Immer schon eine Verfechterin des Realschulsystems stand für Ricarda Hellmann bereits früh fest: „Ich möchte eine Realschule leiten.“ Diesen Wunsch hat sie sich erfüllt und jetzt, nach 15 Jahren als Leiterin der Werner-Kirchhofer-Realschule, geht die heute 65-Jährige zum Schuljahresende in den Ruhestand.
Obwohl Ricarda Hellmanns letzter Schultag immer näher rückt, hat sie gar keine Zeit sentimental zu werden. „Obwohl ich nach den Sommerferien selbst nicht mehr da sein werde, muss ich das neue Schuljahr trotzdem vorbereiten“, sagt sie. „Und weil noch so viel zu tun ist, habe ich gar keine Zeit darüber nachzudenken.“ Schon früh wusste sie, dass sie Lehrerin werden wollte, und vor allem die Realschule hat es ihr angetan. Doch als „Sandwichkind“ zwischen dem Gymnasium und der Gemeinschaftsschule sorgte Ricarda Hellmann immer dafür, dass auch die Realschule gehört wird.
„Mit einem Realschulabschluss ist einfach alles möglich“, sagt sie. „Ich kann mich für eine Ausbildung im Handwerk oder in der Industrie, aber auch für ein Studium entscheiden, wenn ich nach meinem Abschluss weiter die Schule besuche.“ Und darum ist auch ihr einziger Wunsch zum Abschied: „Ich wünsche mir, dass die Realschule wieder den Stellenwert erhält, den sie verdient.“
Was Ricarda Hellmann in 15 Jahren erreicht hat
Stets mit viel Ehrgeiz und Einsatz hat die Schulleiterin die Realschule in den vergangenen 15 Jahren nach vorne gebracht. Von ihrer Vorgängerin Irene Klaußner ist der bilinguale Unterricht in der Schule eingeführt worden. Ricarda Hellmann hat den Aufbau erfolgreich weitergeführt.
Bereits ab der fünften Klasse erhalten die Schülerinnen und Schüler dieses Zuges an zwei Stunden pro Woche bilingualen Unterricht. Das heißt, die betreffenden Fächer werden teilweise in Deutsch und in Englisch unterrichtet. Weiter bietet die Schule ab der fünften Klasse die Teilnahme am Englischwettbewerb „Big Challenge“. Dabei handelt es sich um einen Multiple-Choice-Wettbewerb, der deutschlandweit stattfindet.
Ebenfalls möglich gemacht hat Ricarda Hellmann das französische Sprachdiplom „DELF“. Es ist ein standardisiertes und in der ganzen Welt anerkanntes Sprachdiplom. Das Cambridge Certificate ist ein englisches Sprachzertifikat der Universität Cambridge für Nicht-Muttersprachler. Es wird jährlich von etwa drei Millionen Menschen aus 130 Ländern erworben. „Wer das Cambridge Certificate erfolgreich absolviert, besitzt eine der wertvollsten Englischqualifikationen weltweit“, zieht Ricarda Hellmann zufrieden Bilanz.

Sie ist überzeugt, dass sie die Schule in den zurückliegenden Jahren gut vorangebracht hat. Denn gerade die vergangenen zehn Jahre haben sie und das Lehrerkollegium mit der Flüchtlingswelle 2015 und der daraus folgenden Integration der Kinder, die Corona-Pandemie ab 2020 und der Fachkräftemangel vor große Herausforderungen gestellt.
„Schulen brauchen Ruhe“ – nicht ständige Veränderungen
Hinzu würden noch regelmäßige und vor allem kurzfristige Änderungen der Vorgaben kommen. „Es bräuchte jetzt mal die so oft versprochene Ruhe“, sagt sie und fordert: „Lasst die Schulen mal arbeiten.“ Sie wollte in den Jahren als Schulleiterin stets diejenige sein, auf die man sich verlassen konnte. Für das Lehrerkollegium, für die Eltern und für die Schüler. „Das Kollegium muss immer alles wissen“, war ihr Credo in all den Jahren.
Die Nachwehen nach Corona: „Den jüngeren Schülern fehlt immer noch das ‚Wir‘“, überlegt sie kurz auf diese Frage. Die heutigen fünften Klassen sind in den Coronajahren gerade eingeschult worden und haben lange auf das „normale“ Schulleben mit Gemeinschaft und Klassenkameraden warten müssen. „Da hoffe ich, dass es in den kommenden Jahren wieder in die Normalität kommt.“
Was wird Ricarda Hellmann fehlen?
Wenn sie auch erst mit etwas Abstand sagen kann, was sie in ihrem Ruhestand zurückblickend am meisten vermissen wird, weiß sie jetzt schon, dass es die Gespräche mit ihrem Kollegium und den Schülern sein wird. „Auch die Zusammenarbeit mit den Eltern ist in den vergangenen Jahren sehr intensiv und überwiegend offen und konstruktiv gewesen. Ohne dies könnte Schule nicht funktionieren.“
Immer noch freut sie sich auf Begegnungen mit ehemaligen Schülern, die sie erkennen und ihr sogar dafür danken, sie auf den richtigen Weg gebracht zu haben. „Wenn das nur bei einem Schüler gelungen ist, hat sich die Arbeit bereits gelohnt.“ Um ihr Kollegium ist Hellmann nach ihrem Abschied nicht bang. „Ich bin zuversichtlich, dass mein Kollegium meinen Nachfolger ebenso unterstützen wird, wie sie es bei mir getan haben.“
Pläne, was sie nach Eintritt in ihren Ruhestand tun wird, hat sie keine. Und das ist so gewollt. Denn: „Spontan agieren zu können, ist etwas, das mir wichtig ist.“