Bad Säckingen Wohl nur die wenigsten kennen die in Obersäckingen stehende Süntelbuche. Zum einen, weil man sie eher als großen Busch und nicht als Baum wahrnimmt, zum anderen, weil sie sich in der Nähe des von der Harpolinger Straße abzweigenden Kirchweges befindet, der relativ wenig frequentiert ist. Zu verdanken ist diese botanische Attraktion Gisela Heimbach, die vor 32¦Jahren zusammen mit ihrem Ehemann Hans Heimbach, von Bad Münder bei Hameln aus beruflichen Gründen kommend, in Obersäckingen ansässig wurde. Dort, in ihrer alten Heimat, gibt es etliche Süntelbuchen, und diese außergewöhnliche Baumart wollte Gisela Heimbach auch wieder ganz in der Nähe ihres neuen Wohnsitzes vorfinden.
Es dauerte aber noch zwölf Jahre, bis ihr Wunsch in Erfüllung ging. Erst im April 2005 besorgte sich Gisela Heimbach die Nachzucht einer Süntelbuche samt Wurzelballen und bat die Bad Säckinger Stadtgärtnerei um Unterstützung. Deren damaliger Leiter Jürgen Brombach und dessen Stellvertreter Peter Scholz nahmen sich dem Vorhaben gerne an und fanden zur Pflanzaktion einen geeigneten Standort auf der Pfarrwiese unterhalb der St.-Martins-Kirche in Obersäckingen.
Eine kleine Einweihungszeremonie am 4.¦Mai 2005 durfte nicht fehlen, an der neben der Stifterin der Süntelbuche, Gisela Heimbach, und Gärtnermeister Peter Scholz, der seinerzeitige Obersäckinger Pfarrer Bernhard Herbstritt, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Elisabeth Mutter und drei zufällig anwesende 14-Jährige, unter ihnen Patrick Hausin, als Zeitzeugen teilnahmen.
Man kam überein, zwanzig Jahre später die Pflanzaktion in Erinnerung zu rufen in der Hoffnung, ein brillantes Gedeihen der Süntelbuche wahrzunehmen. Beinahe auf den Tag genau war es nun so weit, wenn auch nur drei der damals sieben beteiligten Personen dabei sein konnten. Jetzt verspürten sie so richtig, dass auch die Obersäckinger Süntelbuche zu jenen geheimnisvollen Bäumen gehört, deren Äste und Stämme nicht himmelwärts streben, sondern sich scheinbar planlos in alle Richtungen winden und drehen.
Der Ursprung der Süntelbuche, eine seltene Form der Rotbuche, liegt im Süntel, dem niedersächsischen Weserbergland nördlich von Hameln. Aus diesem Landstrich hat sie auch ihren Namen abgeleitet. Bis Mitte des 19.¦Jahrhunderts war dort der größte Süntelwald Europas. Im Jahr 1843 wurde das dortige Gebiet gerodet, weil die Baumart nicht gewinnbringend war. Später besann man sich wieder der Namensgebung und setzte die Tradition fort. So wurden in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Neuanpflanzungen vorgenommen, sodass sich derzeit wieder unzählige Süntelbuchen im Ursprungsgebiet befinden. Vom 1901 errichteten, denkmalgeschützten 25¦Meter hohen Süntelturm bei Bad Münder, kann man sich nicht nur ein großartiges Bild über das dortige Waldgebiet machen, sondern hat auch einen herrlichen Blick weit übers Land, wie Gisela Heimbach berichtet. Aus dem süddeutschen Raum ist überliefert, dass König Friedrich von Württemberg, ein solcher Baum um 1800 bei einer Jagd aufgefallen ist. Er erkannte den Wert des Kuriosums und ließ es unter Schutz stellen. Bis ins Jahr 2003 konnte die dortige Süntelbuche überleben, bis sie schließlich morsch in sich zusammenbrach.
Wunsch nach Hinweisschild
200 Jahre voraus denken die drei heutigen Betrachter der Obersäckinger Süntelbuche nicht. Sie wären schon zufrieden, wenn der Baum ein kleines Vielfaches seiner jetzigen Lebenszeit bestehen kann, zur Freude ihrer und anderer Süntelbuchen-Liebhaber aus nah und fern. Diese und alle Passanten auf die Besonderheit der seltenen Baumart aufmerksam zu machen, könnte durch ein kleines Hinweisschild erfolgen, das am Kirchweg anzubringen wäre, sagten Gisela Heimbach, Elisabeth Mutter und Patrick Hausin. Das wäre ihr Wunsch an die Stadt Bad Säckingen, möglicherweise auch an den Bad Säckinger Schwarzwaldverein, dem Kultur und Heimatpflege ein vordringliches Betätigungsfeld ist.