Die Nutzung der industriellen Abwärme der Alunova Recycling in Wallbach für die Energiegewinnung ist bei der Nahwärmeversorgung für Bad Säckingen „wirtschaftlich und ökologisch die ideale Lösung“. Zu diesem Schluss kommt das Freiburger Planungsbüro Greenventory in seinem Abschlussbericht zur kommunalen Wärmeplanung. Es legte ihn am Montag dem Gemeinderat vor, der ihn mit großer Mehrheit annahm. Lediglich die beiden Gemeinderäte der AfD stimmten dagegen. Bis 2040 müssen die Vorgaben des Landes Baden-Württemberg für eine klimaneutrale Energiegewinnung umgesetzt sein.
Wo sollen die Wärmenetze in Bad Säckingen entstehen?
Insgesamt fünf Maßnahmen empfiehlt der Abschlussbericht. Als erste die Ausweisung für den Wärmenetzausbau geeigneter Stadtgebiete, welche durch den Gemeinderat endgültig festzulegen seien. Der Abschlussbericht nennt hier neben Wohngebieten nördlich der Friedrichstraße mit dem Neubaugebiet Leimet III im Zentrum, das Gewerbegebiet Trottäcker sowie das Gewerbegebiet Wallbach.

In weiteren Schritten sei die Integration aktueller Neubaugebiete wie Gettnauer Boden, Gewerbegebiet Stöckacker oder des Wohngebietes Lange-Areal in Obersäckingen in das Wärmenetz zu planen, sowie die Einspeisung der Abwärme aus dem Kavernenkraftwerk Bad Säckingen in die bestehenden und geplanten Wärmenetze zu prüfen. Abschließend empfiehlt der Bericht die Fortsetzung eines klimaneutralen Energiemanagements durch den weiteren Ausbau des Wärmenetzes bis 2040. Hierbei seien auch der Stromsektor und die Wasserstofftechnologie zu beachten.
Allerdings, so Philipp Stiegeler, für die Stadtwerke Bad Säckingen einer der Autoren des Abschlussberichtes, „ist Wasserstoff als Energieträger nicht für Privathaushalte, sondern für die Industrie interessant“. Für die Stadtwerke sei es dennoch von zentraler Bedeutung, „dass wir mehrere Energiequellen haben und nicht nur auf ein Pferd setzen“, so Stiegeler weiter.

Privater Energieverbrauch von hoher Bedeutung
Laut Stiegeler gelte es bei diesen Maßnahmen nicht nur, den Energiebedarf öffentlicher Liegenschaften zu senken, sondern auch den im Vergleich hierzu weitaus höheren Bedarf privater Gebäude ins Auge zu fassen. Der seit 2019 im Rathaus angebotenen Bürgerenergieberatung komme daher eine besondere Bedeutung zu.
Die Gewinnung von Energie aus Flusswärme wurde von den Autoren des Abschlussberichtes nach Auskunft von Guhl nicht geprüft, da es sich hier um eine grenzüberschreitende Maßnahme handele. „Es spricht aus Sicht der Stadt aber nichts gegen die Nutzung von Flusswärme“, so der Bürgermeister weiter.
Für SPD-Gemeinderat Stephan Muster stellte sich die Frage, inwiefern bei den einzelnen Energiequellen auch langfristig ein sicherer Energiebezug für private und gewerbliche Kunden garantiert sei. Hierzu wies Stiegeler darauf hin, dass aufgrund verschiedener Faktoren eine sichere Zeitabschätzung nicht möglich sei – unter anderem, da der Bezug von Abwärme vom Kavernenkraftwerk auf Jahrzehnte hinaus gesichert werden könne, hingegen von einem Privatunternehmen gewonnene Abwärme nicht.
Zu Stefan Meiers (SPD) Frage nach der Nutzung von Abwärme von Betrieben auf dem neu entstehenden Sisslerfeld in der Schweiz, bestätigte Stiegeler laufende Verhandlungen mit der Schweizer Seite. Bürgermeister Guhl ergänzte, „ein Erfolg bei diesen Gesprächen wäre ein Leuchtturmprojekt für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Region.“

Genaue Angaben zu den Kosten noch nicht möglich
Eine Auskunft zu der von Gemeinderätin Maritta Vögtle (FW) formulierten Frage nach der Finanzierung der einzelnen Maßnahmen, sei laut Stiegeler noch nicht möglich, da die jeweiligen Fördermöglichkeiten durch die öffentliche Hand bislang nicht bekannt seien. Die von Gemeinderat Franz Stortz (Grüne) erfragten Möglichkeiten des Einsatzes von Geothermie in Rippolingen und Harpolingen sah Stiegeler skeptisch, „da aufgrund der weiten Wege und der geringen Anzahl an Kunden die Geothermie dort wohl zu teuer ist.“