuser umgebaut, deren Bewohner die kommenden Monate quasi mitten in der Gartenschau leben.

Natürlich blüht und grünt es überall, aufwändige Blumenbeete wurden angelegt und die Obere Argen wurde auf 3,7 Kilometern revitalisiert und schlängelt sich mitten durch das Gelände der Landesgartenschau, dazu kommen acht neue und zwei sanierte Brücken über den Fluss.

Wangener Schüler bezahlen keinen Eintritt

Bemerkenswert auch, was es bislang auf keiner der Schauen gab: Jeder, der in Wangen zur Schule geht, muss keinen Eintritt für die Gartenschau zahlen. „Wir freuen uns, wenn viele junge Menschen ihre Pause oder Freizeit nutzen, um die vielen Sportmöglichkeiten auszuprobieren, am Strand, in der Beachbar chillen, oder zu den vielen Konzerten kommen“, so Oberbürgermeister Michael Lang.

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Unterhaltung geboten wird auch bei mehr als 1000 Veranstaltungen, von denen lediglich fünf extra Eintritt kosten, nämlich die von Konstantin Wecker, Montez, Lena Meyer-Landrut, Giovanni Zarrella und Gestört aber Geil. Natürlich gibt es auch jede Menge Blumenbeete, zahlreiche Schaugärten, die sich bis in die Wangener Altstadt zum Stadtpark zeihen, der ebenfalls ins Gelände integriert wurde.

Kinder kommen auf ihre Kosten

Für Kinder gibt es neben einigen Spielplätzen ein großes Spielhaus mit raffinierten Wasserleitungen und Pumpen, die im schattigen Innenbereich auch genutzt werden können. Quasi als Maskottchen der LGS stehen drei gepunktete Fliegenpilze, besser bekannt als „Milchpilze“ auf der Gartenschau, weitere Bars, Biergärten und Restaurants sind auf dem ganzen Gelände verteilt.

Wer möchte, kann sich auch mit einem mitgebrachten Vesper an die Argen setzen. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Wangener einen guten Draht nach ganz oben haben und am Freitag keine Schneeflocken auf den Frühlingsblumen liegen.