Ein stimmungsvolles Weinfest steht und fällt mit einem attraktiven Wohlfühlambiente, in dem die Gläser gefüllt werden. Unter anderem davon lebt das traditionsreicher Meersburger Weinfest auf dem Schlossplatz mit seinen historischen Gebäuden. Die Atmosphäre im Uferpark ab Überlinger Seeufer kann damit auf ihre Art durchaus mithalten, wie die Premiere der Weinwiese zeigte. Der laue Sommerabend im Grünen mit einem Sonnenuntergang am See haben dazu erheblich beigetragen und die Qualitäten des Standorts unterstrichen.
„Für uns war es ein Superstart“, freute sich Björn Brüggemann vom Veranstalter Bonanza Events am Tag danach und geht von rund 800 Besuchern am ersten Abend aus. Die strömten an dem heißen Sommertag allerdings erst zur offiziellen Eröffnung richtig. „Mich hat besonders gefreut, dass einige ihre Picknickdecke mitgebracht und sich mit ihrem Weinglas auf die Wiese gesetzt haben.“ Abgesehen von kleinen technischen Problemen mit der Akustik zu Beginn der Präsentation auf der Bühne habe aus seiner Sicht alles bestens geklappt. „Ich bin auch ganz happy“, sagte Brüggemann, „dass viele Vertreter der Weingüter anwesend waren.“
Winzer vom Bodensee am Uferpark
Die Weingüter stellte Moderator Sven Henrich im Gespräch einzeln vor, bevor Oberbürgermeister Jan Zeitler die Weinwiese offiziell eröffnete. Mit dabei sind das größte und das kleinste Weingut am See. Der vom stellvertretenden Geschäftsführer Ferdinand Sailer vertretene Winzerverein Hagnau bewirtschaftet mittlerweile eine Rebfläche von 170 Hektar und ist stolz darauf, dass die von Pfarrer Hansjakob gegründete Genossenschaft die älteste in ganz Baden ist. Hier ziehen 52 Familien an einem Strang und garantieren gemeinsam die Qualität der Hagnauer Weine. Sailer kündigte schon mal das 100-jährige Jubiläum des Müller-Thurgau am Bodensee an, das nächstes Jahr gefeiert werde.
Lediglich 1,3 Hektar bewirtschaftet die Schlosskellerei in Bodman, die zur Radolfzeller Getränkehandelsgesellschaft Weinkauff gehört. Ungeachtet dessen sind die Winzer innovativ und bauen inzwischen unter anderem die Rebsorte Souvignier Gris an, die zu den pilzwiderstandsfähigen Züchtungen gehört und einen ganz besonderen Charakter hat, wie Muriel Wucher von der Schlosskellerei betont. Abgefüllt werden die rund 10.000 Flaschen Bodmaner Weine beim Staatsweingut Meersburg.

Seenähe und Weine aus der Region
Dass die Winzer in diesem feuchten Frühsommer ordentlich Probleme mit den Pilzerkrankungen hatten, bestätigt auch Stephan Düringer vom Spitalweingut Konstanz, der für mehr als 20 Hektar Reben verantwortlich zeichnet. Die liegen nicht nur auf der anderen Seeseite, sondern mit Rebgut Haltnau auch bei Meersburg. Düringer hat auch den Bosecco des Spitalweinguts mitgebracht, der aus den Überlinger Trauben gekeltert wird, die unterhalb von Aufkirch wachsen.
„Die zauberhafte Lage der Weinwiese“ vergleicht Manfred Aufricht mit dem Standort seines Weinguts im Landschaftsschutzgebiet von Stetten in unmittelbarer Seenähe. Gerade der großen Wasserfläche, die quasi als „Klimaanlage“ diene, verdankten die Seeweine ihre besondere Qualität und ihre reiche Aromatik. Ein Heimspiel ist die Weinwiese quasi für das Weingut Kress, dessen umfangreiches Repertoire Viola Kress kurz vorstellte. Vor elf Jahren habe ihre Familie das Überlinger Spitalweingut übernehmen dürfen, das seine Wurzeln im Jahr 1264 habe. Diese lange Tradition pflege man gerne.
OB wünscht sich „Beginn einer langen Tradition“
„Vielleicht ist ja auch heute der Beginn einer langen Tradition“, orakelte Oberbürgermeister Jan Zeitler, ehe er das Glas auf die Premiere der Weinwiese erhob. Er sei stolz auf diesen Uferpark, sagte er. Das Bild mit dem bevorstehenden Sonnenuntergang sei geradezu fantastisch. Er sei zwar bekannt als „leidenschaftlicher Apfelschorletrinker“, räumte Jan Zeitler ein. Doch bei einem leckeren Grauburgunder der hiesigen Weingüter könne man schon einmal schwach werden, sagte Zeitler und bewies dies auch.
Dass der freie Eintritt angepriesen worden sei und ein Probierglas für 6 Euro gekauft werden musste, monierten nur Einzelne. „Das ist ja durchaus üblich bei derlei Veranstaltungen“, sagt Veranstalter Björn Brüggemann dazu. Mittlerweile gebe es Weinfeste – als Beispiel nennt er Konstanz, wo ein Eintritt erhoben werde und das Glas gekauft werden müsse, betont er. „Das wollten wir ganz bewusst nicht.“
Die begleitenden Speisen kamen auch sehr gut an bei den Gästen. Vom Flammkuchen über den süßen Kaiserschmarrn bis zum „Winzerburger“. Den hatten Katja und Simon Metzler eigens für die Weinwiese kreiert und die Zwiebeln dafür standesgemäß in Burgunder geschmort. Was die Genießer durchaus goutierten.