Man hat es geahnt – auch ein Leben im Paradies macht Arbeit. „Aber es macht Spaß!“, sagt Paul Knisel und lacht. Er hat heute sein Gartenparadies für Besucher geöffnet. Täglich arbeitet er drei bis vier Stunden in seinem „grünen Wohnzimmer“. Das Ergebnis ist sehenswert. Sein ganzer Stolz ist das perfekte kleine Rasenstück, davor leuchtet im Beet ein bunter Mix aus Sommerblumen um die Wette, die er selber in seinem kleinen Gewächshaus vorzieht. Im Nutzgarten daneben warten die Johannisbeeren auf die Ernte.

Bereits 2019 „Offene Gartenparadiese“
Paul Knisel und seine Frau waren schon bei der ersten Auflage der „Offenen Gartenparadiese“ 2019, einem Landesgartenschau-plus-Projekt, dabei. Nach dreijähriger Pause haben die Organisatoren, Bettina Dreiseitl und Alexander Rohe, das Format wiederbelebt und stießen auf große Resonanz. Am Wochenende öffneten 17 Garteninhaber zwischen Goldbach, Überlingen, Bambergen und Mühlhofen ihre Türen für interessierte Besucher.
Bettina Dreiseitl: Gärten leisten viel für Biodiversität
„Es gibt so viel Schönes, es ist bewundernswert, was die Gartenbesitzer alles leisten“, freut sich Bettina Dreiseitl. „Jeder Garten hat einen persönlichen Ausdruck. Ich danke allen, die teilnehmen, dass sie so intime Einblicke gewähren!“ Dazu betont sie den ökologischen Nutzen. „Die Gärten leisten viel für die Biodiversität“, so Dreiseitl. Sie möchte aus den „Offenen Gartenparadiesen“ eine Serie machen. Die ersten Teilnehmer für das nächste Jahr hätten sich schon gemeldet.

Auf der Terrasse von Familie Knisel haben sich mittlerweile einige Gäste niedergelassen, greifen bei den kühlen Getränken zu und es wird gefachsimpelt. Ein gemeinsames Hobby bringt Menschen schnell ins Gespräch. Dazu bekommen sie vom Gastgeber noch ein Liebeslied auf Überlingen vorgetragen.

Wo es keinen englischen Rasen gibt
So individuell wie die Besitzer sind auch die Gärten. Die Naturparadiese am Nellenbach der Schwestern Elisabeth Böhm und Monika Weishaupt trennt nur der Bach. Hier gibt es keinen englischen Rasen, alles wirkt ursprünglicher. Auch hier braucht der Betrachter Zeit, um alle Details, Ideen und die enorme Pflanzenvielfalt zu entdecken.

„Pflegeleicht ist relativ“, macht Monika Weishaupt die Hoffnung zunichte, dass das, was so natürlich aussieht, kaum Arbeit macht. Bei ihr gibt es mehrere Schattenplätze unter Bäumen. Abends sorgt die Feuerschale für Gemütlichkeit, daneben gedeihen im kleinen Nutzgarten Kräuter, Zucchini und Beeren. „Was ich nicht verwerten kann, geht in die Obhut der Natur zurück“, sagt Monika Weishaupt augenzwinkernd.

Essbares bietet auch das Kleinod gegenüber. Bei Familie Böhm wuchert neben der Terrasse eine 20 Jahre alte Kiwi-Hecke. Der Feigenbaum ist noch älter, dazwischen gibt es jede Menge Blumen und üppiges Grün. Auch hier erwarten die Besucher Getränke, selbst gebackenes Brot und gute Gespräche.

Gartenarbeit macht mehr Spaß als Putzen
Wiederum komplett anders hat Theresia Wehrle ihren Garten am Burgberg gestaltet. Früher war hier ein Hügel, heute haben wir Terrassen“, berichtet sie. Vor elf Jahren hätte sie genug von der Rasenfläche gehabt und engagierte eine Gartenplanerin.

Die Gartenplanerin griff die geometrische Form des 1980er-Jahre-Bungalows auf und schuf einen Garten mit Struktur. Auf verschiedenen Ebenen leiten von Buchsbäumen gesäumte Wege zu Beeten und Sitzplätzen. So kommt man zum schattigen Bereich unter der Glyzinie mit kleinem Wasserbecken, wandelt an den Beeten mit Sonnenhut, Taglilien und Lavendel vorbei. Alles blüht farblich perfekt abgestimmt. Das macht sicher viel Arbeit. „Es geht“, schmunzelt Theresia Wehrle. „Es macht mehr Spaß als putzen!“