Die Donaueschinger Gemeinderäte klammern sich an den letzten Strohhalm: Nachdem seit Monaten befürchtet wird, dass der Donaueschinger Klinikstandort über kurz oder lang geschlossen werden soll, haben die Gemeinderäte der fünf Fraktionen CDU, GUB, FDP, SPD und Grüne nun bei der Gemeinderatssitzung am 23. September eine gemeinsame Resolution verabschiedet. Das ist ein letzter, verzweifelter Versuch, den Standort zu erhalten.

Keine vorschnellen Entscheidungen

In dem Schreiben appellieren die Räte an den Aufsichtsrat, die Gesellschafterversammlung und die Geschäftsführung des Schwarzwald-Baar-Klinikums, keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen, die den Klinikstandort Donaueschingen gefährden.

Im Schwarzwald-Baar-Kreis habe man die Zeichen der Zeit früh erkannt und zukunftsgerechte Strukturen geschaffen. „Aus fünf Klinikstandorten wurden zwei, Doppelvorhaltungen wurden konsequent beseitigt und es wurde ein moderner Neubau geschaffen“, heißt es in dem Brief, welcher nun durch Oberbürgermeister Erik Pauly an die Adressaten übermittelt werden soll.

Oberbürgermeister Erik Pauly
Oberbürgermeister Erik Pauly | Bild: Stadt Donaueschingen

Die enorme Verdichtung im Zentralklinikum durch eine Verlagerung der Abteilungen aus Donaueschingen werde die Abläufe sowie die Organisation, aber auch die Arbeitsbedingungen aller signifikant verschlechtern, heißt es weiter in dem Schreiben. „Ein klares Bekenntnis zum Standort Donaueschingen und eine ebenso klare Vision zu dessen künftiger Ausrichtung beseitigen außerdem die Irritationen bei den Mitarbeitern„, so der Appell der Donaueschinger Gemeinderäte abschließend.

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Oberbürgermeister Erik Pauly, der sowohl im Aufsichtsrat des Klinikums und in dem entscheidenden Kreistags-Gremium sitzt, sagt zwar, dass er sich den Weiterbetrieb des Standorts wünscht und als notwendig erachte, aber schätzt die Erfolgsaussichten der Resolution als gering ein.

„Die entscheidenden Gremien bei der Frage um den Erhalt des Klinikstandorts sind der Aufsichtsrat und die Träger: also die Gemeinde Villingen-Schwenningen und der Landkreis.“

FDP-Fraktionsführer Niko Reith appelliert an Pauly, welcher die Resolution nicht mitunterzeichnet hat, das Vorhaben vollumfänglich zu unterstützen. „Der Gemeinderat ist zwar nicht stimmberechtigt, aber wir haben das Recht, unsere Stimme zu erheben.“

FDP-Fraktionssprecher Niko Reith
FDP-Fraktionssprecher Niko Reith | Bild: Martin Stollberg

Das KHVVG soll gemäß seiner Informationen vonseiten Bundesregierung ohnehin nochmals novelliert und die Länder sollen dann die Flexibilität für Ausnahmeregelungen erhalten – weshalb es mit Blick in die Zukunft nicht zwingend notwendig wäre, den Standort zu schließen. „Und diese Tatsache ist den Entscheidern bereits seit längerer Zeit bekannt. Die Vorfestlegung einer Standortschließung vonseiten der Klinikums-Geschäftsführung stößt mir sauer auf.“ Reith fordert eine ergebnisoffene Prüfung der Möglichkeiten.

CDU-Rat schwant Böses

CDU-Gemeinderat Eike Walter fragt nach dem Zeitplan und ob man die Möglichkeit habe, die erstellten Gutachten zu lesen und ihm schwant aufgrund der mangelnden Transparenz Böses. „Ich sehe die Gefahr, dass der Geschäftsführer Mittel aus dem Transformationsfonds des KHVVG dazu nutzen will, den Standort in Villingen weiter zu vergrößern – auf Kosten des Standorts in Donaueschingen“, spekuliert er. Er warnt davor, ein solches Projekt anzugehen. „Denn damit würde das Donaueschinger Klinikgebäude auf dem Müll landen.“

CDU-Gemeinderat Eike Walter
CDU-Gemeinderat Eike Walter | Bild: www.jenshagen.info

Pauly verspricht, sich für den Erhalt des Standorts im Kreistag und im Aufsichtsrat auszusprechen und dafür, dass das Verfahren transparent nach außen dargestellt wird. „Ich werde mich in den Gremien dafür einsetzen, die entscheidungserheblichen Grundlagen in die Öffentlichkeit zu tragen.“

Am kommenden Donnerstag, 25. September findet eine Sondersitzung des Aufsichtsrates zur Frage der möglichen Neustrukturierung des Schwarzwald-Baar Klinikums nach den Vorgaben des KHVVG statt, wie Klinikums-Geschäftsführer Matthias Geiser auf Nachfrage des SÜDKURIER informiert. „Nach der Sitzung des Aufsichtsrates werden wir die Öffentlichkeit über den Stand der Diskussion informieren“, so Geiser.