Auch in diesem Jahr vermeldet die Treffpunkt-Bücherei, die sich jetzt „Ausgezeichnete Bibliothek“ nennen darf, wieder positive Zahlen. So stiegen die vorjährigen Ausleihzahlen gegenüber 2017 um gut zwei Prozent auf über 52 000 Exemplare, knapp 4000 Medien wurden online entliehen – rund 1000 mehr als 2017. Der Medienbestand stieg um 600 auf jetzt rund 16 200 Exemplare. Die Zahl der aktiven Leser sank zwar leicht um ein Prozent auf 868; dazu kommen aber 124 Onlinenutzer (plus 34). 18 396 Besucher wurden registriert, das sind 91 Leser gegenüber 76 im Jahr zuvor, die täglich die Bücherei besuchen. Die Zahlen teilte Leiterin Dorothee Rau im Gemeinderat mit.

Qualitätsmanagement der Hochschule für Medien

Das wichtiges Projekt der Bücherei stellte nach ihren Worten die erfolgreiche Beteiligung am Qualitätsmanagement der Hochschule für Medien in Stuttgart für das Zertifikat „Ausgezeichnete Bibliothek“ dar: Im vergangenen Monat konnte Rau gemeinsam mit Bürgermeister Edgar Lamm das drei Jahre gültige Zertifikat im Tübinger Regierungspräsidium aus der Hand von Regierungspräsident Klaus Tappeser und Cornelia Vonhof, Hochschullehrerin aus Stuttgart, entgegennehmen: eine edle schwarze Tafel mit schwarzer Schrift und weißem Buchrelief.

Weiter arbeiten für Rezertifizierung

Bei dem Zertifikat handelt sich um ein ganzheitliches Qualitätsmanagement nach internationalen Modellen, das eine Bibliotheksarbeit mit hoher Qualität nachweist. In der Projektlaufzeit von rund zweieinhalb Jahren musste das Team um Rau intensiv darüber nachdenken, wie die bisherige Arbeit läuft und wo es Verbesserungspotenziale gibt. Wenn die Treffpunkt-Bücherei das Zertifikat behalten will, muss sie an dem Projekt weiterarbeiten. Beim zweiten Mal, der Rezertifizierung, muss dokumentiert werden, welche im Auditbericht genannten Schwächen bearbeitet wurden und welche Stärken weiter ausgebaut werden konnten.

Bürgermeister Edgar Lamm machte deutlich, welchen Stellenwert Bibliotheken haben: „Sie gehören zu den elementaren Angeboten einer Kommune. Die offizielle Auszeichnung bescheinigt uns die Grundhaltung, dass zukunfts- und kundenorientiert gearbeitet wird.“

Spaß an geschriebener und gesprochener Sprache

Seit Jahren unterstützt die Bücherei durch Projekte zusammen mit der Grundschule die Leseförderung, darunter die Lesepaten und die Teilnahme am Lesestart. Das Projekt Lesepaten, nach Worten Raus auch im Vorjahr ein Erfolg, wurde 2010 ins Leben gerufen und hat das Ziel, lernschwachen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund Spaß an geschriebener und gesprochener Sprache zu vermitteln. Damit sollen ihre deutschen Sprachkenntnisse besser werden und so ihre Lesekompetenz.

In einem Ausblick auf dieses Jahr berichtete Rau, dass nach einem Umbau nicht nur mehr Sitzgelegenheiten entstehen sollen, sondern ein Leitsystem erarbeitet werden soll. Geplant ist ein Orientierungssystem nach dem Motto „Wo finde ich was?“, das heißt eine Tafel am Eingang der Bücherei mit der Übersicht über die Medienaufstellung. Außerdem sollen die Beschriftungen in der Bücherei und an den Regalen selber erneuert werden und die Reiseführer aktualisiert werden. Darüber hinaus ist geplant, die Leseförderung für die jüngsten Besucher auszubauen. Lamm dankte insbesondere dem Förderverein „Bürger für Bücher“, ohne dessen „enorme Arbeit“ die Gemeindebücherei nicht den Standard hätte, „den sie heute hat“.

Noch mehr Orientierung am Bedarf der Leser

Dorothee Rau, seit vier Jahren Leiterin der Uhldinger Gemeindebücherei, erläutert, was das Zertifikat „Ausgezeichnete Bibliothek“ bedeutet:

Warum hat die Gemeindebücherei überhaupt bei der Zertifizierung mitgemacht?

Ursprünglich war es Neugier. Dann haben wir schnell gemerkt, dass wir durch dieses Projekt unsere Arbeit nach innen und außen transparenter machen können. Wir können zeigen, was wir in der Kommune leisten, neben der reinen Medienausleihe.

Gibt die Zertifizierung konkrete Hinweise auf notwendige Veränderungen, Entwicklungsvorhaben und Verbesserungsprozesse? Wenn ja, welche sind das genau?

Notwendige Änderungen wurden nicht benannt. Man soll die erlernte Arbeitsweise vertiefen und weiterführen. Ein konkreter Verbesserungsvorschlag war beispielsweise die Teilnahme an Seminaren über das Internet zur Fortbildung, da die meisten Fortbildungen in Tübingen oder Reutlingen sind und wir immer eine lange Anfahrzeit haben. Damit könnte man die Fortbildungsrate steigern.

Gibt es jetzt Unterschiede zu anderen Büchereien, die nicht diese Zertifizierung erhalten haben?

Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie andere Büchereien intern arbeiten, aber alle teilnehmenden Bibliotheken waren sich einig, dass man jetzt noch strukturierter arbeitet. Man hinterfragt seine Prozesse, Maßnahmen und Projekte. Man plant sie, dann führt man sie durch, überprüft sie und entscheidet über Verbesserungen oder Änderungen und überprüft anschließend erneut. Man setzt seine Ressourcen, sprich das Personal oder die Finanzen, noch bewusster ein.

Was bedeutet die Zertifizierung für die Mitarbeiterinnen?

Die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen stehen im Vordergrund, beispielsweise guter Arbeitsplatz, bei Bedarf flexible Arbeitszeit, gutes Arbeitsklima. Durch die klaren, schriftlichen Beschreibungen der wichtigsten Prozesse in der Büchereiarbeit kann jede Mitarbeiterin leicht diese Arbeiten fehlerfrei ausführen.

Und welche Vorteile genießen die Leser aufgrund der Zertifizierung?

Durch die Überprüfung der interne Bedingungen passen wir unser Angebot auf unsere Kunden an. Wir orientieren uns noch mehr am Bedarf unserer Leser. Die Bücherei soll ein Ort zum Wohlfühlen sein, so gehört jetzt auch eine Tasse Cafe oder Cappuccino beim Zeitschriftenschmökern zum Angebot. Die Kunden werden zu ihren Wünschen befragt.

Fragen: Holger Kleinstück