Bad Säckingen Es gab einiges Auffallendes bei dem Auftritt dieses aufstrebenden Streichquartetts, das mit dem identischen Programm, wie ursprünglich geplant, nochmals anreiste: Nicht nur, dass die Geigerinnen und der Bratschist im Stehen spielten, was bei immer mehr Ensembles im Kommen ist, es scheint auch ein einheitlicher Dresscode zu herrschen. Besonders augenfällig bei den Damen, die im selben frühlingshaften Outfit auftraten.
Damit wird schon mal optisch Einheit und Harmonie signalisiert, was sich auch akustisch ohrenfällig fortsetzt: Die Aris-Leute, die sich seit Frankfurter Hochschulzeiten kennen und früh zusammenfanden, sind auch musikalisch zusammengewachsen: Keine Stimme fällt heraus. Vor Jahren noch „Rising Stars“ und „Himmelsstürmer“ genannt, haben sie sich als Musiker einer neuen Generation inzwischen etabliert. Bei den Säckinger Kammermusikabenden fiel vor allem ihre konzentrierte Klangbildung auf.
Mozarts tiefschürfendes Satzpaar Adagio und Fuge in c-Moll KV 546 zeichnete sich in ihrer Darstellung durch Durchhörbarkeit und Spannung im Detail aus – hier konnte Mozart einmal als Fugenkomponist entdeckt werden. Bei Mendelssohn war es das schön ausgemalte Melos, besonders im zweiten Satz dieses ersten Streichquartetts op.12. Diese populär gewordene Canzonetta, ein „Lied ohne Worte“ mit Pizzicato-Partien, wurde jugendlich-frisch interpretiert als eine spinnwebfeine Elfen- und Sommernachtsmusik im figurenreichen Mittelteil.
Dass Anna Katharina Wildermuth und Noémi Zipperling (Geigen), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Cello) auch der Komplexität von Beethovens spätem Streichquartett op. 132 mehr als gerecht wurden – keine Frage. Dieses 15. Quartett ist ja ein Werk, das mit seinen „himmlischen Längen“ im religiös gefärbten dritten Satz (mit der Satzbedeutung „Dankgesang“) von der Architektonik überzeugend realisiert werden muss, damit es nicht als sperriges Spätwerk im Ohr bleibt, sondern als außergewöhnliche Komposition.
In der Moderne zuhause
Dass die Schulung an zeitgenössischer Musik – und die Aris-Leute sind in der Moderne zuhause – auch der Interpretation klassischer und romantischer Werke gut bekommt, das zeigten die intensiven, inspirierten und expressiven Wiedergaben, der beherzte Zugriff und das klangschöne Spiel, das mit seiner klaren Konturierung und rhythmischen Elastizität wie aus einem Guss wirkte.