Ein Investor soll’s richten. Der Verkauf eines Grundstücks ist für die Gemeindefinanzen wichtig. Die Nachverdichtung ist Programm. Ein unveröffentlichtes Gutachten zur Bausubstanz bestätigt die Notwendigkeit. Kreis und Gemeinderat unterstützen das Ansinnen. Die Bürgerstimmen dagegen werden hinten angestellt. Wirtschaftlichkeit geht vor Emotionen. So oder so ähnlich wird von Überlingen bis Friedrichshafen heute argumentiert, wenn es um Gebäude mit Erinnerungswert oder die Errungenschaften vergangener Zeiten geht. So auch in Unteruhldingen.
Dennoch bilden sich für alte Technikdenkmale, Bauernhäuser, Bildungs- und Versammlungsstätten Interessengemeinschaften neu, die diesem Trend widersprechen. Sie weisen auf Fehler in den Argumentationen der Verwaltungen hin und mahnen ein kulturförderndes Denken an, erinnern an die Bedeutung von Heimat. Vor allem aber fordern sie auch Weitsichtigkeit ein, vernünftiges Handeln und eine Rücksicht auf Generationenverträge. Einen Plan für die Zukunft, der sich nicht auf den Zeitraum von Wahlperioden oder den Erhalt von Fördermitteln aus öffentlicher Hand beschränken sollte.
Diesen Menschen muss neben allem gebotenen wirtschaftlichen Denken Gehör geschenkt werden. Sie bewahren die Identität des Raumes, die Geschichte, die Ressourcen für die Zukunft. Das sind keine Spinner oder Gegner, sondern Visionäre. Sie führen die Idee des gewachsenen Gemeinwesens fort, wehren sich gegen rein kommerzielles Denken und wünschen sich einen tragfähigen Plan für die eigene Stadt oder Gemeinde. Sie sprechen sich für einen der letzten historischen Orte aus, die nach der Gemeindereform 1972 noch geblieben sind. So hatten sich das auch die 252 Bürger 1910 in Unteruhldingen gedacht. Sie schufen unter widrigsten Bedingungen etwas für zukünftige Generationen. Der Gemeinderat in Uhldingen wäre gut beraten, diese Sache noch einmal zu überdenken und vor allem auch eigene und nachhaltige Gedanken zur Nutzung des alten Schulhauses zu entwickeln – am besten etwas für alle.
Der Autor dieses Gastkommentars, Gunter Schöbel, ist Direktor des Pfahlbaumuseums in Unteruhldingen.