Wolfgang Rößler klingt zufrieden. Auf dem Biertisch vor dem Gemeinderat aus dem Deggenhausertal steht das wohlverdiente kalte Bier. Nicht nur vor ihm, sondern auch vor etlichen anderen Teilnehmern der Sternfahrt, die sich wie Rößler an diesem Samstagmorgen auf dem Wittenhofener Rathausplatz eingefunden haben, um von dort aus nach Markdorf zu radeln. Und die nun, nach 26 Kilometern gemütlicher Fahrt, auf dem Marktplatz oder dem Kirchplatz angekommen sind, und im Schatten der Linde Bier, Saft, Wasser oder eine Maultaschen-Bowl vom mobilen Stand des Schwanenwirts zu genießen.

Auch Wolfgang Rößler aus dem Deggenhausertal (vorne) ist per Rad nach Markdorf gekommen.
Auch Wolfgang Rößler aus dem Deggenhausertal (vorne) ist per Rad nach Markdorf gekommen. | Bild: Jörg Büsche

Bergauf ist noch Luft nach oben

„Die älteste Teilnehmerin in unserer Gruppe ist 80“, erklärt Rößler. Und weil die allermeisten die Tour vom Deggenhausertal aus in die Gehrenbergstadt per E-Bike gefahren sind, hielten sich die Mühen trotz der hohen Temperaturen in ertragbaren Grenzen. Nicht zuletzt auch dank der guten Radwege im Tal. „Die Hänge hinauf ist freilich noch Luft nach oben“, räumt Rößler schmunzelnd ein. Bergan seien längst nicht alle Strecken so fahrradfreundlich wie auf dem Weg nach Heiligenberg hinauf.

Die Sternfahrtteilnehmer aus Tettnang treffen ein.
Die Sternfahrtteilnehmer aus Tettnang treffen ein. | Bild: Jörg Büsche

Sternfahrt zu spanischem Flair

Wittenhofen nach Markdorf, das war nur eine von drei Routen der Sternfahrt hin zum Markdorfer Rathausplatz. Eine weitere Strecke führte von Tettnang aus über Brochenzell an den Fuß des Gehrenbergs. Und dann gab es zu guter Letzt noch die Tour hoch zum Markdorfer Hausberg – zum dortigen Gero-Trail am Gehrenberg, der Downhill-Strecke, die für Mountainbike-Fahrer ausgebaut ist. Eingeladen hatte der Bodenseekreis, genauer: Sarah Wingendorf vom Amt für Bauen, Klima und Mobilität in der Kreisbehörde, in deren Zuständigkeit auch solche Themen wie Radverkehrsplanung oder die Sicherheit beim Radfahren gehören.

Eingeladen hatte aber auch das Markdorfer Stadtmarketing. „Das war wohl ein glücklicher Zufall“, sagt Leiterin Barbara Bücken. Als ihre Kollegin Saskia Friedrich-Rother bei einem Gespräch mit Radverkehrskoordinatorin Wingendorf erfuhr, dass das Ziel der Sternfahrt, die in jedem Jahr als Auftakt zur Kampagne „Stadtradeln“ stattfindet, noch offen sei, habe sie Markdorf vorgeschlagen. Da man hier doch zur gleichen Zeit unter dem Motto „Viva España“ ein spanisches Wochenende mit Musik, Tanz und Spezialitäten von der iberischen Halbinsel feierte.

Kommunaler Rückenwind für Radler

Er freue sich, so begrüßte Bürgermeister Georg Riedmann am Samstagmittag die Sternfahrtteilnehmer, dass der Auftakt zum Stadtradeln hier stattfinde. Habe Markdorf doch bei der dreiwöchigen Aktion zum Kilometer-Sammeln auf Alltagsstrecken schon mehrfach sehr gut abgeschnitten – und die Sternfahrt, so hoffe er, motiviere noch zusätzliche Teilnehmer.

Bürgermeister Georg Riedmann begrüßt die Sternfahrtteilnehmer am Kirchplatz.
Bürgermeister Georg Riedmann begrüßt die Sternfahrtteilnehmer am Kirchplatz. | Bild: Jörg Büsche

Die Deutsche Initiative Mountainbike hat weniger den Ausbau des Radwegenetzes auf öffentlichen Straßen im Blick. Stattdessen zählt für sie die Anlage weiterer Downhill-Trails. Das erklärte Silvi Jung am Infostand auf dem Kirchplatz: „Wir wünschen uns noch mehr Bereiche, in dem man das Radeln in der Natur genießen kann.“

Silvi Jung engagiert sich in der Deutschen Initiative Mountainbike für weitere Downhill-Strecken in der Natur.
Silvi Jung engagiert sich in der Deutschen Initiative Mountainbike für weitere Downhill-Strecken in der Natur. | Bild: Jörg Büsche
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Strecken wie der Gero-Trail am Gehrenberg würden zeigen, wie groß das Interesse, aber auch der Bedarf an weiteren Strecken sei. „Uns ist klar, dass es schnell zu Konflikten mit dem Naturschutz kommen kann“, so Silvi Jung weiter. Sie sei sich aber sicher, dass sich durch Gespräche vieles klären und lösen lasse.

„Radkultur“ setzt auf Klimaschutz

Das Genießen von Natur und Landschaft steht auch für Vera Wagner aus Uhldingen ganz weit oben. „Wir unternehmen regelmäßig größere Touren mit unseren E-Bikes.“ Distanzen von 50 bis 60 Kilometern auf dem Radwegenetz am nördlichen Bodensee-Ufer, aber auch Richtung Radolfzell und Konstanz, sagte sie.

Vera Wagner radelt regelmäßig längere Strecken durch die Bodenseelandschaft.
Vera Wagner radelt regelmäßig längere Strecken durch die Bodenseelandschaft. | Bild: Jörg Büsche

Gesundes und klimafreundliches Sich-Fortbewegen, das habe sich „Radkultur“ auf die Fahnen geschrieben, erklärt Wolfgang Wohlgemut die Ziele der Initiative des Stuttgarter Verkehrsministeriums.

Gute Bremsen sind wichtig

Damit der Umstieg auf den Fahrradsattel möglichst pannenfrei verlaufen kann, wird unter den Zeltplanen von „Radkultur“ ein Reparatur- und Wartungsservice angeboten. Bei dem sich Gerd Hübner aus Stetten von Leander Hupenthal die hydraulisch betriebenen Scheibenbremsen seines E-Bikes nachstellen lässt.

Leander Hupenthal (links) stellt die Bremsen an Gerd Hübners E-Bike nach.
Leander Hupenthal (links) stellt die Bremsen an Gerd Hübners E-Bike nach. | Bild: Jörg Büsche

„In den Serpentinen zur Meersburger Fähre hinunter muss das gut funktionieren“, erklärt der Rentner.