Für Ralf Mittelmeier war die Debatte „ein Sturm im Wasserglas“. Als im Sommer die Option einer verkleinerten Realschule vorgestellt wurde, seien Schüler und Eltern als „Spielball politischer Entscheidungen“ missbraucht worden. „Sie mussten Angst haben, dass sie ihre Kinder vielleicht nicht mehr in die Schule bringen dürfen, in die sie gehen wollen.“ Nun, am Ende dieser aus seiner Sicht unnötigen Debatte, stellte der Gemeinderat der Fraktion ÜfA/FWV fest: „Ich bin froh, dass wir am Ende die Kurve doch noch gekriegt haben.“

Was meint Mittelmeier damit? Er begrüßt es, dass die Option einer verkleinerten Realschule vom Tisch ist. Die Stadtverwaltung schlägt sie gar nicht mehr vor, wie sich im Bildungsausschuss des Überlinger Gemeinderats, der am Montagabend getagt hat, zeigte.

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Dem Ausschuss wurde vielmehr vorgeschlagen, den Status quo am Schulcampus mit insgesamt neun Zügen für Realschule und Gymnasium beizubehalten. Die Gemeinschaftsschule soll zweizügig am Standort Wiestor bleiben. Das Gremium stimmte einstimmig zu. Vermutlich wird das Ergebnis im Gemeinderat, der über das Thema am Mittwoch, 9. November tagt, ähnlich ausfallen.

Der Schulentwicklungsplan

Realschulverkleinerung vom Tisch

Als Grund dafür, dass eine Verkleinerung der Realschule keine Option mehr darstellt, nannte Oberbürgermeister Zeitler das Veto aus dem Regierungspräsidium. Die Schulaufsicht habe der Stadt vor sechs Jahren zwar einen „Prüfauftrag“ erteilt, wie die Gemeinschaftsschule neben Gymnasium und Realschule am Schulcampus integriert werden könnte. Nun, in einem Gespräch mit Regierungspräsident Klaus Tappeser im August dieses Jahres, habe die selbe Behörde den Auftrag „zurückgenommen“. Man könnte auch sagen: Hat das RP es der Stadt untersagt, über eine Zusammenlegung aller drei Schularten an einem Standort überhaupt nachzudenken.

Ralf Mittelmeier: „Ein halbes Jahr lang haben wir einen Sturm im Wasserglas erlebt. Das fand ich schade.“
Ralf Mittelmeier: „Ein halbes Jahr lang haben wir einen Sturm im Wasserglas erlebt. Das fand ich schade.“ | Bild: SK-Archiv
Jan Zeitler: „Wir führen eine Diskussion, die ich als OB dem Gemeinderat und allen Bürgern schuldig bin.“
Jan Zeitler: „Wir führen eine Diskussion, die ich als OB dem Gemeinderat und allen Bürgern schuldig bin.“ | Bild: Hilser, Stefan

Nach Zeitlers Darstellung sei es dennoch wichtig gewesen, im Sommer diese Debatte zu führen. Er wies die Kritik Mittelmeiers am „Sturm im Wasserglas“ zurück. Denn die Debatte habe eine „Klarheit“ verschafft, die für die Zukunft Überlingens wichtig sei.

Zeitler sieht das Regierungspräsidium in der Pflicht

Wie das? Zeitler verwies auf die Doppelrolle des Regierungspräsidiums. Einerseits Aufsichtsbehörde über die städtischen Finanzen. Andererseits Geldgeber bei Schulbauprojekten. Wenn das RP nun eine für Überlingen kostengünstige Lösung untersagt, nämlich auswärtige Schüler auszuschließen und Platz für den eigenen Bedarf zu schaffen, müsse Tübingen im Umkehrschluss nun dafür sorgen, dass der Bau von neuen Schulräumen finanziell gefördert wird.

Umlandgemeinden profitieren vom Schulstandort

Zeitler verwies auch darauf, dass die Debatte offengelegt habe, wie die Umlandgemeinden vom Schulangebot in Überlingen profitieren. Es sei seine Pflicht darauf hinzuweisen, dass die Realschule zu mehr als 50 Prozent von auswärtigen Schülern besucht wird, zudem von Schülern, die gar nicht in der vorgesehenen Raumschaft leben, sondern zum Beispiel in Herdwangen-Schönach.

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Zeitler hegt die leise Hoffnung, dass umliegende Gemeinden mit Überlingen einen Schulverbund gründen und sich freiwillig an den Kosten für eine Generalsanierung der Realschule beteiligen. Falls es dazu nicht kommt, müsse abgewartet werden, bis die Kosten in der so genannten Leistungsphase 2 ermittelt sind. Das dauere aber noch mindestens acht bis neun Jahre, sagte Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger. „Erst dann können wir mit den Verhandlungen beginnen.“ Sollten diese Verhandlungen zu keinem gütlichen Ergebnis finden, stünde eine juristische Auseinandersetzung an, die weitere Jahre in Anspruch nähme.