Sie ist in „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders zu sehen, sie spielte in der 2008er Verfilmung von „Die Welle“, im Tatort, in verschiedenen Soko-Ausgaben oder in der ZDF-Reihe Inga Lindström: Teresa Harder, 1963 in Überlingen geborene Schauspielerin, ist ab dem 15. Februar in einer neuen Staffel der ARD-Serie „Rentnercops“ zu sehen. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER berichtet sie über ihren Heimatbegriff und darüber, was Fastnacht mit Schauspielerei gemeinsam hat.

Denkt Teresa Harder an Überlingen, denkt sie „an viel Freude und an viel Plantschen im See“. Sie habe oft Heimweh nach Überlingen, wobei sie in Berlin als Künstlerin gut aufgehoben sei. „Das ist schon so ein kleines Paradies da unten“, sagte sie und verweist auf die am See gelebten Traditionen. „Ich habe es als Kind total geliebt, mich zu verkleiden, was ja wohl auch meinem Charakter entspricht und mich in die Schauspielerei geführt hat.“

Vom Herkunftsort geprägt

Teresa Harder sagt: „Rituale und Bräuche sind so kostbar. Das habe ich erst später realisiert, wie sehr es meine Wurzel gestärkt hat, die ich in meinem Beruf absolut brauche.“ Sie beschreibt sich so: „Ich kann anpacken, ich bin auch Romantikerin. Und ich glaube, dass das mit meinem Herkunftsort zu tun hat. Er hat mich geprägt.“

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Ob es der Geruch des Lippenstiftes ist, mit dem sie sich als Maikäfer an der Fastnacht schminkte, oder der Begriff SÜDKURIER. Sofort sei da wieder schöne Erinnerung. „Das Wort SÜDKURIER ist für mich wie eine Musik, die sofort anklingt und ein Heimatgefühl weckt. Ich sehe sofort meinen Vater, wie er am Tisch sitzt und die Zeitung liest.“

Heimlich in den Pfahlbauten

Und sie erinnert sich an „Feten in den Pfahlbauten“. Wie das, da gibt es doch keine Feten? „Doch, wir haben Pfahlbauten gespielt. Das war eine Zeitreise vom Feinsten.“ Auf Nachfrage stellt sich dann heraus, dass sie mit ihren Freunden heimlich vom Naturschutzgebiet her in die Museumsbauten gelangt ist und dort lustige Stunden verbrachte. „Das ist eine Natur, die Kinder und Jugendliche total wild aufwachsen lässt.“

Ausbildung an der Schauspielschule

Ihre Eltern leben nicht mehr. Sie habe aber nach wie vor Verwandtschaft in Überlingen, und einen Cousin, der zufällig in ihrer Nachbarschaft in Berlin lebt. Sie erinnere sich noch gut, wie ihre Mutter früher vom fernen Berlin gesprochen hat. Das sei geradezu ein anderer Planet gewesen, auf dem sie dann tatsächlich landete, nachdem sie an der Schauspielschule HDK (Hochschule der Künste), inzwischen UDK (Universität der Künste), aufgenommen wurde. „Das war gar nicht so leicht, aus diesem kleinen Paradies und dieser sehr beschützten Gegend nach Berlin zu kommen, was krisengebeutelt ist und ganz andere Themen hat.“ Ihre Mutter habe ihr damals „Carepakete“ geschickt. „Das war sehr tröstend.“

Neue ARD-Staffel beginnt am 15. Februar

1990 schloss sie die Schauspielschule ab. Nach Engagements am Theater spielt sie seit Jahren fast ausschließlich für TV und Kino. In der ARD-Serie „Rentnercops“ ist sie Francesca, die temperamentvolle und viel beschäftigte Ehefrau des pensionierten Ermittlers Klaus Schmitz (Hartmut Volle). Start der neuen Staffel mit insgesamt zwölf Folgen ist am 15. Februar um 18.50 Uhr im Ersten.

Es sei „auch ein Krimiformat“, sagt Harder, „wir lösen Fälle.“ Der Schwerpunkt liege aber auf dem Zwischenmenschlichen. Die Hauptdarsteller lägen permanent in Konkurrenz zueinander, mögen sich aber, und sie raufen sich zusammen. „Der eine, mein Mann, ist ein Familienmensch, der andere ein Einzelgänger, der Angst vor Beziehung hat.“ Die Serie sei lebensnah, unterhaltsam, „und sie gibt ein bisschen Kraft“.

In der Anonymität des Hänsele

Zurück zu Harders Zeit in Überlingen. Sie verrät, dass sie einmal als Schwarzhänsele am Hänselejuck teilnahm. An das den Männern vorbehaltene Häs sei sie gekommen, weil sie eine Näherin gut kannte. „Das war super, ich kann es nur empfehlen.“ Sich in der Anonymität zur Musik zu bewegen, eine Wirkung auf den Gegenüber zu haben. Das Geheimnisvolle und Mystische, wie Harder sagt: „Das ist ja mehr als ein Kostüm. Es kommt aus einer Tradition heraus, man spürt es, wenn man es an hat. Die Wirkung war enorm.“

Ein Überlinger Hänsele, im Hintergrund die Figuren des Viererbundes, die sich zur Vorbereitung des Narrentags 2020 getroffen haben.
Ein Überlinger Hänsele, im Hintergrund die Figuren des Viererbundes, die sich zur Vorbereitung des Narrentags 2020 getroffen haben. | Bild: Hilser, Stefan

Die aktive Teilnahme am Hänselejuck, die unmittelbare Begegnung mit dem Publikum, sei am ehesten mit dem Spiel auf der Theaterbühne zu vergleichen. „Man kann die Menschen wunderbar verzaubern.“ Als Hänsele, so beschreibt es Harder, schlüpft man in eine andere Haut, baut sich eine fiktive Welt, bewegt sich in Ritualen und berührt damit das Publikum. „Auch die Sache mit der Maske, die Anonymität, die natürlich eine Projektionsfläche bietet – das ist ein ganz besonderer Zauber.“