Ein Wort, das der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt gern benutzt, ist: Respekt. Und ein Anliegen, das er regelmäßig vertritt, ist der Kampf gegen eine Spaltung der Gesellschaft. Doch ausgerechnet er sieht sich nun Vorwürfen ausgesetzt, er habe mit einer in seinen 13 bisherigen Amtsjahren beispiellosen Entgleisung genau gegen diese Werte verstoßen. Er bedauere das, erklärte Burchardt am Tag, nachdem er auf Facebook eine Botschaft veröffentlicht hatte, in dem er einer unbekannten Person zugerufen hatte und ein unanständiges Wort mit zwei Sternchen nur minimal kaschiert hatte: „F**k Dich selbst“.

Unbekannter dringt in die private Garage des OB ein

Was war passiert? Als er seine private Garage an seiner Wohnadresse betrat, so Burchardt, fand er auf seinem Auto ein leergegessenes Eis-Becherchen mit einem Holzlöffel. Dabei ein handgeschriebener Zettel „Viel Spaß beim Entsorgen! Drecks Verpackungssteuer. Scheiß Konstanz“. Die Botschaft bezieht sich auf die Abgabe auf Wegwerf-Verpackungen, die der Gemeinderat zum 1. Januar 2025 eingeführt hatte – im konkreten Fall 50 Cent auf den Becher und 25 Cent auf das Besteckteil.

Für Burchardt ist das Eindringen in sein privatestes Umfeld inakzeptabel. Er veröffentlicht ein Foto von dem Müll mit dem Zettel und kommentiert: „Was für ein ekelhafter Stil“. Bis zu diesem Punkt hätten ihm wohl fast alle zugestimmt. Doch er fährt fort: „F**k Dich selbst. Tschuldigung.“ Das alles steht zunächst auch auf der Facebook-Präsenz, die mit „OB Uli Burchardt“ überschrieben ist und auf der er in offizieller Funktion schreibt.

Diese Botschaft hat Oberbürgermeister Uli Burchardt am Wochenende unter anderem auf der Plattform Facebook veröffentlicht. Aus ...
Diese Botschaft hat Oberbürgermeister Uli Burchardt am Wochenende unter anderem auf der Plattform Facebook veröffentlicht. Aus dokumentarischen Gründen zeigen wir hier seinen Beitrag inklusive der später vorgenommenen Änderung. | Bild: Screenshot Facebook

Als erste Reaktionen seinen obszönen Sprachgebrauch kritisieren und ihn an seine Vorbildfunktion für die öffentliche Auseinandersetzung erinnern, korrigiert der den Eintrag, wobei die Ursprungsversion über den Bearbeitungsverlauf weiter einsehbar bleibt. „Post wegen berechtigter Kritik an meiner Ausdrucksweise bearbeitet, ein vulgäres Wort gelöscht und die bereits dazu geschriebene Entschuldigung auch.“

Auf Facebook gibt es innerhalb von 24 Stunden mehr als 300 Kommentare auf den Beitrag. Viele verurteilen den Eingriff in Burchardts privatesten Bereich und zeigen auch Verständnis für seine Verärgerung. Andere kritisieren nicht nur seine Wortwahl scharf, sondern verweisen – mehr oder weniger respektvoll – auch darauf, dass es zum Amt des Oberbürgermeisters gehöre, die Folgen des politischen Handels zu tragen.

Hat einiges zu seinem Facebook-Post zu erklären: Uli Burchardt, Oberbürgermeister von Konstanz.
Hat einiges zu seinem Facebook-Post zu erklären: Uli Burchardt, Oberbürgermeister von Konstanz. | Bild: Chris Danneffel

Am Sonntag, 29. Juni, gab Burchardt dann selbst noch eine Erklärung ab: Dass jemand in eine private Garage eingedrungen sei und Müll sowie einen anonymen Zettel hinterlassen habe, habe ihn „persönlich sehr betroffen und auch wütend gemacht“. Weiter führt er aus: „Für alle, auch für öffentliche Personen, gilt: Es gibt Grenzen. Die wurden hier überschritten. Das Eindringen in den privatesten Bereich – mein Zuhause – erschreckt mich und meine Familie zutiefst. Kritik ist legitim und ausdrücklich willkommen. Dafür stehen in einer Demokratie viele offizielle und öffentliche Kanäle zur Verfügung. Wer sie nutzt, hat mein offenes Ohr.“

„Eines der Worte war nicht angemessen“

Zu seiner Reaktion erklärt Burchardt: „Mein erster öffentlicher Post dazu war aus dem Affekt heraus geschrieben. Persönlich stehe ich zu dieser Emotion. Als öffentlicher Post auf meinem Kanal, den ich auch dienstlich nutze, war eines der Worte aber nicht angemessen. Das habe ich nach kurzer Zeit korrigiert. Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch werde ich nicht erstatten. Damit ist zu diesem Vorfall alles gesagt.“ Und Burchardt betont noch: „Ich setze mich weiterhin für einen respektvollen, fairen und offenen Dialog ein – auch bei kontroversen Themen.“