Hansperter Walter

Nicht erst mit der Corona-Pandemie hat der Radverkehr in der Innenstadt massiv zugenommen. Doch die vorübergehenden Beschränkungen der Bewegungsfreiheit und das stetig wachsende Angebot von E-Bikes scheinen das Fahrrad attraktiver denn je gemacht zu haben. In der Überlinger Innenstadt sind Szenen zu sehen, die an autofreien Sonntage Ende 1990-er Jahre erinnern. Nur dass meist auch Autos auf der Straße sind. Der Umbau der Hafenstraße zugunsten des wachsenden Radverkehrs und im Sinne einer Verkehrsberuhigung in der Innenstadt sollte ein Baustein zu einer Verbesserung der Situation sein.

Druck soll von Münsterstraße genommen werden

Doch das Vorhaben hat viele Hindernisse zu überwinden. Wo ursprünglich eine Fahrradstraße anvisiert worden war, soll nun der westliche Teil bis zur Schulstraße gepflastert werden, im östlichen Teil ist ein Schutzstreifen für den gegenläufigen Radverkehr vorgesehen. Damit soll zum einen der Druck auf die Münsterstraße genommen werden, wo sich viele Radler selbst zu Marktzeiten nicht an die Regeln halten (viele tun es auch). Gleiches gilt für die Seepromenade, die mancher gerne im Sattel genießt. Entlastung soll die Umgestaltung Hafenstraße bringen.

Es gibt viele Nadelöhre für die wachsende Zahl an Radlern: Eine Gruppe Tourenradler, E-Biker und dazu ein Tempobolzer in der ...
Es gibt viele Nadelöhre für die wachsende Zahl an Radlern: Eine Gruppe Tourenradler, E-Biker und dazu ein Tempobolzer in der Christophstraße – ach ja und ab und zu ein Auto. Bilder: | Bild: Hanspeter Walter

Regierungspräsidium wollte keine Aussage machen

Doch wenige Wochen nach der Bestätigung des Konzepts im Verkehrsausschuss waren Verwaltung und Planer mit der geänderten Straßenverkehrsordnung konfrontiert, die seit 28. April in Kraft ist und unter anderem erstmals definierte Abstände von Autos zu Radfahrern vorschreibt. Die Frage, ob der geplante Umbau mit der neuen Regelungen vereinbar ist, beschäftigt nun sogar das baden-württembergische Verkehrsministerium, wie Oberbürgermeister Jan Zeitler und Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger jetzt auf Nachfrage von Stadtrat Ulf Janicke (LBU/Grüne) im Rat erklärten. Selbst das Regierungspräsidium habe in dieser Sache keine Aussage machen wollen und das Thema nach Stuttgart weitergereicht. Noch hofft Baubürgermeister Matthias Längin, rechtzeitig eine Bestätigung zu bekommen, um am 29. Juli die Ausschreibung der Arbeiten vornehmen und den Umbau noch planmäßig umsetzen zu können.

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Im vergangenen Herbst hatte die Verwaltung beim längst beschlossenen Umbau der Hafenstraße zur Erleichterung des Fahrradverkehrs noch schnell die Notbremse gezogen. Aus Sorge, die Umsetzung noch rechtzeitig zum geplanten Beginn der Landesgartenschau abschließen zu können. Oder zumindest um nicht in Zeitdruck zu geraten, mit möglichen Folgen für die Kosten. Das Tiefbaumt hatte eine neue, nachhaltigere Pflastertechnik angeregt, die aufgrund der präzisen, fugenlosen Verlegung zwar haltbarer, aber aufwendiger und zeitraubender im Einbau ist. Der Umbau war daher auf den Herbst nach der Landesgartenschau gelegt worden.

Ausschuss hatte Bauablauf schon bestätigt

Die Verschiebung des Großevents hatte nun die Chance geboten, die Pflasterung des ersten Bauabschnitts zwischen Hofstatt und Schulstraße sowie die Ampellösung für Radler zur Einfahrt in die Marktstraße und die dortige Aufstellflächen in diesem Jahr – noch vor der Gartenschau – gelassen realisieren zu können. In seiner Sitzung am 9. März hatte der Ausschuss für Bauen, Technik und Verkehr die aktualisierte Planung und den im Vorjahr schon festgelegten Bauablauf ab September 2020 noch einmal bekräftigt. Doch der städtischen Verkehrsbehörde kamen mit den Abstandsregeln für Radfahrer neue Bedenken.

Derzeitiger Stand der Planungen

Nach aktuellem Stand sollen die Radfahrer aus dem Osten auf einem Schutzstreifen in die Hafenstraße geführt werden. An der Einmündung selbst werden sie durch ein Geländer gegen den entgegenkommenden Autoverkehr in der Hafenstraße geschützt, die dann nur noch für den Anliegerverkehr frei ist. Zwischen Schulstraße und Hofstatt wird die Fläche von Haus zu Haus niveaugleich gepflastert. Nach dem Landungsplatz werden die Radler in die Marktstraße geleitet, da die Kessenringstraße mit Autoverkehr zu schmal wäre. Eine Ampel mit Aufstellfläche spricht bei Bussen an. In der Marktstraße wird der breite Gehweg an der Sparkasse zugunsten eines Fahrradschutzstreifens schmaler gemacht. An der Fußgängerampel erhalten die Radler in Richtung Christophstraße Vortritt gegenüber dem parallel laufenden Autoverkehr.