Susanne Kanele

Beim Kulturhaus Villa Berberich gibt es mehrere Gründe, zu feiern. Die 1874 durch Ignaz Berberich III. erbaute Villa wird 145 Jahre alt und seit 35 Jahren wird das Gebäude als Kulturhaus der Stadt genutzt. Bereits an den Bau der Villa knüpften die damaligen Stadtväter verschiedene Bedingungen, die zum Teil noch heute erfüllt werden. Unter anderem wurde festgelegt, dass die Fabrikantenfamilie Berberich die Villenanlage der Öffentlichkeit zugänglich machen soll. Am Freitag, 5. April, soll offiziell gefeiert werden.

Die Gründerzeit

Die Familie Berberich hat in der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts gemeinsam mit den Familien Bally und Hüssy das wirtschaftliche und kulturelle Leben in Bad Säckingen entscheidend mitbestimmt. Der Stammvater der Familie, Ignaz Berberich I., kam mit seinem Bruder Marx, der später Pfarrer in Hänner war, aus dem württembergischen Röttingen an den Hochrhein.

Das könnte Sie auch interessieren

1774 erhielt Ignaz Berberich I. die Stelle des Kammerdieners bei der letzten Fürstäbtissin in Bad Säckingen, Maria Anna von Hornstein-Göffingen. 1803 wurde Berberich, der gelernte Schneider war, aus den Diensten im Kloster entlassen. Daraufhin eröffnete er ein Schneideratelier in der Stadt. 1799 wurde Sohn Ignaz II. als sechstes Kind in der Familie, geboren. Er erhielt eine Ausbildung zum Handelskaufmann und eröffnete eine „Ellenwarenhandlung“ mit baumwollenen Kopf- und Taschentüchern, die er aus der Schweiz importierte.

Aufstieg der Familie Berberich

Weil die Waren nach der Gründung des Zollvereins zu hoch besteuert waren, gründete Ignaz II. mit seinem Sohn Ignaz III. und dem wohl reichsten Bürger der Stadt, dem Posthalter Johann Nepomuk Malzacher, 1856 eine Baumwollspinnerei. Während der Blütezeit der Berberich-Firmen bauten sich Familienmitglieder ihre Villen in Bad Säckingen, wobei die wohl bedeutendste das heutige Kulturhaus ist. Ignaz III. kaufte 1867 das Grundstück in der Oberen Flüh, wo 1874 dann die Villa gebaut wurde. Heute ist die Villa das letzte in seiner Gesamtheit erhaltene Herrschaftsgebäude mit Parkanlage.

Die Phase als Krankenhaus

1939 kaufte die Stadt die Villa und sie stand zunächst einmal leer. 1941 fungierte das Haus als „Parkkrankenhaus“, in dem die Innere Abteilung des Krankenhauses untergebracht war. Als 1980 das Kreiskrankenhaus in unmittelbarer Nähe gebaut wurde, stellte das „Parkkrankenhaus“ den Betrieb ein.

Verkaufspläne

Es folgte eine umfangreiche Sanierung des Gebäudes und es wandelte sich 1984 zum Kulturhaus der Stadt. 2009 feierte das Kulturhaus sein 25-jähriges Bestehen und nur wenige Wochen danach folgte der Paukenschlag: Um den Haushalt der Stadt ausgleichen zu können, bot die Stadt Bad Säckingen einem Ehepaar aus der Hochrheinregion die Villa Berberich zum Verkauf an. 750 000 Euro sollte die Villa damals einbringen. Der Gemeinderat hatte dieser Beschlussvorlage in einer nichtöffentlichen Sitzung mehrheitlich zugestimmt. Doch hat die Stadt die Rechnung unter anderem ohne den Kunstverein Hochrhein gemacht. Und schließlich kam die Stadt ab von den ursprünglichen Verkaufsplänen.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Nutzer der Villa Berberich

Das Kulturhaus Villa Berberich bietet Vereinen und Gruppierungen Platz. Im Erdgeschiss ist ein Café und das Obergeschoss dient als Ausstellungsraum, in dem der Kunstverein Hochrhein im Wechsel mit der Stadt Bad Säckingen Ausstellungen zeigt.

  • Untergeschoss: Bereits von Beginn an, also seit 35 Jahren, haben die Mineralienfreunde Bad Säckingen eine Mineralienausstellung mit rund 1000 Exponaten eingerichtet. Gezeigt werden Mineralien aus der ganzen Welt, unter anderem aus dem Schwarzwald, dem Jura und aus den Vogesen. Aber auch Fossilien aus Südbaden und dem Schweizer Jura.
  • Schlaraffia Sacrodunum: Fröhliche Ritter lobpreisen als Männerbund den Uhu, ebenfalls im Untergeschoss der Villa. Sie singen, dichten und verkleiden sich wie Karnevalisten. Es handelt sich um eine Männerrunde, die sich seit 152 Jahren einmal in der Woche von Oktober bis April trifft. Weltweit gibt es mehr als 10 000 Gleichgesinnte.
  • Erdgeschoss: Seit 1984 ist im Erdgeschoss ein Café eingerichtet. Weil der Kunstmaler Hans Thoma gelungene Ansichten von Bad Säckingen gemalt hat, wurde der Nebenraum des Cafés Hans-Thoma-Stube benannt. Die Mutter von Hans Thoma hat in Bad Säckingen gelebt und ein Vetter 1877 in Bad Säckingen geheiratet. 1919 wurde dieser Vetter im Alter von 80 Jahren zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
  • Obergeschoss: Ebenfalls von Beginn an in der Villa Berberich beheimatet ist der Kunstverein Hochrhein. Im Wechsel mit dem Kulturamt der Stadt finden jedes Jahr vier Ausstellungen statt, wobei die letzte Ausstellung des Jahres einer der beiden lokalen Künstlergruppen, der Freien Gruppe Hochrhein und der Gruppe Polygon, im jährlichen Wechsel vorbehalten ist. Präsentiert wird in den Ausstellungen zeitgenössische Kunst, wobei neben Werkschauen mit bekannten Künstlern die Förderung junger Künstler ein Anliegen des Vereins ist.
  • Dachgeschoss: Das Dachgeschoss teilen sich verschiedene Vereine und Gruppen. So finden dort regelmäßig Kurse für Seidenmalen, Aquarell-Malkurse oder Kurse im Holzbildhauen statt. Obwohl sich bereits feste Gruppen gebildet haben, können Interessierte jederzeit hinzustoßen. Der Flur im Oberschoss wird für Tai-Chi und Meditation genutzt. Auch die Ortsgruppe Bad Säckingen des Schwarzwaldvereins ist dort untergebracht und der Fotoclub Hochrhein nutzt ebenfalls einen Raum.
  • Narrenzunft Bad Säckingen: Im Februar dieses Jahres hat die Narrenzunft Bad Säckingen ihre Maskenschau mit mehr als 60 Exponaten eröffnet. Eingerichtet haben die Schau die beiden Zunftmitglieder Gerhard Rohrer und Günther Rünzi. Bis vor acht Jahren war die Maskenschau im Hallwyhler Hof untergebracht. Als diese geschlossen worden ist, verschwanden die Masken und Larven in Kisten und Kartons. Gleichzeitig ist in dem Raum neben dem Maskenmuseum auch das Archiv der Narrenzunft untergebracht.